Baum des Jahres 2022

Die Rotbuche

(Fagus sylvatica)

 

Rotbuchenwald // Wikipedia // Lebrac

Rotbuchenwald // Wikipedia // Lebrac

Die Blätter leuchten in kräftigem Grün, die Borke schimmert in silbrigen Grautönen – dennoch hat die Bezeichnung Rotbuche ihre Berechtigung: Sie verweist auf die leicht rötlichen Nuancen des Holzes im Vergleich zur Hain- oder Weißbuche. Wort Buche hat seinen Ursprung im indogermanischen Sprachraum und deutet auf die frühere Verwendung des leicht spaltbaren Holzes als Schrifttafeln hin. Die alten Germanen warfen Stäbe aus Buchenholz und lasen daraus bestimmte Zeichen bzw. Runen, daraus leitet sich letztlich auch das Wort Buchstabe ab.

 

Rotbuchenlaub // Wikipedia // Nikanos

Rotbuchenlaub // Wikipedia // Nikanos

Im April und Mai setzt die Blüte der Rotbuche ein, ab September bildet der Baum die Nussfrüchte aus: Bucheckern, die bei Eichhörnchen, Eichelhähern, Wildschweinen, Rotwild und zahlreichen Kleinsäugern auf dem Speiseplan stehen und durch die ölhaltigen Samen eine willkommene, nahrhafte Winterdelikatesse sind. Was den Boden betrifft, so sind Rotbuchen nicht allzu anspruchsvoll – sie meiden jedoch staunasse oder zu trockene Standorte. Grundsätzlich ist die Rotbuche eine typische Zeigerpflanze des atlantischen Klimas. Weite Teile Mitteleuropas waren einst von Laubmischwäldern bedeckt, in denen die Rotbuche als Baumart vorherrschte. Doch mit Beginn des Mittelalters begannen die Menschen, sich dauerhaft an Orten niederzulassen und errichteten feste Siedlungen – das großräumige Abholzen setzte ein. Nur rund ein Drittel der alten Laubmischwälder überlebten das Mittelalter. Selbst diesen Restbeständen ging es in den nachfolgenden Jahrhunderten an den Kragen, weshalb ab Ende des 18. Jahrhunderts umfangreiche Aufforstungsprogramme stattfanden – allerdings mit schnellwachsenden Kiefern und Fichten und oft in Monokultur. Die Rotbuche ist die am stärksten durch den Menschen zurückgedrängte Baumart Deutschlands – mit einem hoffnungsgebenden Gegentrend: Seit etwa drei Jahrzehnten nimmt der Buchenbestand langsam wieder zu, und das ist gut so: „Denn die Buche gilt als das „Wasserwerk“ des Waldes und wäre geeignet, die Gefährdung der Wälder durch die zunehmenden Dürreperioden zumindest abzumildern. Während in den ganzjährig grünen Nadelholzbeständen ein erheblicher Teil des Jahresniederschlags in den dicht benadelten Kronen hängen bleibt und wieder verdunstet, fließt bei der im Winter kahlen Buche ein Großteil des Niederschlags als Stammabfluss direkt in den Waldboden, so Dr. Rudolf Fenner.

Da die EU ihre Verantwortung zum Schutz der Buchenwälder erkannt hat, wurden in der europäischen FFH-Richtlinie mehrere Lebensraumtypen unter Schutz gestellt, die den Buchenwald enthalten. Auch im Naturpark Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale finden sich Buchenwälder mit unterschiedlichen Ausbildungen: Hainsimsen-Buchenwald im Naturschutzgebiet Heinrichsstein und im Naturschutzgebiet Schwarzatal, Blaugras-Steilhang-Buchenwald im Naturschutzgebiet Greifenstein oder Waldmeister-Buchenwald im Naturschutzgebiet Ilmwand, um einige dieser wertvollen Standorte zu nennen.

Ein Beitrag von Naturpark Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale

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