Vogel des Jahres 2020
Die Turteltaube
(Streptopelia turtur)
Sie ist Liebes- und Friedensbotin zugleich, die Turteltaube. Dass man Frischverliebte gern mal als Turteltäubchen bezeichnet, geht zurück auf das anmutige und liebkosende Verhalten der Vögel zur Balz. Symbolträchtig ist die Taube, so auch die Turteltaube, bereits seit Jahrtausenden: In der Antike war sie der Liebesgöttin geweiht, in der christlichen Kultur stand und steht sie bis heute als Gleichnis für Frieden bzw. für den Heiligen Geist. Auch in anderen Kulturkreisen wurden Tauben als Sinnbild für Sanftmut und Friedfertigkeit empfunden. – So verehrt, und doch so gefährdet: Der Turteltauben-Bestand in Deutschland ist seit 1980 um fast 90 Prozent zurückgegangen; in manchen Regionen ist die Art bereits nahezu ausgestorben. Um auf die alarmierende Lage der Turteltaube hinzuweisen, hat sie der NABU Deutschland zum Vogel des Jahres 2020 auserkoren.
Turteltauben sind nicht nur bedeutend kleiner und zierlicher im Vergleich zu anderen heimischen Taubenarten, sondern auch kontrastreicher gefärbt. Schultern und Teile des Flügels sind leuchtend rostbraun gefärbt und weisen dunkle Flecken auf. Am Hals trägt sie markante schwarze Querbinden auf weißem Grund. Turteltauben besiedeln lichte Laub-, Nadel- und Mischwälder. Auch in Feldgehölzen, Parkanlagen und Auwäldern fühlen sie sich wohl.
Ihre Lieblingsspeise findet die Turteltaube nahezu ausnahmslos am Boden – sie ernährt sich hauptsächlich von Wildkräuter- und Baumsamen. Doch Brachen, Ackersäume, Feldgehölze und Kleingewässer gibt es immer weniger – damit schwinden nicht nur Lebensräume, sondern auch wertvolle Nahrungs- und Trinkplätze. Die Unmengen an ausgebrachten Pestiziden machen es der Turteltaube nahezu unmöglich, sich noch von Ackerwildkräutern ernähren zu können. Doch es gibt einen weiteren Grund, warum Turteltauben so selten geworden sind: die Bejagung. Als ausgesprochen reisefreudige Zugvögel legt auch die bei uns in Mitteleuropa beheimatete europäische Unterart Streptopelia turtur turtur eine beachtliche Strecke in die afrikanischen Winterquartiere zurück. Auf dem Herbstzug stehen anstrengende Etappen bevor, weshalb Turteltauben-Schwärme vor der Überquerung des Mittelmeers Pausen einlegen. Auf afrikanischer Seite rasten sie in Akazienwäldchen in Wassernähe, bevor sie mit bis zu 60 Stundenkilometern nonstop des Nachts über Sandwüsten fliegen und dabei Strecken von bis zu 700 Kilometern zurücklegen. Im Gegensatz dazu geht’s im Frühling auf Tagflügen zurück in europäische Brutgebiete. Auf diesen Zugstrecken werden sie durch illegale und legale Jagd massiv gefährdet. Allein in der EU werden jährlich rund zwei Millionen Turteltauben getötet. Im Freistaat brüten laut Klaus Lieder, Sprecher des Landesfachausschusses für Ornithologie im NABU Thüringen, nur noch 1.500 bis 2.000 Turteltaubenpaare.
Autor: Susen Reuter
Ein Beitrag von Naturpark Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale
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