Natur des Jahres 2017

Weißes Waldvöglein, BA Susen Reuter

Das Weiße Waldvöglein
(Cephalanthera damasonium)

Den lieblichen Name verdankt die Orchideenart ihrer Gattung Waldvöglein: Die meisten ihrer Vertreter besitzen weit geöffnete Blüten, die an kleine Vögel erinnern. Das Weiße Waldvöglein hat sein Zuhause in Buchenwäldern mit kalkhaltigen Böden – zumindest fast immer. Es kann schon mal vorkommen, dass man es in Gebüschen auf Halbtrocken- und Trockenrasen findet. Auch in jungen Fichtenmonokulturen kann es sich kurzzeitig stark ausbreiten. Hauptsächlich aber werden alte Waldbestände mit einer guten Bodenschicht bevorzugt. Und dies hat seinen Grund, schließlich ist die Orchidee auf spezielle Wurzelpilze angewiesen. Mit ihnen bildet sie eine feste Lebensgemeinschaft, eine Symbiose. Orchidee und Pilz tauschen Nährstoffe aus, was gelegentlich sogar zu chlorophylllosen Exemplaren führt, die sich völlig auf die Kohlenstoffzufuhr durch ihren Wurzelpilz verlassen. An extrem schattigen Standorten ist dies natürlich von großem Nutzen!

Je nach Bodenbeschaffenheit und Lichtverhältnissen erreicht die Orchidee Wuchshöhen zwischen 15 und 60 Zentimeter. Ihre Blätter sind schmal und länglich. Die Blüten entwickeln sich zwischen Mai und Juni, sie variieren farblich zwischen reinem Weiß und cremefarbenen Nuancen. Die Lippe leuchtet in einem intensiven Gelb – ein perfekter Landeplatz für Insekten, die sich am Nektar laben. Doch nur selten ergibt sich der Anblick geöffneter Blüten, dafür müssen es schon sommerliche Temperaturen von mindestens 25 Grad sein.

Das Weiße Waldvöglein ist, im Vergleich zu vielen anderen heimischen Orchideen, in einigen Gebieten noch häufig anzutreffen – auch im Gebiet des Naturparks Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale konnte die Orchidee nachgewiesen werden. Und dennoch steht sie unter dem strengen Schutz europäischer und nationaler Gesetze. Denn wo Waldwirtschaft intensiviert und Kahlschläge Lebensräume zerstören, sieht es schlecht aus für wildwachsende Orchideen. Der Stickstoffeintrag über die Luft macht sich ebenfalls bemerkbar. Hinzu kommt das Pflücken von unwissenden Sammlern. Wer also das Weiße Waldvöglein in der Natur antrifft: Gegen ein Foto hat es sicherlich nichts einzuwenden.

Autor: Susen Reuter

 

 

Ein Beitrag von Naturpark Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale

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