Natur des Jahres 2016
Die Heideflechte
(Icmadophila ericetorum)
Dem Betrachter fallen zuerst die rosa gefärbten Fruchtkörper der Heideflechte auf, die mal an winzig kleine Knollen erinnern, und dann wieder wie runde, wellige Tellerchen geformt sind. Sie sitzen auf einem hellgrau bis grünlichen Lager. Flechten sind eine Lebensgemeinschaft aus einem Pilz und einer Photosynthese betreibenden Grünalge. Im Fall der Heideflechte ist es eine Coccomyxa-Alge, die eine Partnerschaft eingeht. Der Pilz wiederum stützt die Alge und nimmt Wasser sowie Mineralstoffe aus der Umgebung auf.
Die Heideflechte zählt zu den sogenannten Krustenflechten – diese gelten als besonders robust und sind oft fest mit ihrem Untergrund verwachsen. Die Heideflechte gedeiht auf sauren Böden und schattigen Felsstandorten mit hoher Luftfeuchtigkeit, vor allem auf Torfflächen in Hochmooren und Moorheiden. Sie fühlt sich auch auf nährstoffarmen Substraten wie Baumstümpfen, Rohhumus und Sandstein wohl. Möchte man ihre filigranen Besonderheiten aus nächster Nähe betrachten, empfiehlt es sich höher gelegene Standorte aufzusuchen, da die Heideflechte äußerst empfindsam gegenüber Nährstoffeinträgen ist. Als Rohbodenbesiedler ist sie eine echte Pionierart: Hat sie sich einmal angesiedelt, wächst sie zu großflächigen Lagern heran und verdrängt damit andere Flechtenarten. Jedoch kann sie selbst zum Nährboden und Untergrund für Zwergsträucher werden.
Ihren Verbreitungsschwerpunkt hat sie in den Alpen, in Norddeutschland ist sie regional bereits ausgestorben. Bundesweit gilt sie laut Roter Liste als vom Aussterben bedroht, denn intakte Hochmoore gibt es durch Entwässerung und Abbau kaum noch. Restmoore müssen daher unbedingt erhalten werden. Im Naturpark Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale konnte die Heideflechte nachgewiesen werden. Die Flechte des Jahres 2016 steht symbolisch für viele der hier vorkommenden, teils sehr seltenen Krustenflechten, die als Erstbesiedler auf dem Schiefer der ehemaligen Abbaugebiete gedeihen. Eine weitere Art, die Heide-Strauch-Flechte Cetraria ericetorum kommt thüringenweit ausschließlich hier auf den nährstoffarmen Schieferhalden im Naturpark vor.
Autor: Susen Reuter
Fotos: Wikipedia_Tigerente;
Wolfgang von Brackel
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