Der Ranzenpuffer

„He, Hallo, wer stört?!“, am Rande eines Hohlwegs springt plötzlich ein Wesen hinter einem knorrigen Eichenstamm hervor. Wir werden mit Tannenzapfen beworfen, die uns jedoch knapp verfehlen. Kein Wunder. Die lupenartigen Brillengläser, welche seine Augen deutlich vergrößern, deuten auf eine Sehschwäche des Fremdlings hin. Sein stacheliges Haar hängt ihm wirr in die Stirn. Aus seinem Mund kommen maulende Bemerkungen. Wo gerade noch die frische, abendliche Waldbrise wehte, macht sich eine Schnapsfahne breit. Wüssten wir es nicht besser, würden wir sagen, dass vor uns ein Geist steht… Ein wankender Waldgeist… Aber das kann doch nicht sein… Oder etwa doch?  

Sagenumwobene, märchenhafte sowie gruselige Gestalten. Der Schönbuch beheimatet viele von Ihnen. So handeln viele Geschichten aus dem Volksmund von einem unheimlichen grünen Jäger, der sich vor allem in Kirchentellinsfurt, Lustnau, Bebenhausen und Walddorf herumtrieb und den Leuten böse Streiche spielte. Bekannt war er unter dem Namen „Ranzenpuffer“ sowie „Brüller“ oder „Reiter“. Der Legende nach war er einst Jäger auf dem Einsiedel gewesen, der für sein gottloses Leben nach seinem Tod viele hundert Jahre als Geist herumirren hat müssen. Eine Marotte von ihm war sein fürchterliches Gebrüll, mit dem er sich ankündigte. So bereitete es ihm besonders viel Spaß, Schlafenden plötzlich laut ins Ohr zu brüllen, sodass sie über Wochen das Gehör verloren. Wenn die Erschrockenen dann aufwachten, lief er in Gestalt eines Schweines grunzend davon. Er verwandelte sich überhaupt gern in Tiere aller Art. Ob als Wildschwein, welches seinen eigenen Kopf in der Hand hielt oder als Feldhase, welchen Jäger selbst mit einem präzisen Schuss nie treffen konnten. Gefährlich war der Ranzenpuffer nur, wenn er auf seinem Schimmel ritt. Auf dem Rücken dieses Pferdes konnte er in der Luft, auf dem Wasser sowie auf der Erde reiten, und manchmal sprang der Schimmel so wütend, dass er Feuer ausschnob.

 

Landschaftsführer Jan Bong verkleidet als Ranzenpuffer

Landschaftsführer Jan Bong verkleidet als Ranzenpuffer

Wie lebendig dieser Waldgeist immer noch ist, zeigt der Zusammenschluss der „Narrenzunft Ranzenpuffer Kirchentellinsfurt 1997 e.V.“, deren Mitglieder jedes Jahr in der Fasnet aufs Neue umgehen und ihre Späße treiben.

Übrigens: Ernsthaft jemandem etwas zuleide getan hat der Ranzenpuffer nie… 😉

 

Ein Beitrag von Naturpark Schönbuch

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