„Traditionen“ – Winterliches aus Naturparken
Die dunkle Jahreszeit erhellen wir gerne mit Lichterketten, Feuerkörben, Kaminfeuern oder Adventskerzen. Nach dem langen und schönen Sommer bietet der Winter nun wieder Raum für mehr Gemütlichkeit. Da werden mit Zweigen, Zapfen, Früchten und Moos Weihnachtskarten, Kränze und Weihnachtsschmuck oder auch kleine Weihnachtskrippen gebastelt oder in gemütlicher Runde gesungen oder Geschichten zur Weihnachtszeit erzählt. Die Meißnergeschichten am Bollerofen Naturpark Meißner – Kaufunger Wald sind in jedem Jahr fast immer ausgebucht.
In der Wärme der eigenen vier Wände treiben die sogenannten Barbarazweige dann neue Knospen und öffnen am Weihnachtstag ihre Blüten. Vor allem in Westfalen, Bayern und Schwaben ist dieser Brauch bekannt. Wie beim Weihnachtsbaum oder beim Adventskranz soll das Grün der Pflanze die Finsternis und Kälte des Winters erhellen.
Falls es sogar Schnee gibt, lockt es uns raus in die Natur – zum Wandern, Schneemann bauen, Schlitten fahren – oder auf einen der vielen Weihnachtsmärkte. Gut eingepackt trotzen wir Wind und Schnee auf einer Wanderung durch die Natur oder treffen uns mit Freunden zu gebrannten Mandeln und Punsch auf dem Weihnachtsmarkt. Der eine schlägt den Weihnachtsbaum traditionell im Wald einmal selbst, die andere freut sich auf die traditionellen Veranstaltungen, die der Winter möglich macht.
Gerade der Wald ist vielerorts Schauplatz von vorweihnachtlichem Treiben, denn dieser war in vergangenen Jahrhunderten oftmals ein geheimnisumwitterter Kulturraum, bevölkert von einem Sammelsurium unterschiedlichster Märchen- und Sagengestalten. Bräuche, die sich um den Wald ranken, liefern in der Adventszeit beispielsweise im Naturpark Neckartal-Odenwald viel Stoff und Ideen für Natur- und Märchenwanderungen, für winterliche Spiel- und Erzählrunden. Naturparke vermitteln – und das nicht nur zur Weihnachtszeit – neben dem Naturerlebnis auch ein Stück Kultur und Geschichte, Brauchtum und Tradition, ein Stück von dem, was wir liebevoll Heimat nennen.
In Bayern z.B. werden ab dem 21. Dezember die Rauhnächte gefeiert, die bis zum 06. Januar gehen. Der Brauch erinnert daran, dass man in den längsten Nächten des Jahres dem üblen Treiben der bösen Geister Einhalt gebieten wollte, indem man die Wohnräume und Ställe mit Weihrauch ausgeräuchert hat. Diese Tradition ist bis heute in Altbayern erhalten. Zu den wichtigsten Rauhnächten zählen die Thomasnacht (21. Dezember), die Christnacht (24. Dezember), die Silvesternacht (31. Dezember) und die Dreikönigsnacht (6. Januar).
Die Waldkirchener Rauhnacht im Bayerischen Wald zieht jährlich am 5. Januar circa 1500 Gäste an. Über die Jahre haben sich einige besondere Charaktere herausentwickelt: Die Hoawagoaß, der bluadige Thamerl, der Seelvogel, die Unterhöhenstättner Wolferern. Die Waldkirchener Rauhnacht wird begleitet vom einem Blasorchester und den Goaßlschnoizern.
Eng verwandt mit den Bräuchen zur Rauhnacht sind die Perchtenläufe. Diese finden alljährlich zwischen dem 31. Dezember und dem Heilig Drei Königstag (6. Januar) statt. Hintergrund des Brauchs ist ebenfalls die Vertreibung der Winterdämonen, die Hoffnung auf ein glückliches neues Jahr und die Gnade der FruchtbarkeitsgöttInnen. Der Brauch entsprang vermutlich dem Glauben, dass die bösen Geister in der längsten Nacht des Jahres aktiver sind, weshalb man sie mit Tänzen in Masken und Fellumhängen in die Flucht zu schlagen versucht. Unter den Perchten lassen sich zwei Gruppen erkennen, die Schiechperchten und die Schönperchten. Während Letztere gutmütiger Natur sind, sind Erstere meist unliebsame Gesellen, die nicht zögern, ihre Ruten einzusetzen.
Ein Beitrag von Verband Deutscher Naturparke
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