Gestatten: Vespertilio murinus, die Zweifarbfledermaus

Foto: Dietmar Nill

Der Naturpark Schönbuch möchte Ihnen heute seine neueste Mitbewohnerin vorstellen: die Zweifarbfledermaus. Wir freuen uns riesig, dass diese eher seltene Fledermausart im Naturpark Schönbuch einen geeigneten Lebensraum gefunden hat.

Die Zweifarbfledermaus gehört zur Familie der Glattnasenfledermäuse (Vespertilionidae). Namensgebend ist ihre zweifarbige Fellstruktur, die Haarspitzen am Rücken sind weißlich-silbern, die Haarbasis schwarzbraun. Am Bauch ist das Fell meist braun-gelblich und setzt sich scharf von der Rückenbehaarung ab. Ein weiteres markantes Erkennungsmerkmal sind die kurzen kräftigen Ohren, die mit einer Hautfalte fast am Mundwinkel ansetzen.

Die Männchen durchstreifen in schnellem hohen Flug ihr Revier, das durchaus eine Größe von über 80 km² haben kann. Das der Weibchen ist mit ca.16 km² deutlich kleiner. Vorzugsweise jagt die Zweifarbfledermaus über Gewässer und im Offenland aber auch über ausgedehnten Waldgebieten – ein Lebensraum, wie ihn der Schönbuch bieten kann.

Von Mai bis August ziehen die Weibchen ihre Jungen auf, meist sind es Zwillinge. Etwa 20-60 weibliche Tiere nisten sich dann in den so genannten Wochenstuben ein. Dafür kommen Spalten in Gebäudewänden, Rollladenkästen, Felsspalten oder auch Baumhöhlen in Frage. Als Winterquartiere werden gerne hohe Gebäude wie Kirchtürme und Hochhäuser aber auch Felswände und Burgruinen genutzt.

Ab Oktober balzen die Männchen um die Gunst der Weibchen. Dabei stoßen sie sehr auffällige Balzrufe aus, die sogar ein menschliches Ohr hören kann. Die Paarung findet zeitgleich statt, aber die Weibchen speichern die Spermien über den Winter, den sie wie die meisten europäischen Fledermausarten im Winterschlaf verbringen. Erst wenn sich die Luft im Frühjahr erwärmt und die Insekten schwärmen, beginnt die Schwangerschaft.

Die Zweifarbfledermaus ist ein echter Wandergesell, wenn es sie in die Ferne zieht, kann sie Distanzen bis zu 1500 km zurücklegen. Manche Populationen sind aber auch standortstreu und bleiben in ihrem Jagdgebiet.

Mit seinen jetzt 17 Fledermausarten erweist sich der Naturpark Schönbuch als ein echter Hotspot für Fledermäuse. Sein unzerschnittenes Waldgebiet mit einem hohen Anteil an alten, hohen Bäumen, viel Totholz, Felswände und dem hohen Insektenvorkommen bietet den anspruchsvollen Tieren Sommer- und Winterquartiere sowie genügend Nahrung. Mal sehen, wie schnell es sich in der Community der Fledermäuse herumspricht und wir vielleicht bald noch weitere Arten begrüßen dürfen.

Die hier gezeigten Bilder stammen vom Naturfotografen Dietmar Nill, der sie uns freundlicherweise zur Verfügung gestellt hat. Sehr zu empfehlen ist seine Homepage, wo es noch viele atemberaubende Fotos nicht nur von Fledermäusen gibt. Ein fantastischer Film von und mit Dietmar Nill wurde 2012 vom Fernsehsender Arte ausgestrahlt, der in drei Teilen auch bei Youtube angesehen werden kann.

Teil 1:    • Fledermäuse – Warte bis es dunkel wir…   Teil 2:    • Fledermäuse – Warte bis es dunkel wir…   Teil 3:    • Fledermäuse – Warte bis es dunkel wir…  

Ein Beitrag von Naturpark Schönbuch

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