„Wald – da gehen wir hin, denn da kommen wir her…“

Viel erlebt hat er schon, viel erleben möchte er noch, viele Wege gab es schon und es gibt noch „… so viele Ideen und volle Schubladen“, dass er gar nicht weiß, wann er das noch machen soll.

Auf jeden Fall ist der zweifache Familienvater Gunther Dommel ein Mann mit Herz und Visionen. Er hat studiert, er hat sich politisch engaiert, er war Poetry-Slamer und er ist Kindergärtner. Ein unruhiger Geist mit sehr viel Ruhe in sich. Verbunden mit der Natur, dem Wald und dem Wissen eines Wildnispädagogen, der Jäger werden will, damit er die Anatomie der Tiere besser kennenlernt, der verstehen möchte wie die Jäger denken, um entsprechend zu agieren, wenn er mit seinen Kindern im Wald ist.

Kontrovers nennt er sich selbst, aber ich empfinde ihn als Mensch mit dem Verständnis sich selbst und anderen gut zu tun. Sich dem Druck unserer Zeit, der Hektik und Unruhe entgegenzustellen, mit genau dem was die Gesellschaft nicht erwartet – Ausgeglichenheit, Phantasie und einer großen Portion Humor.

Zusammengefunden haben sich heute vor allem Kindergärtnerinnen aus den Landkreisen Bad Kissingen und Rhön- Grabfeld. Alle sind gespannt, denn der Arbeitstitel klingt schon so perfekt: „Gesunde Natur, gesunde Kinder – was wir von der Wildnis lernen können.“

Nach den kurzen organisatorischen Einleitungen machen wir uns auf den Weg. Vom Biosphärenzentrum „Haus der Schwarzen Berge“ geht es den Berg hinauf Richtung Ziegelhütte. Das Wetter unterstützt unser Vorhaben leider nicht wie gewünscht. Aber wir sind ja tapfer! Gunther Dommel in kurzen Hosen ist uns da ein Vorbild. Ein lauschiges grünes Fleckchen Fichtenwald ist Ziel unseres Aufstiegs.

Doch zu allererst will er jedoch schauen, ob wir aufmerksam genug sind, unsere Umgebung wahrzunehmen. Eine Tierspur auf dem Acker – anschauen, schweigen, merken, zeichnen. Beim Aufstieg eine zweite Tierspur – ganz anders als die Erste. Wieder anschauen, schweigen, merken, zeichnen. Und gerade das Schweigen fällt uns ja so schwer.

Angekommen im Wald setzen wir uns im Kreis – der Kreis des Lebens, Medizinkreis der Indianer, Kreislauf des Altern – wie immer man es nennen möchte. Die Form rundet die Idee ab.

Gunther Dommel beginnt mit dem Räuchern. Kalifornischer Salbei wird in einer Muschel, die eigentlich eine Schnecke ist, verräuchert. Eine Feder hilft ihm den Rauch zu verteilen. Der Duft des Salbeis überdeckt unseren menschlichen Geruch, er macht uns zu Wesen aus dem Wald, für Tiere unsichtbarer und damit zu einer Einheit mit dem Wald.
Die vier Elemente, verkörpert durch Salbei = Erde, Schnecke =Wasser, Feder = Luft und Asche = Feuer eröffnen den Kreis. Alle Dinge die uns beschäftigen können wir mit einem stetigen Ritual hinter uns lassen. Der Duft ruft Erinnerungen in uns hervor, das Ritual lässt uns ankommen. Für die Kindergärtnerinnen ein guter Hinweis, denn Kinder lieben Rituale und vertraute Gewohnheiten.Man kann sich Zeit nehmen, man kann ankommen.

Während jeder der Teilnehmer die Schale in der Hand hält um sich einzuräuchern, herrscht Stille. Niemand redet, alle spüren der Stille im Wald nach. Nur die Vögel zwitschern munter weiter.

Text: Antje Schwanke

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