Jagd (-geschichte) im Schönbuch

Was bedeutet Jagd?
Jagd per Definition bedeutet die Erhaltung eines den landschaftlichen und landeskulturellen Verhältnissen angepassten, artenreichen, gesunden Wildbestandes sowie die Pflege und Sicherung seiner Lebensgrundlagen. Nach diesem Grundsatz wird die Jagd im Schönbuch heute noch ausgeführt.

 

Rothirsch © Erich Tomschi

Rothirsch © Erich Tomschi

Jagd Früher
Der Naturpark Schönbuch ist 1972 als erster Naturpark Baden-Württembergs ausgezeichnet worden und ist heute als großes zusammenhängendes Waldgebiet erhalten. Das 15000 Hektar große Gebiet hatte den Bauern jahrhundertelang als Viehweide gedient, deshalb war der Schönbuch damals kein Wald, sondern bestand aus vielen einzelnen Weidebäumen. Erst als der Schönbuch an Bedeutung als Jagdrevier für den Adel gewann, wurde der Wald als Einstand für Rothirsch und Wildschwein gepflegt und wurde bei den württembergischen Herrschern immer beliebter.
Von Tübingern Pfalzgrafen 1348 verkauft, waren die Herzöge von Württemberg die einzigen Jagdherren im Schönbuch. Die Jagdherren konnten frei über ihre Untertanen verfügen und sie zu Jagdfronen während der Erntezeit zwingen. So mussten sie ihre Wagen und Lasttiere für die Jagd bereitstellen.
Nach einem gescheiterten Aufstand der Bauern gegen den Jagdfron 1525 mussten sie weitere 300 Jahre unter ihren Jagdherren leiden.
Während des Barocks galt die Jagd als höfische Lust. Die württembergischen Herzöge veranstalteten herrschaftliche Prunkjagden zum freudigen Zeitvertreib und Machtdemonstration. Ein Fest das an Prunk und Protz nicht zu überbieten war, ist unter dem Namen Dianenjagd (1812) bekannt. 10000 Frondienstleistende trieben Wildtiere sechs Wochen vor Beginn der Jagd in Richtung Bebenhausen, sodass die Jagdherren innerhalb von zwei Stunden über 800 Stück Wild erlegen konnten. Die Dianenjagd war die letzte Massenjagd, die in Baden-Württemberg stattfinden sollte. 1848 wurde die Jagdfron abgeschafft.
Ein Ausflugsziel, welches bei Wanderern heutzutage sehr beliebt ist, ist stiller Zeitzeuge für die Jagdbegeisterung der württembergischen Herzoge: Die Königliche Jagdhütte. Seine Königliche Hoheit Prinz Wilhelm von Württemberg ließ im Jahre 1888 ein geräumiges Blockhaus auf dem Steingart-Plateau errichten. Die bescheidene Hütte wurde sogleich gesellschaftlicher Mittelpunkt des jagdlichen Geschehens und es wurden üppige und feudale Feste gefeiert.

 

Königliche Jagdhütte © Erich Tomschi

Königliche Jagdhütte © Erich Tomschi

Jagd Heute

Heutzutage haben Jäger im Schönbuch verschiedene Möglichkeiten zur Jagdausübung. Es besteht die Möglichkeit, sich durch entgeltliche Einzelschüsse an der staatlichen Verwaltungsjagd zu beteiligen oder ganzjährig als mithelfender Jäger zu fungieren.
Der ForstBW bietet die Möglichkeit, Hirsche im Schönbuch entgeltlich zu erlegen. Da nur wenige sogenannte Erntehirsche jährlich freigegeben werden, beträgt die Wartezeit auf einen Abschuss ca. 12 Jahre. Die Jagd auf Hirsche wird üblicherweise als Ansitzjagd und während der Brunft (Mitte September Mitte Oktober) durchgeführt.
Mithelfende Jäger entrichten einen jährlichen Beitrag zwischen 300 und 350 Euro. Zusätzlich zahlen sie ein Abschussentgeld. Viele Jäger gelten das Entgeld durch unterstützende Revierarbeiten ab. Eine Kompensation ist auch durch einen entsprechenden Abschuss an Frischlingen bzw. Überläufern oder weiblichen Schalenwild möglich.
Eine weitere Möglichkeit im Schönbuch zu jagen, ist auf einer Drückjagd eingeladen zu werden. Drückjagden sind zwar ein immenser organisatorischer Aufwand aber es ist sinnvoll, Jagden großflächig durchzuführen. Das Ziel der Jägerschaft sind die vom Schwarzwild verursachten Schäden auf landwirtschaftlichen Flächen und Streuobstwiesen einzudämmen. Bei Drückjagden tragen neben den Jägern auch zahlreiche Treiber zum Jagderfolg bei. Sie müssen sich zum Teil durch unzugängliches und rutschiges Gelände kämpfen.
Die anwesenden Schützen müssen sich während der gesamten Jagd lückenlos konzentrieren. Sie müssen neben Treiber und Jagdhunden stets auf Spaziergänger und Jogger achten, die sich trotz Absperrbändern und Gefahrenschilder im Treiben aufhalten können.

 

Drückjagd im Schönbuch © Erich Tomschi

Drückjagd im Schönbuch © Erich Tomschi

 

Hirsche haben es schwer in unserem Land

Die Jagd hat im Naturpark Schönbuch seit jeher eine bedeutungsvolle Stellung.
Besonders bekannt ist der Schönbuch für seinen König der Wälder – dem Rothirsch.
Besucher können Rot- und Schwarzwild in dafür eingerichteten Gehegen beobachten. Eine besondere Möglichkeit das Rotwild hautnah zu erleben, ist während der Brunft. Ausgewiesene Besucherkanzeln bzw. Beobachtungsplätze bieten Sitzplätze für aufmerksame und stille Naturliebhaber.

Keine Wildart hat so eine bewegende Geschichte wie unser größtes heimisches Säugetier.  Durch die höfische Jagd des württembergischen Königshauses genoss sie besonderen Schutz. Seine Bejagung war nur dem Hochadel gestattet. Aus diesem Grund zählt das Rotwild zu den Hochwildarten. Das deutlich kleinere Rehwild hingegen zählt zu den Niederwildarten. Somit war auch dem „normalen“ Volk die Jagd auf Rehwild gestattet. Durch die fürstliche Hege des Rotwildes durch den Adel überstiegen die Bestände eine schier unzumutbare Zahl, und die Bauern mussten zusehen, wie das Wild ihre Felder abäste.

 

Rothirsch © Erich Tomschi

Rothirsch © Erich Tomschi

Da nur wenig Straßen den Naturpark zerschneiden, ist er bis heute ein idealer Lebensraum für Rotwild. Die Bestände schnellten schon nach dem Zweiten Weltkrieg enorm nach oben. Aufgrund zu hohen Wildverbisses forderten die angrenzenden Gemeinden deshalb den Totalabschuss der Rotwildbestände. Das Land war jedoch nicht bereit, das baden-württembergische Wappentier dem Totalabschuss freizugeben.
Man entschied sich deshalb, das rund 4.000 Hektar große Rotwildgatter im Staatswaldgebiet des Schönbuchs zu fördern. Neben dem Schönbuch gibt es weitere ausgewiesene Rotwildgebiete: Nordschwarzwald, Südschwarzwald, Odenwald und Allgäu. Das Gatter im Schönbuch begrenzt Schäden außerhalb des gezäunten Gebietes und vermindern Wildunfälle in erheblichen Maße.

Es gibt jedoch auch Gegenwind. Eine Initiative fordert mehr Freiheit für den Rothirsch in Baden-Württemberg. Durch die Petition an die Landesregierung sollen die natürlichen Wanderbewegungen der Tiere, der genetische Austausch und die Besiedlung neuer Landschaften ermöglicht werden.

Ein Beitrag von Naturpark Schönbuch

Naturpark Schönbuch

Schönbuchstraße 4
72074 Tübingen

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