Wispertalsteig – ein persönliches Wandererleben einer Naturpark-Mitarbeiterin

Der frühlingshafte Ostersamstag lud zu einer romantischen Wanderung geradezu ein.

Start war der Parkplatz am Ortseingang von Espenschied. Schon mal gehört? Es ist ein kleiner Ort mit einem gewissen Charme im waldreichen Gebiet des Naturpark RheinTaunus. Schön ist es hier. Man fühlt sich eingeladen zu einer kleinen Ortsbesichtigung in Erwartung von Entdeckungen künstlerischer, historischer oder gärtnerischer Kleinode.

Zuvor jedoch drängte ein menschliches Bedürfnis. Erfreulicherweise fanden wir genau am Parkplatz eine öffentliche Toilette für Weibchen und Männchen getrennt. Zur Benutzung steckt man dann gerne das geforderte 50-Cent-Stück in die dafür vorgesehene Apparatur. Doch leider blieb die Münze einfach hängen und wollte weder rein noch raus. Da kam zufällig ein netter Dorfbewohner mit seiner Schubkarre vorbeigelaufen. Auf das Problem angesprochen, bot er uns sogleich seine Hilfe an. Nett die Leute hier in Espenschied. Obwohl auch er das Problem trotz einiger Versuche nicht lösen konnte, so verhalf doch das freundliche Gespräch die gute Laune zu behalten und die „verlorene“ Münze als Spende für einen guten Zweck zu betrachten.

Munter und bei zarter Frühlingswärme traten wir den Wispertalsteig nun an. Insgesamt gut gerüstet erstens gedanklich durch Informationen aus vorheriger Internet-Recherche zur Wegführung, örtlichen Gegebenheiten und zweitens praktisch durch eine gute Wanderkarte im Rucksack. Nachträgliches Fazit: Hat man erst mal den Einstieg in den Steig entdeckt, dann ist zumindest eine Karte im Prinzip nicht mehr nötig (besonders, wenn man sich überraschen lassen möchte) aufgrund optimaler Beschilderung! Auf diese Weise bequem geführt, konnten wir die Landschaft ringsum entspannt genießen!

Die blühenden Schlehensträucher und wilden Kirschbäume sahen herrlich aus inmitten und randlich des ansonsten noch im zarten Knospenstadium befindlichen Laubwaldes. Der Vorteil der noch unbelaubten Vegetation: von den hochgelegenen felsigen Stellen aus hat man so einen beeindruckenden Ausblick in die Talabschnitte. Für Vogelfreunde ist diese Zeit ebenfalls interessant, denn man kann den vielen Vogelstimmen, die wir während der gesamten Wanderung in Fülle wahrnahmen, durch bessere Sichtung der passenden Vogelart zuordnen, mittels eines Fernglases und etwas Geduld. Auf feuchtem Untergrund gut auszumachende Spuren von Waldtieren, vermutlich Wildschweinen und Rotwild, begleiteten uns. Die bilderbuchmäßigen Abdrücke deuteten darauf hin, dass die Spuren noch nicht sehr alt sein konnten. Wir stellten uns vor, wie ein große Rudel in den frühen Morgenstunden hier entlang gelaufen sein musste und wie spannend es wäre, sich hier einmal eine ganze Nacht lang auf die Lauer zu legen – wenn man sich das trauen würde. Wir entdeckten immer mehr Wildpfade, die in den Wald hinein bzw. hinaus führten. Während dessen entschwand vor unseren Augen ein relativ großer Fuchs mit bereits ergrauten Stellen im Fell ins Unterholz. Ein kurzer Seitenweg führte uns an einem Stolleneingang, ein Überbleibsel aus einstigen Schieferabbau-Tätigkeiten. Von diesen Stollen soll es hier mehrere geben, z.T. mit überwinternden Fledermäusen darin. Diese störten wir jedoch nicht. Der Eingang war viel zu klein zum Hineingehen. Stattdessen bewunderten wir die mit interessanten Strauchflechten und Moosarten bedeckten Bäume und Felsformationen. Am Sauerbrunnen, weiter unten im Tal, machten wir eine Pause. Wir ließen uns auf der Bank nieder, um von den Sonnenstrahlen verwöhnt zu werden. Auf eine Kostprobe des rostbraunen trüben Wassers hatte niemand von uns Lust, zumal auch ein Hinweisschild vor dem Trinken warnt. Unsere Flüssigkeitszufuhr nahmen wir aus mitgebrauchten Wasserflaschen. Wir stellten uns kurz einmal die Frage, warum dieser Wanderweg eigentlich auf den Namen Wispersteig getauft wurde. Die verschiedenen Steige, die wir bisher gelaufen sind, führen allesamt an Flüssen entlang, Bis jetzt konnten wir aber von der Wisper weder etwas hören noch sehen. Nach einer kleinen Stärkung führte der Weg uns auf einem schmalen Pfad kontinuierlich steil hinauf. Jetzt erst kam uns der Gedanke an einen möglichen Steig. Allerdings dauerte die gewollte Anstrengung nicht sehr lange, denn bald ging es wieder gemütlich vorwärts. Wir nahmen die Abkürzung zurück ins Dorf, da es uns nach einem Kaffee gelüstete. Auf dem Weg zurück nahmen wir einen Abstecher zu einer Schafweide. Während wir überlegten, um welche Rasse es sich bei den dort weidenden Schafen handeln könnte, kamen wir mit einem auskunftsfreudigen Dorfbewohner ins Gespräch. Wir wurden aufgeklärt, dass es sich um Walliser und um Rhönschafe handele. Eine zusammengewürfelte Herde, die vor dem Schlachter gerettet wurden. Nett die Espenschieder!

Es entwickelte sich ein Gespräch auf dem gemeinsamen Weg bis zum Parkplatz. Wir wurden aufgeklärt über die wirtschaftlichen Bewegungen im Dorf, um Geschäftsaufgaben und Neuanfänge. Espenschied hatte also schon bessere Zeiten erlebt. Aber es geht wieder aufwärts. Es wurde uns berichtet, dass noch in diesem Sommer eine Oper! aufgeführt werde mitten im Dorf auf einer noch zu errichtenden Freilichtbühne. Wer hätte das gedacht! Mal sehen, vielleicht schauen wir uns das mal an!

Da wir für dieses Mal nur die Hälfte des Wispertalsteigs – übrigens einer der vielen prämierten Wanderwege – geschafft haben, werden wir auf jeden Fall wiederkommen und die zweite Hälfte erwandern und uns erneut überraschen lassen.

Ein Beitrag von Naturpark RheinTaunus

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