Der höchste Baum Bayerns

63,33 Meter – so hoch ist der höchste Baum Bayerns. Er steht im Collenberger Forst. „Eine Douglasie, vermutlich um 1907 gepflanzt“, weiß Albert Steffl, zweiter Bürgermeister von Dorfprozelten. Er ist leidenschaftlicher Wanderer, Mountainbiker und ehrenamtlicher Naturparkführer beim Naturpark Spessart e.V.

Zunächst, so Steffl, sei nicht klar gewesen, ob der Baumriese auf dem Gebiet von Dorfprozelten oder Collenberg wächst. Im Jahr 2018 hatte die bayerische Forstverwaltung aus München Luftbilder von diesem Gebiet gemacht. Auf denen war nicht klar erkennbar, wo der Baum zuzuordnen ist. Bei einer Begehung wurde festgestellt: Die Douglasie steht auf Collenberger Gemarkung. Mitarbeitende der bayerischen Forstverwaltung nahmen nach den Luftbildern die genaue Vermessung von Hand vor: Von mehreren Messpunkten am Boden wurden mittels Laser die 63,33 Meter festgestellt. Somit ist der Baum nur zwei Zentimeter höher als der zweit-höchst gemessene Baum in Neuhütten.

Höchsterbaum Bayerns - Der ehrenamtliche Naturparkführer Albert Steffl zeigt Interessierten gerne den mächtigen Baumriesen (Foto Victoria Schuler)

Höchster Baum Bayerns – Der ehrenamtliche Naturparkführer Albert Steffl zeigt Interessierten gerne den mächtigen Baumriesen (Foto Victoria Schuler)

Steffl hat sich, zusammen mit den freiwilligen Helfern Herbert Dümmler und Hermann Ullrich, einige Mühen für diese Natur-Attraktion gemacht. „Wir haben hier am Weg Treppenstufen und Geländer gebaut, damit man leichter hinkommt.“ Holzschilder weisen die Richtung. „Nach dem Baum kann man obenraus weitergehen. So muss ich bei meinen Führungen nicht den gleichen Weg zurücklaufen.“

Barrierefreie Schutzhütte des Naturparks Spessart in der Nähe

Etwa dreieinhalb Kilometer weiter kann man sich dann in der neuen Schutzhütte des Naturparks Spessart niederlassen. Diese hat Steffl mitgeplant und auch den Vorplatz – mit Hackschnitzeln und Sitzklötzen aus dem heimischen Wald – gestaltet. Eine Besonderheit dieser Hütte ist deren Barrierefreiheit: „Wir wollen niemanden ausschließen“, so Steffl.

Das Gebiet, auf dem der Baumriese steht, gehört zum Naturpark Spessart. Dessen zweiter Geschäftsführer Julian Bruhn meint „In Nordamerika, wo die Douglasie ursprünglich herkommt, werden diese Bäume noch viel größer.“

„Douglasien“, erklärt er, „sind sehr robust“. Sie haben eine dicke Borke, die wie eine Isolier-Schicht wirkt; so können sie sogar Waldbrände überstehen. Sie wachsen rasant– fast doppelt so schnell wie  Fichten – und vermehren sich rasch über weit fliegende Samen. Außerdem haben die Bäume gute Standorteigenschaften: durch die Herzwurzel steht sie stabiler als die flach-wurzelnden Fichten. Ihr witterungsbeständiges Holz ist hervorragend für den Außenbereich geeignet.

Die dunkle Seite der Douglasie

Doch Bruhn kennt auch die dunkle Seite der Douglasie. „Als ich damals meine Ausbildung machte“, sagt der gelernte Forsttechniker, „wurde die Douglasie in den Vorlesungen in den Himmel gelobt, danach machte der Dozent eine Pause und dann kam das große Aber.“

Die Douglasie ist kein bei uns heimischer Baum. Entsprechend habe sie, so Bruhn, keine Funktion für die Natur. „Sie hat vergleichsweise wenige Schädlinge, was für die Forstwirtschaft ein Vorteil ist.“ In zu dichten Beständen können jedoch Pilzinfektionen an den Nadeln auftreten, die sogenannte Douglasienschütte.

„Auf der anderen Seite bringt sie unserer heimischen Insekten- und Tierwelt nicht viel“, so Bruhn über den Nachteil der Douglasie. Einzig die Rehböcke markieren ihr Revier liebend gerne durch das „Fegen“, bei dem sie die Jungpflanzen zwischen ihr Gehörn streichen und so Duftmarken für ihre Artgenossen setzen.

Julian Bruhn, Albert Steffl und Naturpark-Rangerin Victoria Schuler brauchen alle sechs Arme um den Stamm zu umfassen (Foto Jennifer Weidle)

Julian Bruhn, Albert Steffl und Naturpark-Rangerin Victoria Schuler brauchen alle sechs Arme um den Stamm zu umfassen (Foto Jennifer Weidle)

Douglasien könnten unsere Buchen verdrängen

Douglasien gelten als invasiv, da sie unsere heimischen Baumarten durch ihr schnelles Wachstum verdrängen. „Das kann zum Nachteil für unsere Natur werden“, so Bruhn. Langfristig könne es zu  unvorhersehbaren Auswirkungen in den Buchenbeständen kommen. „Ich bin mir jedoch sicher, dass viele Forstkolleginnen und -kollegen mit der Douglasie als Waldbaum verantwortungsvoll umgehen“ so Bruhn.

„Sehen Sie: In den späten 90er Jahren wurde in Deutschland gegen Tropenholz demonstriert, vielleicht ist irgendwann die Douglasie an der Reihe“, meint Bruhn. Schon im Jahr 2014 sagte Greenpeace in einem Factsheet zur Douglasie: „Im Rahmen einer naturnahen Waldwirtschaft ist das Pflanzen von Douglasien fehl am Platz.“ Und weiter: „Der Anbau der Douglasie statt der Buche ist mit Blick auf den Klimawandel nicht zu rechtfertigen.“

Alles Experimente

„Mit den neuen Baumarten das sind letztendlich alles Experimente“, meint Albert Steffl, „aber was will man machen?“ Im Collenberger Forst laufen jetzt Versuche mit Edelhölzern: auf Esskastanie, Elsbeere, Roteiche, Wildkirsche und Tanne liegt jetzt die Hoffnung vieler.

Ein Beitrag von Naturpark Spessart

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