Natur des Jahres 2015
Die Becherkoralle
(Artomyces pyxidatus)
Sie sieht aus wie eine Koralle, die man von den Riffen in den Weiten der Ozeane kennt und trägt becherartige Vertiefungen am oberen Ende ihrer Äste. Die Becherkoralle ist jedoch kein Meeresbewohner, sondern besiedelt ausschließlich Bäume. Genauer gesagt, sie zersetzt totes Laub- und Nadelholz. So sieht man sie oft auf morschen Baumstümpfen von Buchen, Weiden, Pappeln, Kiefern & Co.
Auffallend genug ist die Gestalt der Becherkoralle, so hält sie sich farblich zurück und erscheint in blassem Weißgelb oder Ocker. Wer an ihrem elastischen Fleisch schnuppert, kann einen streng würzigen Geruch wahrnehmen. Geschmacklich ist der Pilz eher mild bis bitter, nach längerem Kauen auch pfeffrig. Er ist jedoch kein Speisepilz und sollte nicht im Korb des Pilzsammlers landen. Dafür ist die Becherkoralle durch ihre filigrane Schönheit besonders fotogen.
Zwar ist der Pilz des Jahres 2015 noch keine vom Aussterben bedrohte Art, da ihm der Klimawandel und die damit verbundenen wärmeren Temperaturen zuträglich sind. Allerdings wird es die Becherkoralle tendenziell schwer haben, denn ihr Lebensraum gerät durch die extremen Säuberungsaktionen in den Wäldern zunehmend in Gefahr: Totholz und umherliegende Baumstämme werden abtransportiert und gewinnen als Brennstoff immer mehr an Bedeutung. Somit fehlt den holzbewohnenden Organismen wie der Becherkoralle Nahrung und Grundlage um zu Gedeihen. Im Naturpark Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale gibt es leider keine Vorkommen der Becherkoralle – immerhin wurde sie in Thüringen nachgewiesen, wenngleich auch in eher geringer Anzahl. Eine Möglichkeit, es der Becherkoralle und verwandten Arten leichter zu machen, wäre die gesonderte Ausweisung von Altholzinseln. Nicht nur sie bekämen einen gesicherten Lebensraum, sondern sämtliche holzbewohnende Artengemeinschaften.
Autor: Susen Reuter
Ein Beitrag von Naturpark Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale
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