Natur und Mohr

Bild: Natur und Mohr

Judith und Dennis Mohr sind – wie man hier so schön zu sagen pflegt – so richtige ‚Neigschmeckte“ und das in zweierlei Hinsicht: Zum einen haben sie das Schwäbische Ländle zu ihrer Wahlheimat gemacht und zum anderen haben sie Geschmack an den schwäbischen Streuobstprodukten gefunden. Und letzteres sosehr, dass sie sich der Pflege der Streuobstbäume und der Vermarktung deren Produkte ganz und gar verschrieben haben.

Vom Nutzgarten in den Obstgarten, seit sie sich in Weil im Schönbuch niedergelassen haben, hat sich ihre Obstanbaufläche immer wieder vergrößert. Mittlerweile bewirtschaften Judith und Dennis Mohr rund 5 ha Streuobstwiesen, sowohl eigene als auch solche, deren Pflege ihnen vom Eigentümer übertragen wurde. Dennis Mohr hat eine Ausbildung zum Fachwart für Obst- und Gartenbau absolviert und bietet gerne seine Hilfe bei der fachgerechten Bewirtschaftung an. Denn dass ein großer Teil unserer Streuobstwiesen durch mangelnde Pflege verkommt und damit eine traditionsreiche und naturnahe Bewirtschaftungsform verloren geht, ist für ihn eine Entwicklung, die es aufzuhalten gilt. Sieht Dennis Mohr unterwegs einen verwilderten Obstbaum, juckt es ihm doch immer in den Fingern, die Astschere oder Säge anzusetzen. Dass auf ihn die eigenen 430 Bäume warten, hält ihn allerdings zurück, sich die fremde Arbeit anzueignen.

Unter ihrem Label „Natur und Mohr“ findet sich die Philosophie der Mohrs: Mit der Natur und nicht gegen sie. Pflegen sie die ihnen anvertrauten Streuobstwiesen, so kommt keinerlei Pestizid zum Einsatz. Sie machen sich die Selbstheilungskräfte der Natur zunutze und unterstützen diese. Zum einen werden die Wiesen nur zwei- maximal dreimal im Jahr gemäht. Hier dürfen die Blumen blühen und die Insekten schwirren. Tatsächlich bietet die Blütenpracht auf und unter den Bäumen ein vielseitiges Nahrungsangebot für bestäubende Insekten, die in den alten knorrigen Bäumen auch entsprechende Nistmöglichkeiten finden. Bienen und Co danken es den Mohrs mit einer fleißigen Bestäubung und sorgen so für eine reichhaltige Obsternte. Aus den Früchten stellen die Mohrs Säfte, Seccos, Marmeladen und sogar Fruchtgummi her. Diese Produkte bieten sie auf allen möglichen Regionalmärkten in der Umgebung an. Nun kommt der eigene Hofladen dazu, den sie am 7. Mai in Weil im Schönbuch eröffnen.

Ganz wichtig ist ihnen, den Menschen die heimischen Produkte nahezubringen und die Kultur der Streuobstbewirtschaftung ans Herz zu legen. Judith Mohr unterrichtet als ausgebildete Streuobstpädagogin im Rahmen der Naturpark-Schule im Grünen Klassenzimmer. Dabei erleben die Erst- und Zweitklässler der Gemeinschaftsschule Weil i.S. das Jahr auf der Streuobstwiese in zahlreichen Unterrichtseinheiten.

Sind sie nicht gerade beim Obstbaumschnitt auf den Hängen des Schönbuchs beschäftigt, so wandern die beiden Wahlschwaben gerne durch den Schönbuch. Von Herrenberg nach Tübingen kennen sie die meisten Wegstrecken und genießen die grüne Vielfalt des Waldes.

Eine schwäbische Tradition haben die beiden, aus Westfalen bzw. Sachsen-Anhalt stammenden Streuobstler, jedoch nicht angenommen: sich über die Schnittform der Bäume zu streiten. Ob Pyramidenschnitt oder den Oeschberg-Palmer, in diese Diskussion will sich Dennis Mohr nicht reinziehen lassen. Das ist auch ganz gut so, den schwäbischen Bruddler muss man ja auch nicht wirklich kultivieren.

Ein Beitrag von Naturpark Schönbuch

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