10 Jahre Moorschnucken Beweidung im Kaltenbachgrund

„Finanziell lohnt sich das nicht,“ so Ernst Bilz, „Doch, was es mir gibt, ist unbezahlbar.“ Der 67-Jährige zeigt auf die Wiese im Kaltenbachgrund bei Mespelbrunn. Hier weidet seine Herde Moorschnucken und Burenziegen im Wiesental, während auf der Straße nebenan die Autos gen Wochenende rasen.

Vom Lokführer zum Moorschnucken-Halter

Zur Weidetierhaltung ist der pensionierte Lokführer zufällig gekommen. Vor zehn Jahren wurde die viereinhalb Hektar große Fläche von Fichten und Wildgehölzen befreit, um die Artenvielfalt und strukturreiche Landschaft zu fördern.

„Wir haben einen Tierhalter gesucht, um die Fläche freizuhalten“, so Christian Salomon, Gebietsbetreuer für Grünland vom Naturpark Spessart e.V.  Doch zuerst habe es keiner machen wollen, so Salomon. „Es ist finanziell nicht gerade lukrativ, und außerdem braucht man für solche Feuchtflächen geeignete Weidetiere.“

Ernst Bilz, Moorschnuckenhalter im Kaltenbachgrund (Foto Jennifer Weidle)

Ernst Bilz, Moorschnuckenhalter im Kaltenbachgrund (Foto Jennifer Weidle)

Dann übernahm Ernst Bilz, Natur- und Landschaftsführer des Naturparks Spessart, zusammen mit seinem Schwager Edgar Lamster die Weide. Gebietsbetreuer Salomon kümmert sich um den Naturschutz: Diesen Sommer ist die Neuanlage von Tümpeln geplant, um Amphibien und Libellen auf der Weide zu fördern.

Die Moorschnucken, so Bilz, seien die idealen Landschaftspfleger: sie fressen Segge, Disteln, Weiden und nährstoffarmes Gras; was übrig bleibt, fressen die Burenziegen. „Ohne meinen Schwager, der Landwirt ist, könnte ich das nicht stemmen“, sagt er. Einmal am Tag müsse er nach den Tieren schauen, impfen und entwurmen, füttern und sich kümmern, wenn eines krank sei.

Kontrollieren, freischneiden, reparieren

Vor allem aber die Instandhaltung des Zaunes mache viel Arbeit. Dieser habe 10.000 Euro gekostet, denn ein gewöhnliches Weidenetz wäre direkt an der Bundesstraße nicht denkbar gewesen. „Dieser Zaun ist außerdem wild-durchgängig“, erklärt Bilz, „das Wild kann durch, Schafe und Ziegen aber nicht.“ Es falle immer mal wieder ein Baum auf den Zaun und einmal sei ein Auto von der Straße abgekommen und habe dann auf der Weide gestanden.

„Diese ganze Arbeit sieht niemand“, so Bilz. An schlechten Tagen fragt er sich, warum er das überhaupt macht. „Dann aber wieder gehe ich hier raus und sehe, was alles wächst.“ Er zeigt auf Stöcke in der Wiese: „Hier stand überall das Fuchs-Knabenkraut.“ – eine seltene Orchideenart, die es vor der Beweidung nicht gab. Die Fläche sei seit der Beweidung artenreicher geworden, bestätigt Salomon; auch der Thymian-Ameisenbläuling habe hier ein Zuhause gefunden.

Moorschnucke im Kaltenbachgrund (Foto Jennifer Weidle)

Moorschnucke im Kaltenbachgrund (Foto Jennifer Weidle)

Es braucht mehr Idealistinnen und Idealisten

Der Naturpark Spessart und die untere Naturschutzbehörde unterstützen Bilz bei Umbauten des Zaunes und beim Gehölzschnitt. Außerdem bekomme er eine Honorierung der Beweidung im Rahmen des Vertragsnaturschutzprogramms. „Dennoch“, meint Bilz, „bräuchte es viel mehr Idealisten, die auch Dinge tun, die kein Geld bringen.“ Er würde sich freuen, wenn sich öfter Freiwillige fänden, die ihn bei Arbeitseinsätzen unterstützen. „Es geht aber nicht nur um die Arbeit, sondern auch darum, dieses Projekt nach außen zu tragen, damit die Leute verstehen, warum es wichtig ist.“

Distelfinken, der Wiesenknopf-Bläuling, Schmetterlinge und Orchideen. „Diese Bilder“, so Bilz, „habe ich im Kopf. Das ist meine Belohnung.“ Er findet, dass sich die Menschen zu wenig Zeit für die kleinen Dinge nehmen und anderes immer wichtiger sei. „So alleine in der Natur sitzen, das bringt natürlich auch gesellschaftlich nichts.“

Ernst Bilz, Moorschnuckenbeweider (Foto Jennifer Weidle)

Ernst Bilz, Moorschnuckenhalter (Foto Jennifer Weidle)

Oft werde er gefragt, warum er sich die ganze Arbeit antue und was denn werde, wenn er nicht mehr kann. „Aber wenn doch jeder erst anfängt, wenn die Nachfolge geklärt ist, dann tut doch niemand was!“

Deshalb packt er weiter mit an, auch wenn er oft belächelt wird, und behütet nicht nur seine Tiere, sondern auch dieses kleine, artenreiche Wiesental.

Ein Beitrag von Naturpark Spessart

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