Ausgrabungen am Kloster Elisabethenzell

Elisabethenzell, beziehungsweise auch „Einsiedel“ genannt, war ein ehemaliges Kloster an der Birkenhainer Straße im Wald zwischen Rieneck und Ruppertshütten. Die erste Besiedlung des Ortes fand vermutlich im frühen 13. Jahrhundert statt.Es entstand zunächst eine kleine Kapelle, in den Folgejahren entwickelte sich ein Kloster mit Wirtschaftsgebäuden und Kirche. Am 26. April 1295 übergaben die Grafen von Rieneck das Kloster als Schenkung an die Prämonstratenserabtei Oberzell.

1410 übernahmen Dominikanermönche das Priorat. Ab diesem Zeitpunkt fehlen Berichte über das Klosterleben. Mit großer Wahrscheinlichkeit wurde das Kloster im Juli 1333 im Zuge des militärisch ausgetragenen Streits um das Erbe der im Mannesstamm ausgestorbenen Linie Rieneck-Rothenfels zerstört und nur zu kleinen Teilen wieder aufgebaut. Dementsprechend wurde auch der Klosterbetrieb nur in deutlich vermindertem Umfang wieder aufgenommen und das Kloster Einsiedel erlebte wohl einen langsamen Niedergang bis zur kompletten Aufgabe im 15. Jahrhundert. In der Karte des Elias Hoffmann (1584) und in der Pfinzingkarte (1594) ist jeweils nur noch eine Ruine als Kloster Einsiedel eingezeichnet.

 

Foto: Harald Rosmanitz, Archäologisches Spessartprojekt

Die Grabungsarbeiten aus der Vogelperspektive (Foto: Harald Rosmanitz, Archäologisches Spessartprojekt

Rund 800 Jahre nach der Gründung des Klosters wird dessen Geschichte unter Federführung des Archäologischen Spessartprojekts intensiv erforscht. Die Forschungsarbeiten begannen 2011 mit der Gründung der Arbeitsgemeinschaft „Kloster Einsiedel“, an der neben dem Archäologischen Spessartprojekt der wichtigste Partner die Bayerischen Staatsforsten AöR sind. Sie stellen als Projektträger die Finanzierung bereit und machen die Ausgrabung in diesem Umfang erst möglich.

Nach Bodenradaruntersuchungen wurde 2012 eine erste Ausgrabung durchgeführt. Diese und drei weitere Grabungskampagnen brachten in den letzten 4 Jahren die Reste der Klosteranlage zu Tage. Darunter auch den Kernbau, eine 23,5 Meter lange und 8,5 Meter breite Kirche. Dabei wurden über 800 Artefakte und sensationelle Funde entdeckt, darunter viele noch sehr gut erhaltene Skelette. Diese Funde unterstreichen die damalige Bedeutung der Anlage.

Das Kloster war aufgrund seiner Lage an der Birkenhainer Landstraße für Reisende ein wichtiger Rastpunkt bei der anstrengenden Spessartdurchquerung. Die Birkenhainer Straße war im Mittelalter einer der bedeutendsten Handelswege durch den Spessart. Sie verband als Heer- und Handelsweg Rheinfranken und Ostfranken und damit die Städte Mainz, Frankfurt, Würzburg, Nürnberg und Bamberg miteinander.

 

Archäologe David Enders erklärt den ZNL - Kurs - Teilnehmern die Klosteranlage Elisabethenzell

Archäologe David Enders erklärt Teilnehmern des ZNL-Kurses die Klosteranlage Elisabethenzell

 

Die Forschungsergebnisse der letzten Jahre sollen zukünftig im Rahmen eines kleinen Archäologieparks vor Ort präsentiert werden, sodass sich Besucher umfassend über die historische Dimension des Ortes informieren können. Dieser archäologische Park soll am 23./24.09.2017 eingeweiht werden.

Weitere, umfassende Informationen zum Kloster Elisabethenzell und zu den Forschungsarbeiten gibt es auf der Webseite des Archäologischen Spessartprojekts.

 

Klosterbrunnen mit mehrere Meter tiefem Schacht

Klosterbrunnen mit mehrere Meter tiefem Schacht

 

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