Lebensraum Kirchturm – verbesserte Brutmöglichkeiten in den Türmen von Cham

Was haben Turmfalke Schleiereule und einige Fledermausarten gemeinsam? Sie alle sind dem Menschen in Städte und Dörfer gefolgt und haben einen neuen Lebensraum für sich entdeckt – den Kirchturm. Zusammen mit anderen hohen Bauwerken und Scheunen ersetzt er für diese ursprünglich felsen- und höhlenbrütenden Tiere den natürlichen Brutplatz. Mit der Sanierung und Renovierung verlieren Turmfalke und Co. häufig ihre letzten Brutplätze im städtischen Raum.

Im Rahmen ihrer Seminararbeit beschäftigte sich die Abiturientin Sophia Rieder vom Joseph-von-Fraunhofer-Gymnasium mit der Vogelwelt im Stadtbereich Cham. Im Biologie-W-Seminar „Angewandter Umweltschutz“ stellte sie Untersuchungen zum Vogel- und Fledermausvorkommen in den Stadttürmen an.

Ihr Bestreben war es, ausgewählte Vogelarten zu schützen und zur Sicherung und Steigerung der Bestandszahlen gefährdeter Tierarten beizutragen. Dazu wurden diverse Kirchen der Stadt besichtigt sowie analysiert und mögliche Optimierungsvorschläge zur Verbesserung des Lebensraumes für Vögel und Fledermäuse gemacht, um diese anschließend umzusetzen und somit das Projekt mit Nachhaltigkeit abzuschließen.

Die Beobachtungen bezogen sich vor allem auf die Dohle, den Mauersegler, den Turmfalken und diverse Fledermausarten. Durch genaue Analyse des Gebietsbestandes, welche sich auf sieben Kirchen erstreckte, konnten potenzielle Brutplätze erschlossen und Optimierungsvorschläge erarbeitet werden. Diese bildeten die Grundlage zur Erstellung eines übersichtlichen Kartierungsbogens. So wurden vorteilhafte Maßnahmen überlegt und bis zum momentanen Zeitpunkt schon 14 neue Nistkästen, sowie einige neue Flugschlitze für Fledermäuse umgesetzt. Beispielhaft darunter ist die städtische Spitalkirche. Hier hat sich bereits eine neue Dohlenkolonie durch das Projekt etabliert – 8 neue Brutpaare für Cham! Damit ist die Spitalkirche im Stadtgebiet Cham das größte aktuelle Vorkommen, neu entstanden durch das Projekt. Geplant sind insgesamt über 40 Bruthöhlen verschiedener Bauart.

Unterstützt wurde Sophia Rieder bei ihrem erfolgreichen Projekt durch ihren Biologielehrer Bernhard Bauer, die LBV-Kreisgruppe Cham, insbesondere von LBV-Geschäftsstellenleiter Herrn Markus Schmidberger, sowie von Herrn Jürgen Geiling, Fachanwalt für Steuerrecht, der das Vorhaben großzügig sponserte. Hinsichtlich Bau und Montage der Bruthöhlen stand ihr die elterliche Schreinerei mit Rat und Tat zur Seite.

Die Wiederbesiedlung der Chamer Kirchtürme bzw. die Verbesserung der Brutplatzsituation/Quartiersituation geht 2016 in die nächste Phase. Durch das Projekt konnte nicht nur der Indikatorwert „Siedlungen“ für Dohle und Mauersegler verbessert werden, sondern vor allem die Zusammenarbeit mit den „Kirchenbetreuern“. Die Aktion sichert auch die Kirchtürme vor „wildem“ Eindringen und schützt durch die abgeschlossenen Brutkästen Glocken und Co vor Verschmutzungen. Somit profitiert Mensch und Natur von diesem Projekt.

von Sophia Rieder und Johanna Wenzl

Ein Beitrag von Naturpark Oberer Bayerischer Wald

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