Führung durch den „Historischen Hauberg“ bei Kreuztal

Einst in Siegerländer Wäldern….

Sehr eindrucksvoll hat Christa Vitt-Lechtenberg – Försterin beim Landesbetrieb Wald und Holz NRW und im Regionalforstamt Siegen-Wittgenstein für Umweltbildung und Öffentlichkeitsarbeit zuständig –  das Team des Naturparks im Anschluss an die monatliche Teamsitzung durch den „Historischen Hauberg“ bei Kreuztal-Fellinghausen geführt. Zwar wird der „Hauberg“ in seiner Reinform nur noch hier praktiziert, dennoch prägt diese alte Bewirtschaftungsform immer noch wesentliche Teile der Kulturlandschaft des Siegerlandes.

Als starker Partner des Naturparks erfüllt der Landesbetrieb Wald und Holz NRW neben dem Erhalt wesentlicher Wohlfahrtsfunktionen im Staatswald auch wichtige Aufgaben in der Umweltbildung. Das Jugendwaldheim „Gillerberg“ bei Hilchenbach,  das Wald-Informationszentrum „Forsthaus Hohenroth“ in Netphen  oder der „Waldweg Grenzenlos“ in Olpe tragen hierzu in bedeutsamer Form bei. Der „Historische Hauberg“ bei Kreuztal ist als Gemeinschaftsprojekt mit der Waldgenossenschaft Fellinghausen eine weitere wichtige Einrichtung. Hier werden auf einem rund 24 ha großen Areal die historischen Bewirtschaftungsweisen einer alten und ausgeklügelten Waldnutzungsform veranschaulicht, die nicht nur das Landschaftsbild geprägt, sondern auch zur biologischen Vielfalt beigetragen hat.

Christa Vitt-Lechtenberg - Försterin beim Landesbetrieb Wald und Holz NRW und im Regionalforstamt Siegen-Wittgenstein für Umweltbildung und Öffentlichkeitsarbeit zuständig - führte das Team des Naturparks durch den „Historischen Hauberg“ bei Kreuztal-Fellinghausen. Es fehlt die Fotografin (Foto: Naturpark SR/Kerstin Berens).

Christa Vitt-Lechtenberg – Försterin beim Landesbetrieb Wald und Holz NRW und im Regionalforstamt Siegen-Wittgenstein für Umweltbildung und Öffentlichkeitsarbeit zuständig – führte das Team des Naturparks durch den „Historischen Hauberg“ bei Kreuztal-Fellinghausen. Es fehlt die Fotografin (Foto: Naturpark SR/Kerstin Berens).

Ein kleiner Exkurs in die Haubergsgeschichte:

Bereits die Kelten hatten im Siegerland Eisenerz verhüttet. Durch den hohen Bedarf an Brennholz- und Holzkohle kam es mehrfach zur Entwaldung und damit verbunden zu einer wiederkehrenden Ent- und Wiederbesiedelung der Region. Erst im 18. Jahrhundert hatte Fürst Nassau-Siegen mit der „Güldenen Jahnordnung“ ein Regelwerk geschaffen, welches die nachhaltige Nutzung der Wälder im Siegerland sicherte. Seit dem durfte in einer Gemarkung nur noch so viel Holz genutzt werden, wie auch wieder nachwuchs.  Die Nutzung des Waldes erfolgte im Niederwaldbetrieb, das heißt, der Wald wurde in einer vorgegeben Umtriebszeit – meistens um die 20 Jahre – auf den Stock gesetzt. Entsprechend dieser Umtriebszeit wurde der Wald einer Gemarkung in gleichgroße Stücke aufgeteilt. Alternierend wurde dann jedes Jahr ein neues Stück durch die Dorfgemeinschaft genutzt. Aus dem Stockausschlag wuchs der Wald somit regelmäßig nach. Jede Familie hatte am Wald seinen ideellen Anteil zu bewirtschaften. Welches Teilstück von welcher Familie genutzt werden durfte, wurde ausgelost und durch ein spezielles System vermessen. Die Besitzstruktur dieser Haubergsgenossenschaften (heute Waldgenossenschaften) ist einzigartig und wird in einem eigens hierzu erlassenen Landesgesetz, dem Gemeinschaftswaldgesetz, geregelt.

Die Hauberge wurden damals überwiegend durch die stockausschlagfähige Eiche geprägt. Denn diese Baumart war nicht nur wegen ihres hohen Brennwertes zum Verkohlen besonders gut geeignet, sie lieferte auch Gerbrinde für die Herstellung von Leder sowie Bau- und Grubenholz.

Allein die Holznutzung in den Haubergen war ein reiner Niederwaldbetrieb, welcher häufig in Europa praktiziert wurde oder wird. Das Besondere der Hauberge lag in der zusätzlichen landwirtschaftlichen Zwischennutzung. Aufgrund des hohen Bedarfs an Holz für den Bergbau und die Hüttenindustrie wurde der überwiegende Teil der Landschaft als Wald genutzt. Lediglich um die Ortslagen herum gab es kleinere Felder und Wiesen. Um jedoch eine Versorgung mit Nahrungsmittel sicherzustellen, wurde in den Haubergen zusätzlich Getreide kultiviert und Vieh eingetrieben.

Mit dem Bau der Eisenbahn ins Ruhrgebiet und der Verwendung von der günstigeren Steinkohle hat die Wald-Köhlerei im Siegerland an Bedeutung verloren. Auch die zunehmende Verwendung von Erdöl machte Brennholz uninteressanter. So wurden Großteile der damaligen Hauberge, insbesondere auf den entlegenen Hochlagen, überwiegend mit Fichte angepflanzt oder in Eichen-Mischwälder überführt.

Die Haubergswirtschaft im Siegerland ist traditionell stark in der Bevölkerung verwurzelt und wird heute noch in vielen Ortschaften in abgewandelter Form zur Brennholzgewinnung durchgeführt.

Um das  kulturell-historische Brauchtum der Siegerländer Haubergswirtschaft zu erhalten und für kommende Generationen erlebbar zu machen, wurde der Förderverein „Historischer Hauberg Fellinghausen e.V.“ gegründet. Der Förderverein unterstützt und gestaltet die Arbeiten im Historischen Hauberg in besonderem Maße mit.

Der Historische Hauberg ist frei zugänglich. Anhand zahlreicher Informationstafeln wird die historische Nutzung der Siegerländer Wälder veranschaulicht. Gruppenführungen können vereinbart werden beim  Regionalforstamt Siegen-Wittgenstein (Tel.: 0 27 33 / 89 44-0, E-Mail: siegen-wittgenstein@wald-und-holz.nrw.de) oder dem Förderverein Historischer Hauberg Fellinghausen (Tel.: 02732 – 1882 E-Mail: info@fhhf.de) vereinbart werden.

Weitere Informationen sind auf folgenden Websites zu finden:

http://www.fhhf.de/

http://www.siegerland-wittgenstein-tourismus.de/urlaubsregion/sehenswertes/bergbau-industriekultur/hauberg-fellinghausen.html

http://www.kreuztal.de/stadtinfo-tourismus-freizeit/tourismus/sehenswuerdigkeiten-und-ausflugsziele/historischer-hauberg-fellinghausen/

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