Studium und nun?

Ja, so ein Studium, das ist schon schön. Man kommt herum, wird von neuen Eindrücken überhäuft, trifft Wegbegleiter und vielleicht sogar Freunde fürs Leben. Zu Beginn freut sich manch Erstsemester über jede Klausur, die dank Multiple-Choice-Format und warmherzigen Mitstudierenden (sprich Altklausuren) mir nichts dir nichts mit einer Bestnote entlohnt wird. Dann heißt es Füße hochlegen und Spaß haben. Oftmals wird einem das lockere und privilegierte Leben noch erleichtert, indem finanzielle Zuwendungen seitens der Eltern ultimative Sorglosigkeit ermöglichen. Doch früher oder später kommt man an den Punkt, an dem man sich fragt, ob an dem bisher belächelten Sprichwort von Tante Erna („Nicht für die Schule, für’s Leben lernen wir“) nicht doch etwas dran ist. Stupides Auswendiglernen, Minimalaufwand und ach so entspannte Lehrkörper, die seit Jahren den gleichen Stoff durchnehmen, fangen an, einen auf die Palme zu bringen. Man entdeckt plötzlich Fehler im System, beginnt aufzubegehren und das Konstrukt Studium zu hinterfragen. Gleichzeitig merkt man aber auch, dass manch Lehrkraft doch für Inspiration gesorgt und Steine ins Rollen gebracht hat. So erging es zumindest mir. Und ist es nicht auch ein wichtiger Schritt im Leben, genau so etwas zu erfahren? Dass die Dinge so, wie sie sind, nicht immer perfekt sind, und es sich lohnt, sie zu hinterfragen, zu reflektieren und den Anspruch zu entwickeln, sie eines Tages zu verändern?

Doch wohin mit all dem Tatendrang, den Idealen und Wunschvorstellungen? Die Welt verändern, von jetzt auf gleich, so dass alle Lebewesen in Frieden miteinander und in einer intakten Umwelt leben können. Schön wär’s. Doch der Weg dorthin bleibt lang und beschwerlich. Und ob es der richtige Weg ist, wird immer eine Frage der subjektiven Einschätzung bleiben. Bloß weil ich denke, dass die Gesellschaft eine Verantwortung dafür trägt, dass alle Lebewesen, Mensch und Tier, heute und in Zukunft, ein gutes Leben führen können, heißt das nicht, dass alle anderen genauso denken und ähnliche Ziele verfolgen. Also runter vom hohen Ross der bloßen Ideale und der Realität und dem Alltag ins Auge blicken: Gibt es Orte, an denen Ideen umgesetzt werden, mit denen ich mich identifizieren kann? An denen ich mich mit meinen Erfahrungen einbringen und, Tante Erna würde es freuen, etwas dazulernen kann?

Genau solch einen Ort, um einen ersten Schritt zu wagen in die große weite Welt des Lebens nach der Ausbildung, habe ich mittlerweile gefunden. Seit knapp zwei Wochen mache ich jetzt ein Praktikum in der Geschäftsstelle des Naturparks RheinTaunus. Das Engagement der MitarbeiterInnen ist enorm, die Ideenquellen sprudeln und auch bei der Umsetzung werden keine Mühen gescheut. Obgleich ich erst so kurz dabei bin, meine ich bereits zu erahnen, wie vielfältig das daraus hervorgehende Angebot des Naturparks ist und wie eng die Vernetzung mit der Region und den Menschen, die hier leben. Das Zusammenspiel von praktischen Naturschutzmaßnahmen, informativen Veranstaltungen und der Erschließung von Naturräumen und Kulturstätten als Freizeitorte und Ausflugsziele halte ich für besonders geeignet, um die Wichtigkeit einer intakten Umwelt in das Sichtfeld und hoffentlich auch die Gedankenwelt der Menschen in der Region zu bringen. Passend dazu plant der Naturpark, das Bildungsangebot weiter auszubauen und sich mit weiteren Akteuren im Naturparkgebiet zu vernetzen. Im Rahmen des Praktikums arbeite ich bei der Planung und Erstellung eines entsprechenden Konzepts mit. Der Leitbegriff ist hierbei Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE). Einem der bereits bestehenden Bildungsangebote konnte ich sogar selbst beiwohnen – einer spannenden und zudem unterhaltsamen Fledermausführung mit der Naturparkführerin Ramona Divivier.

 

Fledermausführung am Zugmantel ©Julia Neumann

Fledermausführung am Römerkastell Zugmantel ©Julia Neumann

 

Auch wenn mein Praktikum in Summe nur drei Wochen dauert, habe ich das Gefühl, eine Unmenge an neu gewonnenem Wissen, Ideen und Anregungen mit auf meinen weiteren Weg nehmen zu können. Wussten Sie beispielsweise, dass Stubenfliegen eine Art halben Purzelbaum machen, um an einer Decke landen zu können? Oder, dass Fledermäuse wie die Bechsteinfledermaus auch Polizei des Waldes genannt werden, weil sie, vorausgesetzt sie fühlen sich wohl, Schädlinge wie den Borkenkäfer im Zaum halten können? Falls nicht, schauen Sie doch mal (wieder) im Veranstaltungskalender des Naturparks vorbei und melden sich zu einer der angebotenen Natur- und/oder Erlebnisführungen an. Dann treffen Sie die Polizei des Waldes vielleicht sogar in persona!

Alles in allem macht mir mein Praktikum beim Naturpark RheinTaunus Mut für und Lust auf die Zukunft. Es ist schön, mit Menschen zu arbeiten, die die berühmtberüchtigten Felle nicht davonschwimmen sehen, sondern ihr Bestes geben, um einen Lebensraum für Mensch und Tier zu schaffen, der das Leben lebenswert macht.

Ein Beitrag von Naturpark RheinTaunus

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