Geschichten aus dem Hirschwald

 

Der Ort Hirschwald (c) Naturpark Hirschwald

Der Ort Hirschwald (c) Naturpark Hirschwald

Der Naturpark Hirschwald nimmt seinen Namen von einem ausgedehnten Waldgebiet südlich der Stadt Amberg in der Oberpfalz. Bis zum 30-jährigen Krieg gehörte die Region zur Kurpfalz. Die Kurfürsten von der Pfalz bzw. ihre Vertreter oder Administratoren residierten im Schloss in Amberg. Das landesherrliche Privileg der Jagd war ihnen stets sehr wichtig, und ab dem 16. Jh. gingen sie planmäßig daran, den nun so genannten Hirschwald für ihre hochherrschaftlichen Jagden zu nutzen. Das Dorf Gumpenhof wurde in „Hirschwald“ umbenannt und mit einem Jagdschloss, zwei Toren und Mauern versehen. Bereits 1538 ist hier eine große Jagd belegt. Die Bauern in der Umgebung wurden als kurpfälzische Untertanen der kurfürstlichen Wildfuhr Hirschwald zum Waidwerkscharwerk verpflichtet, wie zum Beispiel Jagdgerät an- und abfahren, Treiberdienste leisten, erlegtes Wild abtransportieren oder die Jagdhunde des Kurfürsten beherbergen und füttern. Da heißt es oft, dass die fürstlichen Jagdhunde besser ernährt waren als die Bauernkinder. Dazu kam, dass die Bauern fast wehrlos gegen die Schäden durch das Rot- und Schwarzwild waren. Selbstjustiz hatte dann oft eine harte Bestrafung als Wilderer zur Folge.

Im 30-jährigen Krieg hören wir dann von Wolfsjagden: die Kriegsverheerungen in der Region hatten zu einem starken Anstieg der Wolfspopulation geführt. Während der jagdbegeisterte (jetzt nicht mehr pfälzische sondern bayerische) Kurfürst seine sorgsam gehegten Hirschbestände nicht von diesen Räubern dezimiert sehen wollte, sahen die Bauern im Wolf auch Positives, da die hohen Wolfszahlen sich doch in der Dezimierung der „Flurschädlinge“ bemerkbar machten.

Im Laufe der folgenden Jahrhunderte verloren die Kurfürsten das Interesse an der Jagd im Hirschwald, und das Jagdschloss ging in Privatbesitz über. Bis heute aber lebt in der Region die Erinnerung an diese Zeit im Volkslied „Ein Jäger aus Kurpfalz“ weiter. Denn trotz anders lautender Entstehungsgeschichten für dieses Lied, die es fest in der Rheinpfalz verorten, sind die Menschen in der Oberpfalz, besonders im Hirschwald, heute noch davon überzeugt, dass das Lied im Hirschwald entstanden ist oder zumindest einen im Hirschwald jagenden Pfälzer Wittelsbacher verewigt. Als ein Kandidat kommt laut verschiedenen Forschungen z. B. Johann Kasimir von Pfalz-Simmern (1543 – 1592, von 1583 – 1592 Administator der Kurpfalz und damit auch in Amberg nachweisbar) in Frage. Man darf gespannt sein, ob diese Frage irgendwann einmal zugunsten der „unteren“ oder der „oberen“ Pfalz geklärt werden kann.

Pfalzgraf Johann Casimir von Pfalz-Simmern (c) Wikipedia

Pfalzgraf Johann Casimir von Pfalz-Simmern (c) Wikipedia

Heute sind die Wildbestände nicht mehr so hoch, wenn auch das Schwarzwild problematisch ist. Rotwild wandert immer wieder aus dem nahen Truppenübungsplatz Hohenfels zu, wo es ein sicheres Rückzugsgebiet hat. Wolf und Bär gibt es heute  nicht (oder noch nicht?), aber der Luchs ist da. Es gibt sogar Hinweise, dass die Wildkatze bei uns ab und zu durchstreift.

Ein Beitrag von Naturpark Hirschwald

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