Exkursion zu den Wildschweinen

Wildschwein Führung Heigenbrücken 202207

Ranger Andreas Gries erklärt das Gebiss der Wildschweine (Foto: Jennifer Weidle)

„Wenn aus dieser Steckdose Ökostrom käme, hätte jeder eine Wildsau daheim“, so Naturpark Spessart Ranger Andreas Gries. Er erklärte den zwölf Interessierten die Lebensweise der Wildschweine bei einer Führung am Wildpark Heigenbrücken; Streicheln und Füttern der Schwarzkittel inklusive. Dabei ging er auch darauf ein, dass die Jagd das Ökosystem negativ beeinflussen könne.

Die Körper der auch Schwarzkittel genannten und bei uns im Spessart heimischen Wildschweine haben einige Besonderheiten: Die Ohren sind in alle Richtungen beweglich, aber dafür haben sie schlechte Augen. Die Nase wird Steckdose genannt und hat eine Erhebung, die wie ein menschlicher Finger beim Abtasten von Dingen funktioniert. Der Speck an der Brust, aufgepolstert durch Matsch und Harz, nennt sich Keilerschild. Wachsen tut ein Wildschwein bis an sein Lebensende. Und für ihren Nachwuchs baut die Bache einen Wurfkessel, ähnlich einem überdimensionierten Vogelnest.

 Im Wald ein Nützling, auf dem Feld ein Schädling
Außerdem, so erklärt Gries, ist ein Wildschwein genau wie der Mensch ein Alles-Fresser. Der Ranger: „Wer alles frisst, hat selten Hunger.“ Eicheln und Bucheckern findet es im Spessart reichlich. Es ergänzt seinen Speisezettel durch Mäuse, Aas, Insekten und Feldfrüchte. Solange es den Wald nicht verlässt, gilt es sogar als nützlich: Es belüftet mit seiner langen Nase den Boden und schafft so ein Keimbett für neue Bäume.

Nachdem Ranger Gries dies alles erklärt hatte, duften die Kinder den mitgebrachten Mais verfüttern. Die Rotte stürmt heran. Schupsen, Drängeln, Beißen und ohrenbetäubendes Quieken sind jedoch mehr Show als Kampf. Denn die strenge Hierarchie und das soziale Wesen der Tiere verhindert, dass sie sich gegenseitig verletzen. Mais und andere Feldfrüchte holen sich die Rotten zum Leidwesen der Landwirtinnen und Landwirte leider auch auf dem Feld.

Die Wildschweine freuen sich über Maiskörner (Foto: Jennifer Weidle)

Die Wildschweine freuen sich über Maiskörner (Foto: Jennifer Weidle)

Jagdpächterinnen und -pächter sind für das Verhindern von Wildschäden verantwortlich
Gries erklärte, dass noch heute die Jagdpächterinnen und -pächter dafür verantwortlich seien, den Schaden auf Wiese und Acker abzuwenden. Ein Überbleibsel aus früheren Zeiten, wo die Schwarzkittel als Hochwild der Jagd durch den Adel vorbehalten waren. „Die Bauern hatten somit keine Chance, ihre Früchte zu verteidigen.“ Können die Jagenden heute den Schaden nicht verhindern – durch Jagd oder Umzäunung der Felder – müssen sie den Landwirtschaftenden den Verlust ausgleichen. Oft sei dies durch Klauseln im Pachtvertrag geregelt.

Naturpark-Ranger, Naturschützer und Jäger
Gries ist selbst Jäger und meint: „Eine umsichtige und verantwortungsbewusste Jagdpraxis ist ein wichtiger Baustein zum Erhalt des Ökosystems.“ Dabei gehe er achtsam vor, um mit einem Schuss nicht versehentlich die Leitbache zu erlegen“. Diese steuere nämlich den kompletten Fortpflanzungszyklus ihrer Rotte, erklärt Gries. „Schießt man das Leittier ab, vermehren sich die Wildschweine unkontrolliert und werfen teilweise das komplette Jahr über Nachwuchs“, so Gries. Daher sei die Drückjagd nicht das beste Mittel zur Eindämmung der Wildschweinpopulation. Denn dabei könne man oft nicht beurteilen, welches Tier man genau vor sich hat. „Leider sind diese Jagden nötig“, bedauert er. Die zur Reduktion notwendigen Stückzahlen seien alleine vom Einzelansitz aus schlicht nicht erreichbar.

In der Rotte laufen übrigens nur weibliche Tiere mit ihren Frischlingen. Die männlichen Überläufer verlassen im Alter von einem Jahr die Familie. Dann ziehen sie als Junggesellen-Gruppe durch den Wald; noch etwas später werden sie zu Einzelgängern und treffen sich nur zur Befruchtung wieder mit den weiblichen Tieren.

„Warum wälzen sich Wildschweine eigentlich im Matsch“, will eines der acht Kinder wissen. Dies bringe, so Gries, einerseits Kühlung und andererseits schaffen die Tiere sich so lästiges Ungeziefer buchstäblich vom Leib. Nach der Suhle schubbern sie sich an einem sogenannten Mahlbaum. Es gab allerdings Fragen, da musste selbst der erfahrende Ranger passen. Ein Kind verlangte mit hoher Ausdauer, etwas über das Leben von Dinosauriern zu erfahren. „Mit denen kenne ich mich leider nicht aus“, so Gries.

Weitere Führungen mit den Naturpark-Rangern gibt es im Oktober:

  • Samstag, 8. Oktober „Gesang der Könige“ mit Andreas Greis in Heigenbrücken
  • Sonntag, 23. Oktober „Wald im Wandel der Zeit“ mit Felix Kühne in Lohr a.Main

Weitere infos dazu gibt es in unserem Veranstaltungskalender.

Welche Fußabdrücke hinterlassen Wildscheine? (Foto: Jennifer Weidle)

Welche Fußabdrücke hinterlassen Wildscheine? (Foto: Jennifer Weidle)

Ein Beitrag von Naturpark Spessart

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