Wettbewerb „Naturparkprojekt 2018 – 20 Jahre Naturpark Barnim“ – Beiträge zur nachhaltigen Entwicklung des Naturparks

Beitrag des Berliner Bezirks Pankow

"Äpfel für das Volk" (Foto: Pamela Weber Umwelt- und Naturschutzamt Pankow)

„Äpfel für das Volk“ (Foto: Pamela Weber Umwelt- und Naturschutzamt Pankow)

Äpfel für das Volk

Obstbäume gehören seit Jahrtausenden zum Idealbild eines Gartens. Waren sie früher Königen und Kaisern vorbehalten, wurden sie aber später mehr und mehr auch in der freien Landschaft gepflanzt und damit dem Volk zugänglich. Im Raum Berlin/Brandenburg war der Obstbau bis in das späte Mittelalter eine Angelegenheit des Landesherrn, des Adels und der Klöster. In den Bauerngärten waren nur wenige Obstbäume zu finden. Auch der Große Kurfürst, Friedrich Wilhelm von Brandenburg, war ein Liebhaber des Obstes. In seinen Gärten ließ er große Obstplantagen anlegen. Zum Ende seiner Regierung im Jahre 1685 erließ er eine Verfügung, nach der jeder Bauer jährlich 4, jeder Kossät jährlich 2 Obstbäume zu pflanzen hatte, um den darniederliegenden Obstbau in Brandenburg zu fördern. Um 1900 gab es dann 1000 verschiedene Obstsorten in Brandenburg. Die Pankower Altobstbestände gehen im Wesentlichen auf die Zeit der Rieseltätigkeit zurück. Alte knorrige Obstbäume stehen vereinzelt in der Landschaft. Im Raum Möllersfelde gibt es noch einen relativ geschlossenen Bestand von 190 alten Apfelbäumen entlang der Feldwege.

In den Jahren seit 1995 wurden mit Hilfe des EAGFL (Europäischer Ausrichtungs- und Garantiefonds für Landwirtschaft) und von Geldern aus Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen 783 Obstbäume nachgepflanzt, 255 davon im Jahr 2003 in Möllersfelde.

Es wurden ausschließlich Hochstämme:

– Apfelbäume der Sorten Cox Orange / Signe Tillisch / Gravensteiner / Klarapfel / James Grieve / Ontario / Boskoop / Kaiser Wilhelm

– Pflaumenbäume der Sorten Inge Wangenheim / Czar / Viktoria / Große Grüne Reneklode / Stendaler Hauszwetsche

– Birnbäume der Sorten Gute Luise / Williams Christ / Gellerts Butterbirne / Alexanderbirne / Bosc´s Flaschenbirne

– Süßkirschenbäume der Sorten Hedelfinger / Altenburger Melonenkirsche / Kassins Frühe / Gr. Schwarze Knorpel / Köröser / Schneiders Späte Knorpel / Dönnisens Gelbe Knorpel

gepflanzt.

Die Landschaft um Blankenfelde wurde in weiten Teilen früher als Rieselfeld genutzt, während im 20. Jh. in der DDR industriell Landwirtschaft betrieben wurde. Infolgedessen waren viele der historischen Strukturen zerstört. Seit 1995 wurden 48.033 m² Feldgehölzhecken im Raum Blankenfelde angelegt, um das Landschaftsbild wiederherzustellen, Biotop- verbunde zu schaffen (z.B. am Reppfuhl) oder wichtige Biotope abzuschirmen (z.B. im Bereich der Zingergrabenniederung). Weiterhin wurden Hecken entlang der seit 1997 ausgebauten 27.729 m² Wanderwege gepflanzt, 40 Informationstafeln aufgestellt und 8 Wanderwegs- flyer entwickelt. Damit konnten die touristische Attraktivität des Berliner Nordostraums und damit auch des Naturparks Barnim in diesem Bereich erhöht werden. Gleichzeitig wurden Anbindungen an Nachbarbezirke geschaffen (u.a. Barnimer Dörferweg, Naturparkmeridian, Pankeweg). Für die Heckenpflanzungen wurden ausschließlich heimische, standortgerechte Sträucher gepflanzt. Dabei wurden vorwiegend Sambucus nigra, Corylus avellana, Rubus fruticosa, Ribes uva- crispa, Prunus spinosa, Rosa canina, Rhamnus carthatica und Cornus sanguinea verwandt. Mit der Pflanzung von Hecken und Obstbäumen sollte nicht nur eine Aufwertung der Landschaft erfolgen, sondern auch ein Beitrag zum Naturschutz geleistet werden. Die Verwendung von autochthonem Material war wegen des geringen Angebots und der Bindung an die LHO leider nicht immer möglich. Die Pflege der Pflanzungen und Altobstbestände wird seit 1993 durch verschiedene Arbeits- beschaffungsmaßnahmen (ABM) / Maßnahmen im Rahmen der Mehraufwandsentschädigung (MAE) wahrgenommen. Die bereits fruchtenden Pflanzungen der vergangenen Jahre werden, ebenso wie die Bestände an alten Obstbäumen, von der Bevölkerung nicht nur zur gesunden Wanderverpflegung genutzt. Die Idee des Großen Kurfürsten, Obst für das Volk bereitzustellen, wird damit durch den Bezirk Pankow fortgeführt. Gleichzeitig wurde ein Beitrag zum Biotopverbund, zur Umweltbildung und zur touristischen Erschließung geleistet.

Quellen

Alle Fotos: Pamela Weber, Umwelt- und Naturschutzamt Pankow

Karte: Thomas Frotscher, Umwelt- und Naturschutzamt Pankow von Berlin

Verwendete Literatur: Heilmeyer, Marina (Hrsg.), „Äpfel fürs Volk“ vacat Verlag, Potsdam 2002

Ein Beitrag von Naturpark Barnim

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