Geschichten aus unserem Naturpark

Neues aus der Vogelwelt

Ja, wir sind ganz neu – Jahrgang 2014, fünf junge, kräftige Falken, Ende Mai geschlüpft. Unsere Eltern hatten sich ein abgelegtes Elsternest auf einer Fichte im Garten der Familie H. als Aufzuchtort für ihren Nachwuchs ausgesucht. Fünf bräunlich gefleckte Eier hatte unsere Frau Mama auszubrüten und nach 28 Tagen erblickten wir das Licht der Welt, um uns zunächst mit köstlichem Muskelfleisch von Mäusen füttern zu lassen. Nach zwei Wochen wurden wir nicht mehr gehudert und wir konnten neugierig die Gegend betrachten. Direkt gegenüber auf dem Balkon saß oft ein freundliches Paar und hat uns mit einem doppelten Rohr beäugt. Ich glaube, die haben sich über uns gefreut.

Wir werden auch immer agiler, hüpfen und klettern von Ast zu Ast, dabei verwenden wir die Flügel, um das Gleichgewicht zu halten. Ist einer der Altvögel im Anflug, wird schon mit Krakeelen und Flügelwedeln begonnen, wenn die Alten für uns noch gar nicht sichtbar sind. Ich muss schon sagen, dass immer ganz gezielt und gerecht gefüttert wird, wir lieben Kleinen sitzen ja mittlerweile ganz schön verteilt in den Ästen aber jeder bekommt etwas ab.

Gestern und heute gab es großes Kampfgeschrei in der Luft. Ein Fischreiher hatte sich in die Hoheitsgebiete unserer Falkenfamilie begeben und wurde sofort heftigst attackiert. Der Angegriffene stimmte ein lautes Wehgeschrei an, dass selbst die Leute im Wohngebiet interessiert zum Himmel schauten. Der Reiher war froh, dass er ungeschoren davonkam.

Am selben Tag haben wir unsere ersten Flugversuche unternommen. Unsere H´s haben uns aufmerksam dabei beobachtet. Als Größter von uns flog ich gleich bis zur Birke nebenan, die Äste waren etwas wacklig, mit Flügelschlagen habe ich aber das Gleichgewicht wiedergefunden. Nummer zwei flog bis zur nächsten Fichte und Nummer drei ins Niemandsland. Alle drei wollten wir aber nicht riskieren, nicht mehr gefüttert zu werden, also wieder zurück zur Stammfichte, war ganz schön schwierig. Aber für´s erste Mal schon recht gut. Montag früh ging es schon etwas weiter. Einer flog bis zur großen Pappel bei der Post, der nächste hinterher. Ein anderer sicherte sich den Ausguck auf dem hohen Baum neben der Villa, gleich kamen die Elstern und machten Theater. Ein anderer von uns hat es im schönen Garten versucht. Erst auf dem Blumenbottich, ganz bequem aber wenig zu sehen. H`s Hollywoodschaukel. Na ja, noch nicht mal die Folie hatten sie heruntergenommen. Dann lieber weiter in die Nähe des Komposthaufens, dort war ein geeigneter Baumstumpf.

Wir Fünflinge sind immer seltener zu Hause. Täglich sind jetzt Rund- und Erkundungsflüge angesagt. Nur bei Benjamin Falke, dem offensichtlich Jüngsten, sind wir nicht sicher, ob er nicht ständig noch zu Hause ist. Gefüttert wird nach wie vor derjenige, der gerade anwesend ist.

Elstern als Störenfriede auf der heimischen Fichte, BA Jochen Hiebel

Elstern als Störenfriede auf der heimischen Fichte, BA Jochen Hiebel

Wir Falken werden massiv von einer Schar Elstern regelrecht gejagt. Nicht zwei oder drei stürzen sich auf einen Jungfalken sondern sechs oder sieben. Ohne beiderseitige Schnabelhiebe geht es dabei nicht ab. Wehe, wenn unsere Eltern erscheinen, dann setzt es was bei den Elstern. Wir sind gespannt, was wir noch alles erleben werden.

Jochen Hiebel

Naturführer im Naturpark Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale

 

Ein Beitrag von Naturpark Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale

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