Wettbewerb „Naturparkprojekt 2020“ – Beiträge zur nachhaltigen Entwicklung des Naturparks

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Beitrag von Klaus Storde (Ortschronist von Prenden)

Das Dorf Prenden ist der kleinste Ortsteil in der Gemeinde Wandlitz. Es liegt in einer eiszeitlichen Abflussrinne umgeben vom Strehle- und Bauersee, die durch das Strehle- u. Pregnitzfließ verbunden sind. Der Ort ist ringsum von bewaldeten Höhenzügen umgeben. Die Landschaft liegt im Naturpark Barnim und im LSG Wandlitz – Biesenthaler Seengebiet, am Ortsrand beginnt das FFH Gebiet Pregnitzfließ – Finowtal mit schützenswerter Flora und Fauna. Schwarzstorch, Roter Milan, verschiedene Fledermausarten, Eisvogel, Biber und Fischotter u.a. Tiere sind hier zu Hause. Die Infrastruktur des Ortes ist bescheiden, keine Industrie, jedoch einen Golfplatz, Gastronomie und einige kleinere Unternehmen, z.B. eine Fischerei mit Fischverkauf.

Die Kirche im Dorf lassen, dafür engagierten sich im Jahre 1998 interessierte Einwohner des Ortes, die einen Verein zum Erhalt des Denkmals Dorfkirche Prenden gründeten. In der Anfangsphase ging es um die Restaurierung der bereits stark beschädigten Bausubstanz. Sie umfasste den im Fachwerkstil gebauten Glockenturm von 1704, die Dachdeckung mit traditionellen Biberschwanzdachsteinen, das Kirchenschiff mit Mischmauerwerk aus Feldsteinen und Ziegeln , die Instandsetzung des ursprünglichen Ziegelfußbodens, der Kirchenfenster u. a. m. Dabei kamen ökologische Baumaterialien u.a. Holz, Kalkmörtel, Tonziegel, Kaseinfarben zum Einsatz. Der Förderverein Dorfkirche Prenden 1611 eV. unterstützte nicht nur die Mittelbeschaffung über Förderanträge. Er war bei den Bauberatungen vor Ort und brachte Vorschläge und Ideen für eine erweiterte Nutzung des Kirchengebäudes ein. Ein Beispiel dafür ist der Einbau herausnehmbaren Fensterläden im unteren Bereich der Schalluken des Glockenturms. Dadurch ist es den Besuchern möglich, den Ausblick in die eiszeitlich geprägte Landschaft aus allen 4 Himmelsrichtungen mit Hilfe von Podesten zu genießen. Im Turm ist der Mensch nicht allein. Hier befindet befindet sich ein Brutkasten für Schleiereulen, der zeitweise von Turmfalken bewohnt wurde, des Weiteren wurden mehrere Nistkästen für Dohlen angebracht, die alle belegt sind. In der Brutzeit ist die Begehung nicht möglich. In der Turmspitze haben Fledermäuse z.B. Braunes Langohr ihr Sommerquartier. Mitglieder des Vereins und Naturwächter des Naturparks Barnim betreuen die Vogelpopulation im ältesten Bauwerk von Prenden. In der unteren Ebene des Glockenturms befindet sich seit der 700 Jahrfeier von Prenden im Jahr 2006 das von Klaus Storde konzipierte und eingerichtete Heimatmuseum, das eine Vielzahl von Exponaten zur Orts- und Kirchengeschichte präsentiert. Hier erfährt der Besucher Wissenswertes über Handwerk, Schule, Familiengeschichte, die Anfänge des Fremdenverkehrs und nicht zuletzt über die „Berühmten Prendener“, den ersten brandenburgischen Feldmarschall Otto Christoph von Sparr und den geheimnisvollen Glasmacher und Alchimisten Johann Kunckel von Löwenstern. Anläßlich des 200 jährigen Geburtstages von Theodor Fontane wurde 2019 eine kleine Sonderausstellung gezeigt, die seinen Besuch von Prenden im Jahr 1861 in Wort und Bild thematisiert. Für 2020 wurde eine Sonderausstellung zur heimatlichen Fauna und Flora konzipiert, die auf Grund der gegenwärtigen Situation noch nicht gezeigt wird.

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Darstellungen der einzelnen Projektbestandteile (Fotos: KulturFörderverein Dorfkirche Prenden 1611 e.V.)

Weitere Informationen zur Stippvisite Fontanes in Prenden sind am 2019 eröffneten Fontaneeck, das mit Mitteln der Gemeinde Wandlitz realisiert wurde, auf einer Schautafel mit Kunstobjekt „Wegzeichen“ von Klaus Storde zu erfahren. Es befindet sich am Ortseingang gegenüber vom Biesenthaler Weg, dessen vielgestaltiger Verlauf durch eiszeitlich geprägte Landschaft Fontane bildhaft in seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg beschrieben hat. In einem seiner Notizhefte hat er das Höhenprofil treffend skizziert.

An exponierten Plätzen innerhalb und im Umkreis des Ortes wurden weitere vom Ortschronisten geschaffene Infotafeln aufgestellt: an der Dorfkirche, am Jagdhotel (Sparr und Kunckel), beim Fischverkauf am Strehlesee (ehemals historische Wassermühle) und am Ostufer des Strehlesee (Naturdenkmal Riesenstein). Die Text- und Bildtafeln dienen als Orientierungshilfe für ortsinteressierte Einheimische, Besucher, Wanderer, Radfahrer usw. Sie geben Auskunft über Historie, Personen, Landschaft, Tier- und Pflanzenwelt usw. Darüberhinaus werden seit vielen Jahren Führungen, Ortsrundgänge und geführte Wanderungen durch den Ortschronisten angeboten, die sich eines regen Zuspruchs erfreuen. Letztere dienen dem besseren Kennenlernen der näheren Umgebung bzw. der Nachbarorte mit ihren Gemeinsamkeiten und Besonderheiten. Sie führten bisher nach Neudörfchen mit NSG Wischsee, zum Hohlstein und Bogensee, zum Hellsee und Schloss Lanke, nach Biesenthal mit städtischen u. jüdischen Friedhof sowie Wehrmühle und Schloßberg., von Biesenthal nach Prenden auf dem Fontanewanderweg, Sophienstädt und Dorfkirche, Ruhlsdorf mit Dorfkirche und Heimatmuseum, Marienwerder mit Kirche und Finowkanal / Grafenbrück mit Schleuse und Naturlehrpfad, Zerpenschleuse mit Besuch der Kommunität (Denkmal mit schwarzer Küche) und Dorfkirche u.a. Auf diesen jährlich stattfindenden Exkursionen wird Natur und Kultur in Einklang gebracht, die Resonanz der zahlreichen Teilnehmer ist entsprechend positiv.

Am Tag des offenen Denkmals finden Führungen in der Dorfkirche Prenden mit Ausführungen zur Baugeschichte, zum sehenswerten Schnitzaltar von 1611, an dessen Restaurierung sich der Förderverein mit Rat, Tat und finanziellen Mitteln beteiligt hat, statt. Zu erwähnen ist das Engagement zur Erhaltung der historischen Bausubstanz, wie der Einbau einer ökologischen Fußleistenheizung im Niedertemperaturbereich, die Abführung der Dachentwässerung zum Schutz der Grundmauern. Im idyllischen Pfarrgarten wurde ein Rastplatz für Besucher und Wandergruppen mit Tisch und Bänken unter einer großen Bergulme eingerichtet u.a.m. Nach Besuch des Heimatmuseums kann der Glockenturm mit Ausblick bestiegen werden. (Dieses Angebot wird auf Anmeldung von Frühjahr bis Herbst für Individualtouristen und Wandergruppen angeboten). Der Ortsrundgang führt zu weiteren unter Denkmalschutz stehenden Bauwerken und Naturdenkmalen. Stationen sind die historische Schmiede mit einer imposanten Sammlung an Werkzeugen und Maschinen sowie Schmiedefeuerstelle, die vom Handwerk vergangener Zeiten zeugen, sowie Bauernhäuser in Fachwerkbauweise. Ein traufseitig zur Mühlengasse stehendes Büdnerhaus von 1775 wurde aufwändig mit traditionellen Baumaterialien wie Holz und Lehm restauriert. Dabei kamen alte Handwerkstechniken und Materialien wie Strohlehmstaken, Kalkkaseinfarben und Leinölfarben, handgestrichene Tonziegel, Sumpfkalkputz und Hanfdämmung zur Anwendung. Eine Besonderheit stellt die Fußbodendämmung aus leeren Glasflaschen dar. Ein weiteres unter Denkmalschutz stehendes Fachwerkhaus erbaut um 1700, das giebelständig zur Dorfstraße zeigt, wurde kürzlich restauriert. Die Holzbalken waren nach Entfernung des unsachgemäßen Putzes in bestem Zustand. Eine Besonderheit stellt der Haustyp, eine Mischform aus südlichen und nördlichen Baustil dar, bei dem ihre Bewohner, Menschen und Tiere unter einem Dach lebten. Auf alten Prendener Postkarten sind noch zwei weitere Bauernhäuser dieser Art (Dielenhäuser) zu sehen. Die Postkartensammlung mit einer Fülle von Motiven mit Ortsansichten, vorhandenen und abgerissenen Gebäuden, Baumalleen, Straßenpflasterungen usw. läßt interessante Rückschlüsse auf das Dorf und seine Bewohner in einer längst vergangenen Zeit ziehen. Die Zeugnisse dieses Erbes sollten bewahrt bleiben. 50 ausgewählte Postkartenmotive wurden von als Wanderausstellung konzipiert, vergrößert und laminiert, sodaß sie zum Sommerfest 2018 und in der Dorfkirche von Klaus Storde ausgestellt werden konnten und sich eines regen Zuspruchs der Prendener, Sommergäste und Besucher erfreuten konnten.

Ein Beitrag von Naturpark Barnim

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