Blume des Jahres 2022

Die Einbeere – Blume des Jahres 2022

(Paris quadrifolia)

 

Foto 1 – Vierblättrige Einbeere // Wikipedia // Friedrich Böhringer

Foto 1 – Vierblättrige Einbeere // Wikipedia // Friedrich Böhringer

Der Name dieser besonderen Pflanze ist Programm: Eine einzige Beere bildet die kleine Waldblume aus, darunter vier quirlig angeordnete Blätter. Ausnahmen bestätigen jedoch die Regel – es können ab und an auch drei, fünf oder sechs Blätter sein. Die Einbeere erreicht Wuchshöhen von 10 bis 30 Zentimeter und wächst hauptsächlich in naturnahen Wäldern. Wo immer es im Naturpark Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale etwas uriger zugeht, beispielsweise entlang der Urwaldpfade im Sormitztal oder an der Saale bei Hirschberg, kann man diese schattenliebende Pflanze antreffen. Eichen- und Buchenwäldern, Auen- oder Nadelmischwäldern mit einer reichen Krautschicht sind gute Standorte, um die Einbeere aufzuspüren. Wo sie wächst, ist der Boden oft feucht – die Einbeere zeigt also Grund- und Sickerwasser an.

 

Foto 2 – Vierblättrige Einbeere // Loki-Schmidt-Stiftung // Marko Koenig

Foto 2 – Vierblättrige Einbeere // Loki-Schmidt-Stiftung // Marko Koenig

Im Mai und Juni bildet jeder Stängel eine Blüte über dem Blattquirl aus. Die länglichen Pollen werden zwar auch mit dem Wind verteilt, aber es sind vorrangig Fliegen als Bestäuber zu beobachten. Manche Botaniker sprechen auch von einer „Fliegentäuschblume“, denn der Fruchtknoten soll Fleisch vorgaukeln. Der Fruchtknoten ist zur Blütezeit bereits dunkel gefärbt und trägt zum Schauapparat der Blüte bei. Aus dem Fruchtknoten entwickelt sich im Laufe des Sommers eine dunkelblau-schwärzlich gefärbte Beere, in der sich die Samen ausbilden. Diese werden durch Vögel und Ameisen verbreitet. Auch wenn die Beere verlockend ausschaut, so gilt für den Menschen (aber auch für Insekten, Spinnen, Fische und Hunde): Nur anschauen, nicht essen. Alle Pflanzenteile der Einbeere sind giftig, besonders die Beeren. Doch alles in der Natur hat seinen Sinn – mit der Giftigkeit will sich die Einbeere gegen krankheitserregende Pilze schützen. In der Homöopathie kommt die Einbeere in sehr geringen Konzentrationen zur Behandlung von Kopf- und Gesichtsschmerzen, bei Augenreizungen und grünem Star zum Einsatz.

 

Zwar kommt die Einbeere in Deutschland noch relativ häufig vor, aber ihre Bestände gehen vielerorts zurück. In sechs Bundesländern steht sie bereits auf der Roten Liste der gefährdeten Pflanzen. Mit der Wahl zur Blume des Jahres 2022 ruft die Loki Schmidt Stiftung zum Schutz naturnaher Wälder, denn Wälder ohne forstwirtschaftliche Nutzung sind sehr selten: Sie machen nur drei Prozent der Waldflächen aus – gleichzeitig zählen sie zu den artenreichsten Lebensräumen.

Ein Beitrag von Naturpark Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale

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