Der Eremit am Stechlinsee

Ein Männchen des Eremiten bzw. Juchtenkäfers (Osmoderma eremita) auf einem Holzstück. (Foto: S. Hennigs)

Ein Männchen des Eremiten bzw. Juchtenkäfers (Osmoderma eremita) auf einem Holzstück. (Foto: S. Hennigs)

Die Stiftung NaturSchutzFonds Brandenburg hat im Rahmen ihres Natura 2000-Umsetzungsprojektes den streng geschützten und in Brandenburg als stark gefährdet eingestuften Eremiten (Osmoderma eremita) erneut im Natura 2000-Gebiet Stechlin nachgewiesen. Während der Aufstellung eines Managementplanes wurden die Habitatbäume des versteckt lebenden Käfers bereits 2013 ausfindig gemacht und gekennzeichnet. Nun hat man die Bäume erneut untersucht, um sicher zu gehen, dass der Eremit hier noch lebt – mit Erfolg.

An einem warmen, sonnigen Tag im Juli oder August bekommt man ihn mit etwas Glück zu Gesicht: den Eremiten. Nur wenige Monate lebt er als ausgewachsener Käfer, nachdem er drei bis vier Jahre im Larvenstadium verbracht hat. Normalerweise muss man sich also an seinen Spuren orientieren. „In der Nähe der Brutbäume kann man zum Beispiel Reste toter Käfer, leere Puppenhüllen und die markanten Kotpillen der Käferlarven finden. Im Gegensatz zu denen anderer Käfer sind diese oval und so ein gutes Erkennungsmerkmal.“, beschreibt Petra Möhl, Rangerin der Naturwacht Brandenburg und tätig im Natura 2000-Umsetzungsprojekt der Stiftung. Sie und Thomas Hahn, ebenfalls Ranger der Naturwacht, sind vor Ort für die Auswahl der Habitatbäume zuständig.

Suche nach Eremitenspuren (Foto: Frank_Berhorn)

Thomas Hahn und Petra Möhl bei der Suche nach Eremitenspuren (Foto: Frank Berhorn)

Der Eremit lebt vor allem in den Mulmhöhlen alter Eichen. Mulm ist ein organisches Material, das beim Zersetzungsprozess eines Baumes anfällt und dient den Käferlarven als Nahrungsquelle.“, erklärt Petra Möhl.

Als Beispiel: Besiedlungsfähige Höhlen in Eichen haben sich frühestens nach 150 bis 200 Jahren entwickelt. Es ist also langfristige Planung nötig, um sicherzustellen, dass sich immer genügend Altbäume im Gebiet befinden. Dazu wurde von den Rangern überprüft, an welchen im Zuge der Managementplanung markierten Bäumen noch Eremiten vorkommen bzw. welche Bäume weiterhin ein potenzielles Habitat darstellen. Einige sind zum Beispiel Stürmen zum Opfer gefallen und so nur noch bedingt geeignet. „Es sollten möglichst zehn Brutbäume in geringem Umkreis beieinanderstehen, damit eine Population erhalten werden kann, denn die Käfer haben normalerweise nur einen geringen Bewegungsradius“, so Petra Möhl. Folglich sollen besiedelte Bäume bis zum natürlichen Zerfall stehen bleiben. Ebenso sind Neupflanzungen geplant. Als Nächstes folgen Gespräche mit den zuständigen Förstern, um diese und weitere geplante Maßnahmen gemeinsam abzustimmen. Laut Ranger Thomas Hahn würde man mit dem Erhalt der Lebensräume der Eremiten hier im Gebiet zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: „Der Käfer gilt als Schirmart. Sein Lebensraum ist auch der vieler anderer Arten, die durch den Erhalt der Altbäume ebenso geschützt werden könnten“.

Natura 2000

Das Schutzgebiets-Netz Natura 2000 dient dem Erhalt von Lebensräumen und Arten innerhalb der Europäischen Union. Es umfasst rund 27.000 Gebiete. In Brandenburg zählen etwa 600 Gebiete zu diesem Netz.

Für Natura 2000-Gebiete in Brandenburg werden Schutz-und Bewirtschaftungspläne, die sogenannten Managementpläne erstellt.

„Unser Naturerbe schützen – Zusammen für Natura 2000 in Brandenburg“

Ziel des Projektes ist es, die Umsetzung konkreter Naturschutzmaßnahmen vorzubereiten. Die vorgesehenen Naturschutzmaßnahmen basieren auf den Ergebnissen der vorangegangenen Natura 2000-Managementplanung in den Gebieten. Die Projektmitarbeiter der Stiftung stehen hierzu im Austausch mit Flächeneigentümern, Pächtern, Behörden und Naturinteressierten vor Ort. Insgesamt sind die Projektmitarbeiter in mehr als 100 Natura 2000-Gebieten in Brandenburg aktiv.

Weitere Informationen finden Sie unter: www.natura2000-brandenburg.de

Beispiel für Habitatbaum (Foto: F. Berhorn)

Beispiel für einen Habitatbaum (Foto: F. Berhorn)

 

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