Als der Wald noch 70% der Fläche einnahm…
Wald war für unsere Vorfahren dominant, nicht beherrschbar, bedrohlich, gefährlich und furchteinflößend, aber auch heilig. Für sie ist Natur (besonders der Wald) Rohstoffquelle, Nahrungslieferant und manchmal Wohnraum.
Der Wald hat die Menschen geprägt und beeinflusst, ernährt und gefährdet, er war Nahrungsquelle, Lebensgrundlage und Vorratsspeicher. Mittlerweile ist die Waldfläche in Deutschland auf rund 30% reduziert und er war im Mittelalter so stark übernutzt durch Rodung, Waldweide und Holzverbrauch, dass Carl von Carlowitz 1713 das erste Werk zur Nachhaltigkeit geschrieben hat: die Sivicultura oeconomica.
Eine kleine Zeitreise:
Altsteinzeit vor 9.000 Jahren, erste Werkzeuge, Jagd hinter dem Wild, Nomadentum
Jungsteinzeit in Mitteleuropa vor 5.500 Jahren, erste Siedlungen mit Langhäusern, Beginn der Sesshaftigkeit und des Ackerbaus
Ötzi vor 5.300 Jahren (Kupferbeil, Eibenbogen, Köcher aus Rehleder, Birkenteer, Feuerstein, Holzkohle, Ahle)
Die Sesshaftigkeit mit Flächen für Ackerbau und der Bau von Häusern erforderte Waldrodungen.
Nutzung des Waldes insbesondere im Mittelalter (5. – 15. Jh. n. Chr.) für:
Häuserbau
Ackerbau (Rodungen und Trockenlegung)
Hute und Laubstreu für Ställe
Ledergerbung (Eichenlohe)
Wikingerlangboote (800 – 1100)
Englische Eibenlangbögen beenden das Rittertum (1300)
Mittelwald (auf den Stock setzen)
Glashütten/Salinen/Kohlenmeiler/Bergbau
Nahrung (Tiere und Pflanzen)
Meilensteine in der Wald- und Holznutzung
3.000 v. Chr. Ötzi mit Holzaxt, Pfeil und Bogen
1.500 v. Chr. Ägyptischer Weihrauch als Heilmittel
800 – 1100 Langboote der Wikinger aus Eiche als Kriegswaffe
1300 Englische Eibenlangbögen beenden das Rittertum
1500 Fachwerkhäuser
1502 Kolumbus entdeckt die Kakaobohne nicht
1680 Stradivari experimentiert mit Ahorn und Fichte
1713 Sylvicultura oeconomica
1780 Goethes Waldgedicht
1812 Märchenzeit der Brüder Grimm
1817 Dampfkraft auf der Schiene
1897 Entdeckung der Acetylsalicilsäure aus Weidenrinde
1940 Eichelkaffee aus dem Wald
Mittlerweile wird der Wald von vielen Menschen nicht mehr als Lebensgrundlage betrachtet.
Dennoch ist er es: er schenkt uns Sauerstoff und den umweltfreundlichsten Rohstoff der Welt, das Holz; er ist Wasserspeicher und Luftfilter; er ist Arbeitsplatz für viele Menschen, sei es als Förster*innen, Forstwirt*innen, Möbel- oder Holzproduktehersteller, Sägewerker, Fuhrunternehmer; er liefert Kräuter, Pilze, Brennholz oder gesundes Wildfleisch, er ist Lebensraum für Tiere und Pflanzen und nicht zuletzt: er ist Erholungsraum und Kraftquelle für uns.
Erholen Sie sich gut!
Ihre Sibylle Susat
Geschäftsführerin Naturpark Münden und das Naturparkteam
Ein Beitrag von Naturpark Münden
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