(Naturpark)Schule in Zeiten von Corona

(Mai 2020) Die Ganztagsgrundschule Oberweissach liegt eingebettet in den breiten Streuobstgürtel des Weissacher Tals am Rande des Naturparks Schwäbisch-Fränkischer Wald. Ein kleines Kollegium unterrichtet vier Klassen mit insgesamt etwa 70 Kindern.Ganztagsgrundschule Oberweissach

Im Unterricht und in den vielfältigen Angeboten des Ganztags wird besonderen Wert auf ganzheitliches Lernen und Leben mit Kopf, Herz und Hand gelegt. Auf der schuleigenen Streuobstwiese, im artenreich bepflanzten Schulgarten und dem eigenen kleinen Schulwald erleben unsere SchülerInnen rund ums Jahr, welche Bedeutung die Pflege und der Erhalt der Natur für Pflanzen, Tiere und Menschen hat. Seit diesem Schuljahr macht eine bunte Hühnerschar und ein Hahn unsere Schulgemeinschaft komplett und wir sind stolz darauf, dass wir seit kurzem zu den Naturpark-Schulen des Schwäbisch-Fränkischen Waldes gehören.

Doch zurzeit ist alles anders: Unheimlich leer ist unser Schulhaus. Ungewohnt leise ist es auf dem Schulgelände. Die Schule ist geschlossen. Homeschooling. Wie läuft das an einer Naturpark-Schule im Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald? Wie an allen Schulen im Kreis, arbeiten wir Lehrer auf Hochtouren, um unseren Schülerinnen und Schülern die bestmöglichen Lernpakete für das Lernen zu Hause zusammenzustellen. Die Klassenlehrerinnen erstellen Wochenpläne für die Kernfächer. Diese werden von den Fachlehrerinnen ergänzt. Wir bringen das Lernmaterial nach Hause. Wir halten Kontakt. Wir fragen nach: Wie geht es dir? Wie klappt das mit dem Lernen? Das ganze Kollegium ist im Einsatz. Jetzt, in dieser besonderen Zeit, können wir zeigen: wir sind ein Team. Auf einer Online-Plattform tauschen die Kolleginnen Unterrichtsmaterial aus, wir erschaffen einen Pool an sinnvollen Aufgaben, auf die das ganze Team zugreifen kann. Zwei Klassen probieren sich am virtuellen Klassenzimmer, das für die Kinder dieser Klassen jede Menge Zusatzmaterial bereitstellt. Auch wir Lehrer lernen täglich dazu.

Neben allen Pflichtaufgaben in den Fächern Deutsch, Mathematik und Sachunterricht, ist es für uns als Naturpark-Schule in besonderer Weise ein Anliegen, den Kindern auch zu Hause unser besonderes Profil nahe zu bringen. So gibt es handlungsorientierte Aufgaben zu Themen aus der Natur- und Umweltbildung, sowohl im Pflicht- als auch im Zusatzbereich. Hierzu gehört das Forschen über Schmetterlinge und andere Insekten, das Aussäen und Beobachten von Blumen und vieles mehr. Ganztagsgrundschule Oberweissach

Das Material bekommen die Kinder im Lernpaket (Samen, Infomaterial) oder über das virtuelle Klassenzimmer (Lernvideos, Links). Um auch weiterhin die sportliche Aktivität der Kinder zu fördern gibt es Sportchallenges und Bewegungstagebücher, die von vielen Kindern gerne angenommen werden. Auch in der Zeit des Homeschoolings sollen „unsere Schulkinder“ mit allen Sinnen lernen können und dazu gehören für uns als Naturpark-Schule auch Kreativangebote. So gibt es mit jedem Lernpaket zusätzlich ein Kreativpaket mit Anleitungen zum Basteln mit Naturmaterialien, zum richtigen Bau eines Insektenhotels, Rezepte für Brennnesselchips, Löwenzahngelee und Fichtenspitzbutter oder Ideen für Regenwetter, um nur ein Teil des Angebots zu nennen. Hier sind wir dankbar für die enge Zusammenarbeit mit den pädagogischen Fachkräften der kommunalen Zusatzbetreuung und freuen uns über die guten Ideen, die das „Haus des Waldes“ allen Schulen auf ihrer Homepage zur Verfügung stellt. Momentan arbeiten wir in Kooperation mit dem Geschäftsbereich Waldpädagogik des Forst Baden-Württemberg an der Umsetzung und Erprobung einer Weiterentwicklung des Geocaching, dem Actionbound. Schon bald wollen wir diesen den Familien zur Verfügung stellen.

An dieser Stelle wollen wir betonen, dass wir sehr froh sind, eine engagierte Elternschaft zu haben, die ihre Kinder beim Lernen unterstützt. Aber je länger die Situation anhält, desto mehr kommen Familien an ihre Grenzen. Es ist uns durchaus bewusst, dass nicht alle Kinder auf diese Weise Zugang zu Lerninhalten bekommen können und so sind wir erleichtert über die langsamen Schritte der Schulöffnung. Nun gilt es die Kinder in der Notbetreuung gut beim Lernen zu unterstützen und die Viertklässler, die jetzt gestartet sind, auf den Übergang in die weiterführende Schule abschließend vorzubereiten. Eine ganz neue Herausforderung stellt hier vor allem die Umsetzung der Hygieneregeln dar, welche unsere Schülerinnen und Schüler aber voller Verständnis und Ernsthaftigkeit bemüht sind einzuhalten.

Unsere Schulhühner sind sichtlich froh, dass wenigstens etwas mehr Betrieb auf dem Schulgelände ist und kommen gleich an den Zaun gerannt, wenn sie die vertrauten Kinderstimmen hören. Und unser Schulgarten? Der ist in diesem Jahr nur sparsam bepflanzt. Aber nicht sich selbst überlassen, denn wir bleiben optimistisch: Irgendwann kommen die Kinder wieder zurück auf das Schulgelände. Dann sollen sie „ihren“ Schulgarten nicht verwildert auffinden. Sie sollen sehen, es geht weiter. Die Natur weiß nichts von dieser besonderen Zeit. Irgendwann kehrt mehr Normalität ein, irgendwann können wir unsere Beete gemeinsam bepflanzen und die Früchte ernten, die neuen Sitzecken genießen. Irgendwann können wir wieder gemeinsam lernen – im Klassenzimmer und draußen – mit und von der Natur – das macht Hoffnung!

Deniz Weiß (Schulleiterin), Korinna Hartzsch (Lehrerin)

Ein Beitrag von Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald

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