Allerseelenschiffchen in Schmidmühlen

Allerseelenschiffchen (c) Mittelbayerische Zeitung

Allerseelenschiffchen auf der Lauterach bringen Licht in dunkle Novembertage. Ein einmaliges Brauchtum hat sich in Schmidmühlen halten können: Nach dem Allerseelengottesdienst am 2. November um 17 Uhr werden dann um 18 Uhr viele kleine Schiffchen in die Lauterach gesetzt. Dort, wo an den Sommertagen zur Marktfestzeit an der Uferpromenade die Moriskentänzer in allen Farben beleuchtet stehen, kommen die Allerseelenschiffchen ins Wasser. Allerseelen ist ein Tag des Erinnerns an Menschen, die bereits verstorben sind. Der Lauf des dahinfließenden Wassers ist wie die Vergänglichkeit des Lebens. Nicht einmal mehr eine Sekunde komme zurück. So, wie die kleinen, beleuchteten Schiffchen auf der Lauterach dahintreiben, ist letztendlich auch das Leben der Menschen, als Nomaden in dieser Welt.

Das Brauchtum um die Allerseelenschiffchen ist seit Ende der 1980er Jahre wieder zur festen Einrichtung geworden. Ortsheimatpfleger Michael Koller erzählt von diesem Brauchtum, das ihn vor fast 80 Jahren schon durch seine Kinderzeit begleitet hat. Damals wurde in der Woche nach Allerheiligen in der Friedhofskirche der Rosenkranz für die Armen Seelen gebetet.“ Die Mädchen hatten immer ein Wachsstöckl vor sich auf der Kirchenbank stehen. „Wir Buben hatten meist eine Kerze oder ein Stück eines Wachsstöckels dabei.“ Dass es da manchen nicht um die Frömmigkeit gegangen ist, das kann man jetzt schon sagen, meint Michael Koller ganz offen. „Wir haben da auch manchmal gezündelt“. Aber: Es war damals Christenpflicht „in den Allerseelenrosenkranz“ zu gehen. „Nach dem Rosenkranz in der Friedhofskirche haben wir dann immer unsere Kerzenstummel oder Wachsstöcklreste auf kleinen Rindenschiffchen in die Lauterach gesetzt und dann ein Stück weiter drunten beim Sägewerk an der Schütz wieder aus der Lauterach gefischt. Dass dabei auch mancher nass geworden ist, das gehörte einfach mit dazu.“

„Das war damals so der Brauch“, erzählt Koller. „Wasser und Feuer hat damals schon die Leute angezogen und das ist bis heute so geblieben“. Im 2. Weltkrieg war das Brauchtum der Allerseelenschiffchen verboten worden, schon wegen der Luftangriffe in den letzten Kriegsjahren. Ortsheimatpfleger Michael Koller hatte öfter von diesem Brauchtum aus seiner Kinderzeit erzählt, und einige Mitglieder des damaligen Fremdenverkehrsvereins, der dann in den Heimat- und Kulturverein übergeleitet wurde, haben sich dieses wohl in der Region einmaligen Brauchtums angenommen und es aufleben lassen.

Mit viel Ausdauer und mit großem Ehrgeiz werden jetzt in der Schule und daheim, in Vaters Werkstatt, die Allerseelenschiffchen gebastelt, um sie dann nach dem Gottesdienst am Allerseelentag in die Nacht hinaus und weg schwimmen zu lassen. Der ehemalige, aus Schmidmühlen stammende Bezirksheimatpfleger Dr. Adolf Eichenseer hat sich auch mit dem Brauchtum um das Allerseelenschiffchen befasst. In seinem Buch rund um das Oberpfälzer Brauchtum beschreibt er diesen Schmidmühlener Brauch als einmalig in der Oberpfalz. Wo und wie aber letztendlich dieses Brauchtum entstanden ist, das reicht wahrscheinlich noch in die Zeit vor dem Ersten Weltkrieg zurück. „Genaue Anhaltspunkte habe ich dazu nicht herausfinden können.“ (Text: Paul Böhm, Mittelbayerische Zeitung)

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