Fortbildungsfahrt in den Steigerwald
Am 16.10. unternahm der Naturpark Spessart e.V. eine Fortbildungsfahrt in den Steigerwald. Unter den 22 Teilnehmer:innen waren Mitarbeitende der Naturpark-Geschäftsstelle, zwei Ranger und ehrenamtliche Naturparkführer:innen.
„Wir haben dort tolle Einblicke in die Region Steigerwald und die Arbeit eines anderen Naturparks bekommen“, so Oliver Kaiser, Geschäftsführer vom Naturpark Spessart. Der Steigerwald habe einiges mit dem Spessart gemein. Zum einen habe es auch dort bereits viele Diskussionen darüber gegeben, ob ein Nationalpark entstehen solle, oder nicht. „Ähnlich wie im Spessart hat dieses Thema die Region gespalten und leider tiefe Wunden hinterlassen“, meint Kaiser. Dies bestätigte auch Barbara Ernwein, Leiterin des Staatsforstbetriebs Ebrach, welche die Gruppe am Baumwipfelpfad begrüßte. „Der Riss geht durch Dorfgemeinschaften und Familien, vielfach sind die Fronten verhärtet, da geht es oft nicht mehr um die Sache, sondern ums Prinzip.“
Daran hat auch die Einrichtung des Baumwipfelpfads im Jahr 2016 nichts geändert, der von einigen als „Trostpflaster“ für die Region gesehen wird, sich inzwischen jedoch zu einem beliebten Ziel für Besucherinnen und Besucher entwickelt hat. Vom gut 40 Meter hohen Aussichtsturm des Baumwipfelpfads bot sich der Exkursionsgruppe ein fantastischer Blick auf die so umkämpften Laubwälder, die sich in herbstlichen Farben aus dem Morgennebel erhoben.
Dass diese Laubwälder ebenso wie die Wälder des Spessarts unter dem Klimawandel leiden, wurde sowohl bei der Führung über den Baumwipfelpfad als auch beim anschließenden Besuch des Steigerwald-Zentrums in Handthal deutlich. Andreas Leyrer, Forstlicher Leiter des Steigerwald-Zentrums verwieß auf Trockenschäden, die man in den Kronen der Rotbuchen sieht: „Hierbei handelt es sich nicht um herbstlichen Laubwurf, sondern um Spätfolgen der letzten Hitzesommer.“ Auch das von einer eingeschleppten Pilzart verursachte Eschentriebsterben macht den Forstleuten im Steigerwald Sorgen. „Es wird aktuell durchaus kontrovers diskutiert, welche Baumarten noch zukunftsfähig sind“, so Forstingenieur Leyrer.
Die Auswirkungen des Klimawandels treffen auch Winzerin Barbara Baumann und Kolleg:innen im Steigerwald. Sie erläuterte der Gruppe bei einer Führung durch die Handthal Weinberge, dass vermutlich Rebsorten wie der Riesling mittelfristig ausfallen werden: „Denen wird es hier zu heiß – die Trauben vertrocknen vor der Ernte“. Entsprechend sucht man neue Sorten und Lösungen, um die Rebstöcke zu bewässern.
Jana Popp, Geschäftsführerin des Naturparks Steigerwald begleitete die Gruppe aus dem Spessart am Nachmittag und berichtete von der Arbeit des Naturparkvereins, der dieses Jahr sein 50-jähriges Jubiläum feiert und in den nächsten Jahren noch ein eigenes Besucherzentrum einrichten will. Popp zeigte sich angetan von den Aktivitäten der ehrenamtlichen Naturparkführerinnen und -führer im Spessart. Man merke, so Popp, wie gut die Arbeit des Naturpark-Spessart Vereins im Hinblick auf die Unterstützung der Ehrenamtlichen sei. „Der Spessart ist hier für uns ein Vorbild“, sagte sie.
Am Ende der Exkursion hatten alle Teilnehmer:innen viel Neues erfahren und zeigten sich sehr zufrieden mit Ablauf und Organisation des Tagesfahrt. Der Ausflug dient zugleich der Weiterbildung, denn ein Teil der Naturparkführerinnen und -führer sind zertifizierte Natur- und Landschaftsführer. Kaiser: „Voraussetzung für den Weiterbestand der Zertifizierung sind sechs Stunden Weiterbildung pro Jahr.“ Und auch für ihn und sein Team sei es gut, einmal über den Tellerrand zu blicken.
Ein Beitrag von Naturpark Spessart
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