Neues Wildbienen- und Schmetterlingsparadies entsteht

Erste Baumpflanzung im neuangelegten Dorf-Garten Gahma, BA Beate Graumann

Erste Baumpflanzung im neuangelegten Dorf-Garten Gahma, BA Beate Graumann

Gahma ist ein typisches kleines Dorf im Naturpark Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale. Mehrere schieferverkleidete Umgebindehäuser weisen gemeinsam mit der Wehrkirche und dem alten sorbischen Ortsnamen auf eine frühe und seit dem Mittelalter durchgehende Besiedlung hin. Die Kirche am Ortseingang ist ortsbildprägend und markiert gleichzeitig den Abzweig zu einem wichtigen Landwirtschaftsunternehmen. Unmittelbar im Anschluss an die Einfriedung der Kirche befindet sich ein Pflanzgarten, der in der herkömmlichen Weise nicht mehr bewirtschaftet wird. In diesem ehemaligen Allmendebereich befanden sich früher Wirtschaftsbeete der Einwohner, die zusätzlich zu den Hausgärten für den Anbau von Gemüse genutzt wurden.

Christine Kober erläutert, wie ein Insektenhotel funktioniert, BA Beate Graumann

Christine Kober erläutert, wie ein Insektenhotel funktioniert, BA Beate Graumann

Mit der Aufgabe dieser traditionellen Nutzung ist ein naturschutzfachlich nachgewiesen wertvoller Bereich im Ort verloren gegangen, der Lebensraum und Nahrungsquelle für Insekten, Weichtiere, Vögel, Fledermäuse u.a. Kleinsäugetiere war. Die Gemeinde Remptendorf, zu der der Ortsteil Gahma gehört, ist Mitglied im Naturpark-Verein und möchte diesen Verlust ausgleichen. Sie will alte Obstsorten sowie Blüten- und Fruchtsträucher für die verschiedensten Tierartengruppen im Dorf anpflanzen und Nisthilfen anbringen.

Dazu stehen die Grundstücke zur Verfügung, die bisher Pflanzgarten waren und außerdem als archäologisches Flächenbodendenkmal im Zusammenhang mit der denkmalgeschützten Wehrkirche geschützt sind. „Das sind optimale Voraussetzungen für die Anlage eines Dorf-Gartens, in dem sich typische dörfliche Tier- und Pflanzenarten wieder ansiedeln können und für unsere Bewohner ein neuer Mittelpunkt dörflichen Lebens entsteht“, so Bürgermeister Thomas Franke.

Thomas Hess, Geschäftsführer von Thüringer Waldquell, beim Befestigen der Rückseite des Insektenhotels, BA Beate Graumann

Thomas Hess, Geschäftsführer von Thüringer Waldquell, beim Befestigen der Rückseite des Insektenhotels, BA Beate Graumann

Diese Idee wird unterstützt durch die Naturparkverwaltung, deren Ziel es ist, die Artenvielfalt zu fördern im Sinne der Biodiversität. Christine Kober, Leiterin der Verwaltung, knüpfte die Fäden zum Entstehen dieses Projektes zusammen, als im Mai letzten Jahres Thüringer Waldquell Mineralbrunnen GmbH eine Kooperationsvereinbarung mit dem Naturparkverein abgeschlossen hat, mit dem Ziel, ein Naturschutz- Projekt finanziell zu unterstützen. Die Früchte dieser Kooperation konnten am 12. August 2014 geerntet werden, als die bekannte Thüringer Firma einen Scheck an Thomas Franke überreicht hat, der den Start dieses Projektes ermöglicht.

Biene in einer Apfelblüte, BA Marion Zapf

Biene in einer Apfelblüte, BA Marion Zapf

Zwischenzeitlich erfolgten die Aussaat von Gräsern und insektengeeigneten Wildblumenmischungen auf der Fläche und die gemeinsame Pflanzung einer Birne zum ersten Spatenstich durch die Projektteilnehmer. Weitere heimische Obstbäume und Wildsträucher wurden gepflanzt. Als Hilfe für die Ansiedlung von Wildbienen und anderen heimischen Insekten bauten Mitarbeiter der Naturparkverwaltung ein Insektenhotel, denn die Zahl der Wildbienen ist deutlich zurückgegangen, fast 50% aller Wildbienenarten stehen auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten. Auch im Dorf schwinden weiter die Lebensräume. Moderner Hausbau bietet kaum Platz für die friedlichen Untermieter. In Gärten und auf Grünanlagen wird der Rasen kurz gehalten, so dass keine Blumen blühen können und natürliche Lebensräume entfallen. Gärten sind oft mit ausländischen Pflanzenarten versehen, auf die unsere Bienen nicht angepasst sind.

Honigbiene mit Pollenhöschen, BA VDN, Udo Stamm

Honigbiene mit Pollenhöschen, BA VDN, Udo Stamm

Mit dem Bau eines Pavillons im zukünftigen Obstgarten-Teil soll eine Kommunikationsgelegenheit und ein Erholungsplatz geschaffen werden. Ein wetterfestes Lesebuch wurde installiert, welches informiert über die Kirche, das Bodendenkmal, den ehemaligen Pflanzgarten und seine Neugestaltung. Fünfzehn Obstbäume aus alten ortsangepassten Sorten und fünfzig Wild- und geeignete Ziersträucher bilden einen Teil des Nahrungsangebotes für Insekten, Kleinsäuger, Vögel und natürlich zur Obsternte auch für die Dorfbewohner. Die Pflege des neuen Dorf-Gartens wird durch die Gemeinde Remptendorf übernommen.

Durch dieses Vorhaben wird die eigentliche typische Natur im Dorf wieder sichtbar und erlebbar gemacht. Alternativen zu Gärten mit blütenlosem Schur-Rasen, ausländischen und damit insektenuntauglichen Pflanzen und Blautannenbesatz sollen aufgezeigt werden. Es ist außerordentlich zu begrüßen, dass eine Kommunalverwaltung sich zu einem solchen Schritt entschließt und vielleicht auch Nachahmer in der Umgebung findet. Die Naturparkverwaltung wird die Gemeinde unterstützen, dieses für eine dörfliche Lebensgemeinschaft von Mensch und Tier im wahren Sinn des Wortes nachhaltige Projekt erfolgreich über die Jahre zu gestalten.

 

Dorfgarten Ghama

Gahma
07368 Remptendorf

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