Eichenprozessionsspinner auf dem Vormarsch

Wer derzeit den Walderlebnispfad in Gemünden besuchen möchte, trifft auf Hinweisschilder, die Besucher vor dem Betreten der Waldflächen warnen. Auslöser für die Vorsichtsmaßnahme ist der Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea). Die füher in Bayern eher seltene Schmetterlingsart profitiert vom Klimawandel. Seit 1995 ist eine starke Zunahme der auf die heimischen Eichen spezialisierten Art in Franken zu verzeichnen. Dabei kommt es auch zu Massenvermehrungen, wie zum Beispiel im Stadtwald von Gemünden.

Die Raupen des Eichenprozessionsspinners leben in Familienverbänden und sammeln sich tagsüber an locker zusammengesponnenen Blättern oder Zweigen von Eichen, später im Sommer auch in Gespinstnestern am Stamm und in Astgabelungen. Diese Nester sind bis zu einem Meter lang. Von dort aus begeben sich die Raupen wie in einer Prozession auf Nahrungssuche. 20 bis 30 ältere Raupen können dabei nebeneinander her wandern und Prozessionen von mehr als 10 m Länge bilden. Forstwirtschaftlich ist der Schaden bei einmaligem Kahlfraß der Blätter – aufgrund des hohen Regenerationsvermögens der Eichen – gering. Dagegen kann wiederholter Kahlfraß sowie der Kombinationsfraß mit Raupen weiterer Schadschmetterlinge (z. B. Schwammspinner) einzelne Bäume bis hin zu ganzen Waldbeständen absterben lassen. Zudem werden die Bäume stark geschwächt, so dass sie gegenüber anderen Stressfaktoren (z. B. Trockenheit) und Schadorganismen (z. B. Eichenmehltau, Eichenprachtkäfer) anfälliger sind.

Sackgespinst Eichenprozesssionsspinner, Autor Michael Stange

Sackgespinst Eichenprozesssionsspinner (Foto: Michael Stange)

Die Raupen sind jedoch nicht nur für die Forstwirschaft problematisch, sie gefährden auch die Gesundheit des Menschen. Grund sind die Raupenhaare, die ab dem dritten Larvenstadium gebildet werden. Der Hautkontakt oder das Einatmen dieser Brennhaare kann zu Hautirritationen, Augenreizungen, Atembeschwerden und pseudoallergischen Reaktionen führen. Die mit Widerhaken versehenen Haare enthalten das Nesselgift Thaumetopoein, das eine Überempfindlichkeitsreaktion des Immunsystems auslöst. Bei günstiger Witterung und Luftströmung können die Brennhaare über weite Strecken transportiert werden. Die Raupenhaare lagern sich besonders im Unterholz bzw. Bodenbewuchs an und haften an Kleidern und Schuhen.

Der Naturpark bittet Besucher daher, stark befallene Bäume und Waldbereiche zu meiden. Weitere Infos zum Eichenprozessionspinner gibt es z.B. der bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (www.lwf.bayern.de) und beim Julius Kühn-Institut in Braunschweig (www.julius-kuehn.de).

 

Ein Beitrag von Naturpark Spessart

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