Schäferin Christiane Geiger

Schäferin Christiane Geiger

Schäferin Christiane Geiger

Christiane Geiger ist Berufsschäferin und bewirtschaftet gemeinsam mit Lebenspartner Dieter Michler und dessen Familie einen Betrieb mit etwa 800 Mutterschafen in Adelsberg bei Gemünden. Für den aktuellen Naturpark-Newsletter gibt die 44-Jährige einen Einblick in ihr Leben und ihren Beruf.

Naturpark (NP):  Christiane, wie bist Du zum eher ungewöhnlichen Beruf der Schäferin gekommen?
Christiane Geiger (CG): Ich bin mit der Schafzucht aufgewachsen – meine Eltern bewirtschaften einen Betrieb mit über 1.000 Mutterschafen in Bad Wimpfen in Baden-Württemberg. Da stand relativ früh mein Berufswunsch fest. Ich habe dann Agrarwissenschaften in Hohenheim studiert und mich zur Schäferin ausbilden lassen.

NP: Was hat Dich in den Spessart gebracht?
CG: Die Liebe natürlich! Mein Mann Dieter Michler stammt aus Adelsberg bei Gemünden, wo seine Familie seit 30 Jahren Schafe hält. Derzeit sind es etwa 800 Muttertiere.

NP: Wo weiden Eure Schafe, zieht Ihr mit den Herden noch durch die Gegend?
CG: Mit den Schafen ziehen wir im Frühjahr von Gemünden über das Sinntal bis zum Truppenübungsplatz Wildflecken in der Rhön, wo die Tiere den Sommer verbringen. Im Herbst geht es dann zurück nach Gemünden. Wie lange wir das so noch machen können, ist jedoch fraglich. Für die Wanderung mit den Schafen brauchen wir geeignete Korridore und Flächen, auf denen wir unterwegs weiden und vor allem nachts mit der Herde in einem mobilen Pferch lagern können. Das wird zunehmend schwieriger, da immer mehr Flächen anderweitig bewirtschaftet werden. Da wollen die Grundeigentümer unsere Herde dann nicht mehr auf der Fläche haben. Auch Naturschutzauflagen bezüglich Düngung und Bewirtschaftungszeiten machen es nicht einfacher.

NP: Obwohl Ihr Schäfer ja einen zentralen Beitrag zum Erhalt der artenreichen Wiesen und Weiden im Spessart und in der Rhön leistet…
CG: Ja, ohne die großflächige Beweidung mit Schafen wären viele Flächen schon zugewachsen.

NP: Wie vermarktet Ihr Eure Tiere?
CG: Der größere Teil geht an Metzger und Händler, einen kleineren Teil vermarkten wir direkt ab Hof. Seit 2015 ist unser Betrieb in der Umstellungsphase auf ökologische Erzeugung. Trotz Bio-Qualität müssen wir leider etwa die Hälfte der Tiere noch über die konventionelle Vermarktungsschiene absetzen. Hier müssen wir noch Vermarktungswege aufbauen und Kooperationen  ausbauen. Um die Vermarktungsmöglichkeiten zu verbessern, engagiere ich mich auch als Vorstandsmitglied in der Vermarktungsinitiative Grünland Spessart e.V., die ja eng mit dem Naturpark zusammenarbeitet. Dort entwickeln wir mit Unterstützung zahlreicher Partner derzeit eine Lammsalami in vier Geschmacksrichtungen. Ich hoffe, dass solche Projekte neue Vermarktungswege eröffnen.

 

schafherde

Schäfer Reinhard Markon vom Schafhof Michler

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

NP: Zu einem ganz anderen Thema – Anfang Juni wurde im Spessart erstmals seit Jahrhunderten wieder ein Wolf gesichtet. Da hält sich die Begeisterung bei den Schäfern in Grenzen, oder?
CG: Die meisten Schäfer in Unterfranken sind wenig begeistert, einige haben auch Angst, weil sie nicht wissen, was da genau auf sie zukommt. Ich persönlich sehe es so, dass der Wolf nun mal in seinen angestammten Lebensraum zurückkehrt und wir uns deshalb mit ihm arrangieren müssen, auch wenn es zusätzlichen Aufwand und Kosten bedeutet. Denn der Wolf sucht sich den für sich passenden Lebensraum aus, nicht der Mensch.

NP: Das heißt die Schäfer müssen zum Beispiel in Herdenschutzmaßnahmen investieren. Euer Betrieb hat bereits drei Herdenschutzhunde angeschafft?
CG: Ja, wir waren einer der ersten Schäfereien in Bayern, die sich Herdenschutzhunde zugelegt haben, noch bevor der Wolf hier auftauchte. Das ist für uns mit einiger zusätzlicher Arbeit verbunden. Aber auch angepasste Zäune oder eine zusätzliche Behütung der Herden können geeignete Abwehrmaßnahmen sein, doch auch das gibt es nicht umsonst.

NP: Gibt es für solche Maßnahmen staatliche Förderungen?
CG: In Bayern wird eine kostenlose Beratung für Tierhalter angeboten, geeignete Förderprogramme für Schutzmaßnahmen werden jedoch erst aufgebaut. Das braucht Zeit und ist leider oft mit viel Bürokratie verbunden. Hier sollten die Schäfer ausreichend unterstützt werden, denn hier geht es  vielfach um die Existenz von Schäfereibetrieben. Das wäre auch für die Akzeptanz des Wolfs hilfreich. Hier können wir von den Erfahrungen in Brandenburg und Sachsen profitieren, wo Tierhalter, Behörden und Naturschützer ja schon länger mit dem Wolf zu tun haben.

NP: Vielen Dank für das interessante Interview und auf weiterhin gute Zusammenarbeit!

 

Weitere Infos zum Thema Wolf und Antworten auf die häufigsten Fragen hat die Bayerische Landesanstalt für Umwelt zusammengestellt: https://www.lfu.bayern.de/natur/wildtiermanagement_grosse_beutegreifer/wolf/doc/faq_wolf.pdf

 

Schafe des Betriebs Michler aus Adelsberg (Foto: Christiane Geiger)

Schafe des Betriebs Michler aus Adelsberg (Foto: Christiane Geiger)

 

 

 

Ein Beitrag von Naturpark Spessart

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