Wer steht da auf (in) dem Schlauch
Im Zusammenhang mit dem kurz vor der Veröffentlichung stehenden Atlas zur Verbreitung und Ökologie der Spinnen (Araneae) Mecklenburg-Vorpommerns hat sich der Spinnenkenner und Naturfotograf Wolf-Peter Polzin aus Güstrow auf die Suche nach den in Mecklenburg-Vorpommern überaus seltenen Tapezierspinnen in Vorpommern begeben. Während seiner Exkursionen im Bereich Altwarp, im Naturpark Am Stettiner Haff, konnte er tatsächlichen einen neuen Fundort (der bisher vierte im Land) der Gemeinen Tapezierspinne (Atypus affinis) vermelden. An einem Südwest exponierten bewachsenen Dünenhang konnte er die Fangschläuche dieser urig aussehenden, besonderen Spinnenart fotografieren und ein Belegexemplar zur exakten Bestimmung unter dem Mikroskop fangen.
Aus Zeitgründen konnte er leider nicht den gesamten Dünenzug in Augenschein nehmen und so keine Bestandsschätzung vornehmen. Daher übermittelte er seine Funddaten an das Naturpark-Team in Eggesin. Dieses macht sich im Oktober bei besten Wetter auf, um seinen Fund zu bestätigen und möglichst zu quantifizieren.
Was das Naturpark-Team entdeckte, übertraf alle Erwartungen. Auf der gesamten Länge des Dünenzuges fanden sich in unterschiedlicher Dichte die Fangschläuche der Gemeinen Tapezierspinne und auch auf der gegenüberliegenden Seite, in nordöstlicher Richtung konnten Fangschläuche nachgewiesen werden. . Das Vorkommen dieser kolonieartig lebenden Spinnenart wurde auf mehr als 200 Individuen geschätzt
Unsere heimischen Tapezierspinnen (in MV gibt es nur 2 Arten) leben in selbstgegrabenen, oft tief in den Boden reichenden Erdröhren, die sich jeweils an der Bodenoberfläche in einem aus Spinnenseide bestehenden Schlauch fortsetzen.
Die am Boden liegenden, mit Bodenmaterial getarnten Schläuche dienen der Tapezierspinne zur Jagd. Läuft ein Insekt über den Schlauch oder hält hier kurz inne, „steht also quasi auf dem Schlauch“, spürt das über winzige Erschütterungen die Bewohnerin, eilt im Inneren des Schlauches herbei und schlägt ihre mächtigen Cheliceren – die Kiefernklauen – durch den Schlauch in das Beutetier, um ihr Gift zu injizieren. Im Anschluss öffnet die Spinne den Schlauch, zieht das paralysierte Beutetier ins Schlauchinnere. Das dabei im Fangschlauch entstehende Loch wird umgehend wieder repariert. Während die Tapezierspinnenweibchen ihr ganzes Leben in der Bodenhöhle und dem Schlauch verbringen, müssen sich die Männchen, meist im Herbst, auf die Suche nach paarungsbereiten Weibchen begeben und sind so auch hin und wieder an der Bodenoberfläche zu beobachten.
Das Naturparkteam freut sich über die Entdeckung in Ihrem Gebiet und wird die Populationsentwicklung in den nächsten Jahren weiter im Auge behalten.
Ein Beitrag von Naturpark Am Stettiner Haff
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