Der Kohlenmeiler im Naturpark

Mittlerweile gibt es sie nicht mehr, die langsam ziehenden Rauchschwaden der Kohlenmeiler über unseren grünen Wäldern und auch der alles durchdringende Brandgeruch dieser rußigen Arbeitsstätten ist lange schon verraucht.

Bis zum späten neunzehnten Jahrhundert wurde der Wald vielerorts zur Herstellung von Holzkohle genutzt. Man erkannte die Vorteile der massiven Gewichtsminderung bei der Verkohlung von frischem Holz zu Holzkohle bei gleichzeitig höherer Hitzebildung der Kohlen. So beträgt das Kohlengewicht aus Buche nur noch ca. 25 % des Holzgewichtes, bei Fichte und Tanne sind es gar nur noch 20 %. Ein Festmeter Buchenholz ergibt somit etwa 270 kg Holzkohle. Dies spielte früher beim Transport, besonders im unwegsamen Gelände eine entscheidende Rolle. Hauptabnehmer der Holzkohle waren die weitverbreiteten Hammerwerke und Glashütten, deren immenser Energiebedarf fast nicht zu decken war. Kaum eine andere historische Waldnutzungsart hat daher die ursprünglichen Wälder vielerorts tiefgreifender verändert wie die Holzköhlerei und noch heute weisen alte Gemarkungsbezeichnungen wie Kohlstatt, Kohlgrund etc. auf diese frühere Form der Waldnutzung hin. Die Holzkohle erfüllte aber auch andere Zwecke. So gab es am Pranger oder Regensburger Kohlenmarkt einen regen Handel mit diesem Waldprodukt und auch militärisch wurde die Holzkohle im Felde genutzt: Holzkohlenfeuer verbrannten rauch- und geruchlos und konnten daher von den gegnerischen Linien nicht erkannt werden.

Die Technik des Meilerbaus war fast überall ähnlich und weicht je nach Landschaft nur wenig voneinander ab. Der Boden des Meilers wird sternförmig mit Rundhölzern ausgelegt und kreisrund mit Brettern bedeckt. In der Mitte dieser Platte wird der „König“, ein stabiler Holzpfahl eingerammt, um den herum jetzt in zwei bis drei Etagen etwa ein Meter lange Holzscheite gestellt werden. Die Zwischenräume sind sorgfältig mit kleinen Holzstücken auszufüllen. Anschließend deckt der Köhler den etwa 20 Ster großen Holzhaufen erst mit frischem Fichtenreisig und darüber mit Erdreich luftdicht ab. Das Anzünden erfolgt dann von oben entlang des „Königs“. Mit einem ausgeklügelten Luftzugsystem durch Öffnen und Schließen von Löchern im Erdmantel regiert der Köhler die Glut im Meiler. Nach drei bis vier Wochen wird der Meiler abgeräumt. Die glühende Kohle wird zunächst erstickt und auflodernde Glutnester mit Wasser gelöscht. Diese Arbeit erfordert viel Umsicht, da zuviel Wasser die Qualität der Holzkohle mindert, anderseits aber der Kohlenhaufen im letzten Augenblick Feuer fangen kann und zu wertloser Asche niederbrennt.

Wenn jetzt im Waldmünchner Forst wieder ein Kohlenmeiler brennt, so sollen damit mehrere Ziele verfolgt werden:

Einheimischen und Gästen wird hautnah kulturelles Erbe unserer Region vor Augen geführt. Die Darstellung der Vergangenheit soll informative Erlebnisse im Freizeit- und Touristikbereich vermitteln und den Blick öffnen für eine ganzheitliche Betrachtung so komplexer Zusammenhänge zwischen Natur, Kultur und Zivilisation. Die Veranstaltung soll dazu anregen, die Köhlerei als festen Bestandteil der früheren Waldnutzung, als ausgefeiltes Handwerk und als leistungsfähiges Energieversorgungsunternehmen vergangener Tage zu erkennen, von deren Errungenschaften ein Teil unseres heutigen Lebensstandards sicherlich noch immer abhängt.

 

 

Ein Beitrag von Naturpark Oberer Bayerischer Wald

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