Von Wasserbüffeln, Feuchtwäldern und fast vergessenen Schönheiten

NP SRL/Marc KupetzMehr als 100 Besucher waren zu Gast beim 12. Kleinen Naturschutztag – der Jahrestagung des Naturparks in Menz. Der Saal in der Regionalwerkstatt Stechlin war bis auf den letzten Platz gefüllt. Ein abwechslungsreiches Vortragsprogramm informierte über Untersuchungen, Kartierung und Projekte des Naturparks und seiner Partner.

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Höhepunkt war die Auszeichnung des EU-Life-Projektes Feuchtwälder als Projekt der UN-Dekade Biologische Vielfalt. Die Mitarbeiterinnen des Projektes Inga Willecke, Stefanie Luka und Janin Ruffer erhielten die Auszeichnung aus den Händen von Ralf Reinhard, Landrat Ostprignitz-Ruppin. Das brandenburgweite Projekt in Trägerschaft des NaturSchutzFonds Brandenburg engagiert sich im Naturpark für die Umsetzung der FFH-Managementplanung im Kunstertal, am Rheinsberger Rhin und im Stechlinseegebiet.

Karen Steinberg von der Naturwacht Stechlin-Ruppiner Land berichtete über Umweltbildungsaktivitäten in der Lindower Kita. Das Lindower Kinderland wurde im letzten Jahr als erste Kita Brandenburgs als Naturpark-Kita zertifiziert. Zwei Ranger sind alle 2 Wochen für einen Vormittag in der Kita, um bereits die Jüngsten für Natur und Umwelt zu begeistern. So wurde im letzten Jahr u.a. der Weg vom Korn zum Brot begleitet. Die Kids besuchten einen regionalen Landwirt bei der Feldarbeit, schauten wie das Korn in der Mühle zu Mehl vermahlen wird und legten beim Brotbacken selbst Hand an.

Valeska de Pellegrini, Wolfsbeauftragte im Brandenburgischen Umweltministerium, referierte über die Situation der Wölfe in Brandenburg. Nachdem im letzten Jahr Einwohner des Naturparks über mehrfache Wolfsbeobachtungen berichtet hatten, stößt das Thema im Naturpark auf zunehmendes Interesse. Die Referentin berichtete über das richtige Verhalten beim Zusammentreffen mit dem Wolf in freier Natur, über den Stand der Wolfsverordnung sowie über Prävention, Schadensausgleich und Umgang bei Rissgeschehen durch Tierhalter.

NP SRL/Marc KupetzDer Klimawandel ist zunehmend mit extremen Witterungsereignissen verbunden. So haben die Sturmschäden durch das Tief Xavier im letzten Herbst den Naturpark direkt betroffen. Die Sperrung von Wanderwegen, der Wasserwanderstrecke Rheinsberger Rhin sowie ganzer Waldgebiete in der Ruppiner Schweiz waren die Folge. Jörg Herpel, Leiter der Landeswaldoberförsterei Alt Ruppin stellte das Ausmaß der Schäden und den Umgang mit den Folgen vor. Darüber hinaus referierte er aber auch über die Chancen, die ein solches Extremereignis u.a. für die Anreicherung des Totholzvorrates im Wald bietet.

Die Gesellschaft für Tiergestützte Therapie e.V. ist im Bereich Zippelsförde als Partner im Vertragsnaturschutz für den Naturpark aktiv. Mit finanzieller Unterstützung des EU-Life-Projektes Feuchtwälder konnten auf Flächen des Gutes Zippelsförde wertvolle Feuchtlebensräume wieder in Nutzung genommen werden. Hauptakteure für die Landschaftspflege im FFH-Gebiet Rheinsberger Rhin und Erweiterung sind dabei Wasserbüffel. Angela Zimmermann berichtete eindrucksvoll über ihre Erfahrungen unter dem Titel „Mensch trifft Büffel“.

Mit mehr als 180 Seen, darunter die Hälfte der Klarwasserseenfläche Brandenburgs, trägt der Naturpark Stechlin-Ruppiner Land für diesen Lebensraum eine besondere Verantwortung. Der Erhalt bzw. die Verbesserung der Wasserqualität sind dabei auch wichtige Ziele für den nachhaltigen Naturtourismus als wichtigste Einkommensquelle in der Naturparkregion.

Bereits vor mehreren Jahren wurde deshalb eine Kooperationsvereinbarung mit dem Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei geschlossen.

Dr. Peter Kasprzak, Wissenschaftler am Standort Neuglobsow, referierte über Möglichkeiten den Zustand der Seen gezielt zu verbessern unter dem Thema „Was sind, was können Seesanierung und Seerestaurierung: Theorie&Praxis“.

NP SRL/Marc KupetzUnter den Titel „Geronsee – eine fast vergessene Schönheit“ hatte Axel Leben aus Schönermark seinen Vortrag über den See am Rande Gransees gestellt. Eine Bürgerinitiative hat den namensgebenden See unmittelbar vor den Toren der Stadt wieder ins Rampenlicht gerückt. Mit Unterstützung der Siemens-Schule Gransee und weiterer Partner wurde die Vergangenheit des Gewässers beleuchtet und Visionen für die Gegenwart und Zukunft entwickelt.

Ines Alkewitz, Bio-Imkerin aus Zernikow, präsentierte ihr Projekt die historische Baumimkerei im Naturpark wiederzubeleben. In verschiedenen Schutzgebieten Osteuropas haben sich zu dieser alten Form der Landnutzung in den letzten Jahren vielfältige Initiativen entwickelt. Im Mittelpunkt steht dabei die Nutzung alter Baumstämme für die Imkerei.

Vor 13 Jahren wurde im Rahmen des EU-Life-Projektes Stechlin die Beerenwiese im NSG Stechlin wiedervernässt. Dorit Protze von der Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde hat die Veränderung der ökologischen Eigenschaften und der Moosflora aktuell untersucht und die Ergebnisse im Rahmen ihrer Masterarbeit veröffentlicht.

Tilmann Disselhoff vom NABU-Regionalverband Gransee stellte die Ergebnisse der Brutvogelzweitkartierung im EU-Vogelschutzgebiet Stechlin vor. Im Rahmen der Berichtspflicht an die EU wird in regelmäßigen Abstand das Vorkommen der europaweit geschützten Brutvogelarten erfasst und die Bestandsentwicklung dokumentiert sowie Empfehlungen für das Management der Gebiete abgeleitet.

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