Die Mapper Schanze – ein letztes Stück Geschichte

Nachdem ich vergangenen Monat von den abwechslungsreichen Aufgaben und Tätigkeiten im Naturpark und in meinem Praktikum gesprochen habe, werde ich euch nun von genau einer solchen Aufgabe erzählen. Am Freitag den 02. Juni 2017 habe ich mich mit dem Geschäftsführer des Naturparks Herrn Wennemann, dem BFD’ler (Bundesfreiwilligendienst) Sebastian Krüger und Niels Derstroff, dem Schülerpraktikanten des Naturparks RheinTaunus, am Parkplatz „Förster Bitter-Eiche“ getroffen. Am 1494 errichteten Bollwerk, heute ein Kulturdenkmal,  „Mapper Schanze“ angekommen, war es unsere Aufgabe eine Hecke zu flechten. Diese befindet sich neben der letzten noch erhaltenen Befestigungsanlage im Verlauf des Rheingauer Gebücks. Das Flechten von Hecken ist eine verloren gegangene Form der Landesverteidigung durch „Landwehren“ aus dichten Hecken. Es wird versucht die Mapper Schanze zu rekonstruieren, wozu eine eigens dafür, im Jahr 1996, angelegte Hecke dient.

Vom 11. bis zum Ende des 18. Jahrhunderts wurden Hecken im Rheingau miteinander verflochten, geknickt und gebückt, woher der heutige Name „Rheingauer Gebück“ stammt. Diese bildeten eine 38 Kilometer lange und teils 100 Meter tiefe Grenze von Walluf bis nach Lorchhausen. Beim Flechten, so erklärte uns Herr Wennemann, kommt es vor allem darauf an, den unteren Teil der Hecken so dicht wie möglich zu gestalten, um ein Durchkommen so gut es geht zu erschweren. Eine mächtige Höhe mussten die Hecken nicht erreichen, waren Personen früher entweder zu Fuß oder auf dem Pferd unterwegs. Dicht verflochtene Hecken, durchzogen von Gräben und Befestigungsanlagen, wie die Mapper Schanze, hielten Räuber und Feinde beziehungsweise Angreifer mindestens genauso gut aus dem Rheingau, wie in anderen Städten hohe Stadtmauern, zumindest bis zur Aufgabe des Rheingauer Gebücks im Jahre 1771.

Solch ein Schutz vor unwillkommenen Gästen war zu der damaligen Zeit unabdingbar, galt damals der Rechtsgrundsatz „Stadtluft macht frei“, bei uns galt dies für einen ganzen Landstrich, die „Rheingauer Freiheit“. Dieser besagt, dass Leibeigene nach einem Jahr und einem Tag in der Stadt frei von ihren Lehnsherren sind. Gerade aufgrund dessen verspürten viele Bürger den Wunsch in eine Stadt oder ins Land zu gelangen. Neben dieser Schutzfunktion diente das „Rheingauer Gebück“ auch als Sicherung der Zölle, welche für Waren, die man über den Rhein in das Gebiet des Rheingaus einführte, erhoben wurden. Um diesen Zoll zu umgehen, luden Händler ihre Ware schon vor dem Gebiet des Rheingaus von den Schiffen, um sie zollfrei über das Land transportieren zu können, dies verhinderte das Rheingauer Gebück.

Nachdem wir die Hecke bestmöglich geflochten hatten, stellten Studenten der Fachschule Holztechnik und Gestaltung in Hildesheim unter der Anleitung ihres Lehrers Joachim Frost ihre entwickelten Entwürfe zur Belebung der Mapper Schanze vor, um diese zu einem Erlebnisort zu machen. Ein Großteil der Entwürfe legten Wert auf die Begehbarkeit des Bollwerks. Dabei reichten die Entwürfe von einer Wendeltreppe über ein Holztreppenhaus bis hin zu einem Treppenaufgang, welcher sich in ineinander gestellten roten Rahmen befindet und weiteren Veränderungen. Lediglich ein Entwurf sieht keine Begehbarkeit des Kulturdenkmals „Mapper Schanze“ vor, um die Offenheit des Objektes zu wahren. Stattdessen sollen Betonsäulen in verschiedenen Höhen und deren Schatten das frühere Wächterhaus andeuten, um den Besuchern eine Reise in die Vergangenheit zu gewähren.

Studenten der FH Hildesheim ©Andreas Wennemann

Studenten der FH Hildesheim ©Andreas Wennemann

Mir haben die Entwürfe sehr gut gefallen, weil sie aufzeigten wie mannigfaltig die Möglichkeiten sind, dieses historische Gebäude in einem neuen Lichte erstrahlen zu lassen. Gleichzeitig gingen alle Entwürfe sehr behutsam mit dem Denkmal um und die Studenten haben sehr stark darauf geachtet, der Mappe Schanze mit ihren Entwürfen nicht zu schaden. Ich bin sehr gespannt wie es mit diesem Projekt weitergeht und ob einer der Vorschläge aus Sicht der Kosten und des Denkmalschutzes realisierbar ist, was Ruth Schreiner, vom Bauamt von Oestrich-Winkel und Thomas Büttner mit seinem Büro für Heimatkunde und Kulturlandschatzpflege nun beurteilen werden.

Ein Beitrag von Naturpark RheinTaunus

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