Neuntöter und Rothirsch – keine Gruselgeschichte, sondern eine glückliche Allianz

Der Neuntöter ist kein klassischer Waldbewohner. Vielmehr liegt der eigentliche Schwerpunkt  des Vorkommens in der heckenreichen Feldflur und sonnenexponierten Obstwiesen. Waldränder und Lichtungen bieten aber zuweilen auch sehr gute, nahrungsreiche Lebensstätten. Gerade größere Sturmwurfflächen und Jungwüchse können für einige Jahre besiedelt werden, wie dies nach den Orkanen Lothar und Kyrill der Fall war. Die Besonderheit des Schönbuchs ist, dass – wegen der zahlreichen Wildwiesen und Grünflächen, also dank des Rotwildvorkommens – nicht alle Offenbereiche und Frühwaldstadien wieder rasch verschwinden und die Ansiedlungen somit beständiger sind.

Aufmerksam wacht der Neuntöter über sein Revier © Erich Tomschi

Aufmerksam wacht der Neuntöter über sein Revier © Erich Tomschi

Eine Kartierung im Frühsommer 2015 durch Vogelexperte Paul Mann ergab insgesamt 12 erfolgreiche Brutpaare innerhalb der Waldflächen des Naturparks. An größeren Wildwiesen, aber auch an einigen ausgedehnteren Verjüngungsflächen waren sie zu finden. Das war ein überraschend erfreuliches Ergebnis, zumal wahrscheinlich noch einzelne weitere übersehen worden sein dürften. Sicherlich hinzuzurechnen sind innerhalb der Grenzen des Naturparks noch einige weitere Reviere im Bereich des Obstwiesengürtels am Schönbuch-Südtrauf zwischen Mönchberg und Unterjesingen. Damit lässt sich der Neuntöter tatsächlich auch als  Lichtwaldart bezeichnen.

Beobachtungstipp: Besonders gute Chancen, den Neuntöter zu Gesicht zu bekommen, bestehen z.B. beim Besuch der Wildbeobachtungskanzel am Dickenberg. Hier braucht man mit dem Feldstecher nur die Wipfel junger Bäume am Freiflächenrand abzusuchen. Dabei erweist sich die Angewohnheit des Vogels, stets von hoher Warte die Umgebung zu mustern, als sehr hilfreich. Aber Geduld ist natürlich – wie allgemein bei der Tierbeobachtung – schon von Nöten.

Der Neuntöter ist Fernzieher. Er kehrt relativ spät, erst ab Anfang Mai, aus dem tropischen Winterquartier wieder. Sein Gesang ist unauffällig; das Nest wird gut verborgen in dichtem Gebüsch oder niedrigen Bäumen angelegt. Es gibt nur eine Jahresbrut.

von Paul Mann

Ein Beitrag von Naturpark Schönbuch

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