Nachtschwärmer im Naturpark

Wenn wir uns zu Bett begeben machen sie die Nacht zum Tag. In rund 50 Millionen Evolutionsjahren  haben  sich Fledermäuse zu den perfekten Nachtlebewesen  entwickelt. Selbst die hochspezialisierten Eulen können ihnen nicht das Wasser reichen. Fledermäuse besitzen die Fähigkeit, auch bei absoluter Dunkelheit effektiv fliegen und jagen zu können. Ihre Fähigkeit, mit den „Ohren zu sehen“, ist bei uns in Mitteleuropa einzigartig. Die fliegenden Säuger machen sich durch ihre Technik Ultraschallrufe auszustoßen und ihr Echo auszuwerten ein exaktes „Hörbild“ ihrer Umgebung, das selbst  winzige Beutetiere, wie kleinste Stechmücken, wieder spiegelt.

18 Fledermausarten streifen bisher durch die nächtlichen Landschaften des Naturparks Oberer Bayerischer Wald. Für bayerische Verhältnisse (25 verschiedene Spezies) eine beachtenswerte Anzahl. Diese hohe Dichte an Arten ist ein Indikator für die vielen unterschiedlichen Lebensräume im Naturpark. Fledermäuse nutzen je nach Gestalt und Fähigkeit unterschiedliche ökologische Nischen. Es gibt Arten, die jagen mit hoher Geschwindigkeit im Luftraum über unserer Landschaft. Andere können ähnlich wie ein Helikopter in der Luft stehen und von Blättern der Bäume Insekten ablesen. Manche jagen sogar am Boden, um an ihre Lieblingsbeutetiere zu kommen. Die Form der Flügel, ihre Ultraschallruftechnik und viele weitere Details bestimmen ihre“ Einnischung“ in unserer Kulturlandschaft.

Der Landesbund für Vogelschutz ist diesen nächtlichen Kobolden bereits seit  über 30 Jahren auf der Spur und hat alle 18 Arten für den Landkreis Cham beschrieben und Schritte für Ihren Schutz eingeleitet. Die Datensammlung ist Teil eines bayerischen Forschungsprojektes, welches das Vorkommen, die Verbreitung, die Biologie, ihre Bestandsentwicklung, etc. sammelt, um mit Hilfe dieses Wissens effektive Schutzmaßnahmen zum Erhalt der Tiere umsetzen zu können. Geleitet und betreut wird dieses Projekt durch zwei Fledermauskoordinationsstellen des Umweltministeriums für Nord- und Südbayern.

Viele unserer heimischen Fledermausarten  brauchen die Hilfe des Menschen um zu überleben, vor allem im Bezug auf „Wohnraum“. So befinden sich  bei vielen Arten die Schlafzimmer und Kinderzimmer sowie die Junggesellenbuden in menschlichen Bauwerken. Kirchtürme, Fensterläden, Verschalungen, Balkenverzapfungen, Hausverkleidungen, Nistkästen etc. werden von Ihnen genutzt. Der Mensch stellt im Lebensraum der Nachtschwärmer einen entscheidenden Faktor dar. Wir bestimmen  über die Verfügbarkeit von Quartieren und Nahrung. Lassen wir die Nutzung von Spalten und Hohlräumen an unseren Gebäuden zu oder machen wir sie dicht? Auch unser Teller entscheidet mit. Essen wir Produkte aus der Agrarindustrie die flächendeckend Gift in unserer Landschaft ausbringt oder greifen wir zu Bioprodukten, die ohne Umweltgifte erwirtschaftet werden und damit auch unsere Fledermäuse schützen? Die Tiere stehen wie wir ja letztlich am Ende der Nahrungskette. Selbst Fledermäuse, die als Nachmieter in Spechthöhlen einziehen, brauchen eine Waldbewirtschaftung die auch noch Raum für Tiere lässt und Wälder nicht nur als Rohstoffquelle sieht, die es in Geld umzusetzen gilt.

Ihre Einstufung als gesetzlich geschützte Tierarten, die sich zum Großteil in den „Roten Listen der gefährdeten Tierarten“ finden, ist ein Armutszeugnis für uns. Die „Roten Listen“ sind letztendlich nur ein Spiegel der uns vorgehalten wird und unseren gedankenlosen Umgang mit der Kreatur wiederspiegelt.

Dabei könnte jeder effektiv zum Schutz und Erhalt dieser kleinen, faszinierenden Geschöpfe beitragen. Blumen- und blütenreiche Gärten sind mit Ihrem Angebot an Nektar wertvolle Tankstellen für Insekten, die wiederum sehr gerne von Fledermäusen gefressen werden. Setzen wir keine Pestizide im Garten ein. Lassen wir Fledermäuse zur Untermiete wohnen und unterstützen wir die Quartiersituation durch gezielte Angebote. Der LBV steht  dabei gerne mit Rat und Tat zur Seite.

Die Fledermausforschung ist immer noch ein Feld mit vielen offenen Fragen. Meldungen über das Vorkommen von Fledermäusen sind wichtige Mosaiksteine im Schutz dieser so faszinierenden Tierart – und keine Sorge, Ihr Haus wird nicht zum Naturschutzgebiet erklärt, wenn Sie uns über Ihre Untermieter informieren. Im Gegenteil, wir stehen mit Rat und Wissen an Ihrer Seite.

Deshalb zum Schluss die Telefonnummer: 09977/8227 – LBV- Kreisgruppe Cham – Machen Sie mit und Helfen Sie den Fledermäusen!

Markus Schmidberger

Ein Beitrag von Naturpark Oberer Bayerischer Wald

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