„Grenzenlos“ – Grenzüberschreitende Naturparkarbeit

Goldbaum © VDN/Andreas Dölle

Goldbaum © VDN/Andreas Dölle

Deutsche Naturparke sind an einer Reihe Staatsgrenzen überschreitender Kooperationen beteiligt, bei denen ein deutscher Naturpark mit einem Schutzgebiet oder einer Region aus einem anderen europäischen Staat zusammenarbeitet. Diese Naturparke verbinden durch ihre Kooperation Naturräume und die dort lebenden Menschen über Grenzen hinweg und leisten so einen wichtigen Beitrag zu einem Zusammenwachsen Europas. Die nachfolgenden Beispiele zeigen Naturparke, in denen die Schutzgebiete beider Staaten im Rahmen einer gemeinsamen Organisationsstruktur zusammenarbeiten.

Deutsch-Luxemburgischer Naturpark

Eingang zur Teufelsschlucht © VDN/Albert Wirtz

Eingang zur Teufelsschlucht © VDN/Albert Wirtz

Der Deutsch-Luxemburgische Naturpark ist ein grenzüberschreitender Naturpark. Er wurde 1964 durch einen Staatsvertrag zwischen dem Land Rheinland-Pfalz und dem Großherzogtum Luxemburg errichtet. Damit war er der erste grenzüberschreitende Naturpark in Westeuropa. Der Naturpark umfasst Teile der Eifel beiderseits von Sauer und Our, nördlich schließt sich der Deutsch-Belgische Naturpark Hohes Venn-Eifel an.

Auf der deutschen Seite des Deutsch-Luxemburgischen Naturparks handelt es sich um den Naturpark Südeifel. Auf luxemburgischer Seite deckt der Naturpark Our einen Teil der Fläche des deutsch-luxemburgischen Naturparks ab. Die beiden nationalen Naturparke arbeiten im Rahmen von INTERREG-Projekten zusammen, beispielsweise zur Renaturierung der Our. Institutionell getragen wird der Deutsch-Luxemburgische Naturpark von der „Vereinigung Deutsch-Luxemburgischer Naturpark“.

Deutsch-Belgischer Naturpark Hohes Venn-Eifel

Tristesse © VDN/Rolf Schnepp

Tristesse © VDN/Rolf Schnepp

Der Deutsch-Belgische Naturpark liegt in zu Teilen in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Ostbelgien. Mit einem Regierungsabkommen von 1971 zwischen dem Land Nordrhein-Westfalen, dem Land Rheinland-Pfalz und der Regierung des Königreichs Belgien wurden die nordrhein-westfälischen und rheinland-pfälzischen Teile des deutschen Naturparks Nordeifel mit dem belgischen Parc Naturel Hautes Fagnes zum Deutsch-Belgischen Naturpark Hohes Venn-Eifel zusammengefasst. Die beiden nationalen Naturparke blieben aber unabhängig voneinander bestehen und behielten ihre eigene Trägerstruktur. Sie arbeiten in Projekten zusammen wie beispielsweise im INTERREG-Projekt zur Renaturierung der Our, wie auch der Naturpark Südeifel.

Deutsch-Niederländischer Naturpark Maas-Schwalm-Nette

Herbstabend am Biotop © VDN/Alfons Wetzurek

Herbstabend am Biotop © VDN/Alfons Wetzurek

Der Deutsch-Niederländische Naturpark Maas-Schwalm-Nette wurde 1976 durch einen Vertrag zwischen dem Königreich der Niederlande und dem Land NordrheinWestfalen als erster grenzübergreifender Naturpark entlang der deutschniederländischen Grenze gegründet. Mit der Gründung eines grenzübergreifenden Zweckverbandes am 1. Juni 2002 und einer eigenen Geschäftsstelle im niederländischen Roermond bekam die deutschniederländische Zusammenarbeit neue Impulse. Der Zweckverband Deutsch-Niederländischer Naturpark Maas-Schwalm-Nette bildet eine Schnittstelle für grenzüberschreitende Kontakte und Informationsaustausch, bringt Projektpartner zusammen, plant, koordiniert und führt Projekte aus, kümmert sich um die Finanzierung und fördert die Nutzung des Naturparks als Erholungsgebiet durch entsprechende Öffentlichkeitsarbeit.

Deutsch-Niederländischer Internationaler Naturpark Bourtanger Moor -Bargerveen

Naturpark Bourtanger Moor - Fullener Wald © Anja Poker

Naturpark Bourtanger Moor – Fullener Wald © Anja Poker

Der Internationale Naturpark Bourtanger Moor-Bargerveen liegt im Regionendreieck zwischen dem Landkreis Emsland, der Grafschaft Bentheim und der niederländischen Provinz Drenthe. Der Naturpark wurde 2006 als Verein „Internationaler Naturpark Bourtanger Moor-Bargerveen e.V.“ nach deutschem Recht gegründet. Sein Ziel ist es, in diesem Raum die Natur und Landschaft und ihre typischen Merkmale zu erhalten und zu pflegen sowie eine naturnahe umweltverträgliche Erholung zu ermöglichen. Der Naturpark erstreckt sich auf deutscher Seite über den südlichen Teil des Bourtanger Moores – einst mit 1.200 km² das größte zusammenhängende Hochmoor Europas. Der niederländische Teil des Internationalen Naturparks, das Bargerveen, ist etwa 20 km² groß. Der Naturpark führt auf seiner Fläche in Deutschland und den Niederlanden Projekte durch wie das INTERREG-Projekt „Nachhaltige Entwicklung von Natur und Landschaft im Internationalen Naturpark Bourtanger Moor – Bargerveen“.

Naturpark Pfälzerwald / Deutsch-Französisches Biosphärenreservat Pfälzerwald und Nordvogesen

Burgruine Altdahn © VDN/Hartmut Eckstein

Burgruine Altdahn © VDN/Hartmut Eckstein

Bereits im Jahr 1992 wurde der Naturpark Pfälzerwald wegen seines besonderen Vorbild- und Modellcharakters als 12. deutsches Biosphärenreservat von der UNESCO anerkannt und in das weltweite Netz der Biosphärenreservate aufgenommen. Seit dem Jahr 1998 ist der rheinland-pfälzische Naturpark Pfälzerwald mit seiner gesamten Fläche von 1.800 km² der deutsche Teil des grenzüberschreitenden deutschfranzösischen Biosphärenreservats Pfälzerwald-Nordvogesen. Das grenzüberschreitende Biosphärenreservat erstreckt sich auf französischer Seite im Regionalen Naturpark Nordvogesen. Seitdem zielen viele über die Grenze hinweg zusammen durchgeführte Projekte der beiden Naturparke auf die Schaffung einer gemeinsamen Identität und einer gemeinsamen Verantwortung für das vorhandene und zu bewahrende Natur- und. Die Trägerorganisationen der beiden Naturparke arbeiten auf der Basis eines Kooperationsvertrages zusammen.

Deutsch-Österreichischer Naturpark Nagelfluhkette

Der Alpsee unter der Milchstraße © VDN/Thomas Raffler

Der Alpsee unter der Milchstraße © VDN/Thomas Raffler

Der Deutsch-Österreichische Naturpark Nagelfluhkette wurde 2008 als Naturpark ausgewiesen. Er liegt grenzüberschreitend im österreichischen Bregenzerwald im Bundesland Vorarlberg und im deutschen Allgäu im Bundesland Bayern. Träger des Naturparks ist der deutsche Verein „Naturpark Nagelfluhkette e.V.“, der seinen Sitz in Bühl/Immenstadt hat. Mitglieder des Trägervereins sind sieben deutsche und acht österreichische Gemeinden. Der Naturpark Nagelfluhkette führt in den beteiligten Gemeinden in Deutschland und Österreich Projekte durch. So wurde beispielsweise das im österreichischen Vorarlberg entwickelte erfolgreiche Projekt zur Besucherlenkung „Respektiere deine Grenzen“ durch den Naturpark Nagelfluhkette auch in das Allgäu übertragen (s. auch EBERHARDT 2015, in diesem Band) und durch die Sensibilisierungskampagne „Dein Freiraum. Mein Lebensraum“ umgesetzt.

Deutsch-Schweizer Naturpark bei Schaffhausen (in Gründung)

Der Schweizerisch-Deutsche Regionale Naturpark Schaffhausen ist ein grenzüberschreitender Naturpark mit Teilen im Schweizer Kanton Schaffhausen und im deutschen Bundesland Baden-Württemberg. Er umfasst acht Schweizer sowie zwei deutsche Gemeinden. Träger des Regionalen Schweizer Naturparks ist der Schweizer Verein Naturpark Schaffhausen, der im Frühjahr 2012 gegründet wurde. Der Naturpark befindet sich zurzeit noch in der Anerkennungsphase und besitzt in der Schweiz den sogenannten „Kandidatenstatus“. Im Oktober 2012 traten die zwei deutschen Gemeinden Jestetten und Lottstetten dem Verein bei und machten das Projekt zum grenzübergreifenden Naturpark. Ein Zusammenarbeitsvertrag zwischen dem deutschen Bundesland Baden-Württemberg und dem Schweizer Kanton Schaffhausen wurde im Oktober 2012 unterzeichnet.

Weitere Kooperationen

Neben den genannten Kooperationen, die einen festen institutionellen und dauerhaften Rahmen besitzen, gibt es eine Reihe weiterer Kooperationen zwischen deutschen Naturparken und Großschutzgebieten aus anderen europäischen Staaten. In diesen Fällen besitzen die kooperierenden Naturparke in der Regel keine gemeinsame Grenze und die Intensität und Dauer der Kooperation ist unterschiedlich. Beispiele sind:

  • Der Naturpark Altmühltal und Naturpark „Sierra de María – Los Vélez” (Spanien / Andalusien)
  • Naturpark Insel Usedom und Nationalpark Wollin (Polen)
  • Südschwarzwald und Naturpark „Ballons des Vosges“ (Frankreich)
  • Naturpark Taunus und Nationalpark Triglav (Slowenien)
  • Die Naturparke TERRA.Vita, Bergstraße-Odenwald, Harz und Vulkaneifel kooperieren mit verschiedenen Schutzgebieten im Netzwerk globaler Geoparke

 

Ein Beitrag von Verband Deutscher Naturparke

Verband Deutscher Naturparke

Holbeinstraße 12
53175 Bonn

Telefon

  • 0228 921286-0

Faxnummer

  • 0228 921286-9

Email Adresse

Webseite

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert