Höhlentier des Jahres 2019

Gemeine Höhlenstelzmücke // Wikipedia // Jeffdelonge

Gemeine Höhlenstelzmücke // Wikipedia // Jeffdelonge

Die Gemeine Höhlenstelzmücke
(Limonia nubeculosa)

Der Name leuchtet ein: Dieses Insekt schaut wirklich aus wie eine Mücke, die auf Stelzen läuft. Das langbeinige Tierchen erreicht eine Körperlänge von 9 bis 12 Millimetern. Die Flügel werden in Ruhestellung auf ganz elegante Weise dachziegelartig übereinander gefaltet. Erstmals wissenschaftlich beschrieben wurde die Gemeine Höhlenstelzmücke 1804 vom deutschen Entomologen Johann Wilhelm Meigen, der damals den Namen „Wolkige Wiesenmükke“ verwendete – wahrscheinlich deshalb, weil die Flügel mit dunklen Flecken versehen sind, die an aschgraue Wölkchen erinnern.

Die Gemeine Höhlenstelzmücke liebt feuchte Wälder mit unterirdischen Lebensräumen wie Höhlen und Stollen – damit ist sie im Naturpark Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale mit seinen ehemaligen Schieferabbaugebieten bestens aufgehoben. Zwischen April bis November fliegen sie umher und besiedeln in dieser Zeit Hohlräume zu Tausenden. Paarungen finden in den unterirdischen Biotopen statt, wobei eine Art Paarungsrad gebildet wird. Die Eiablage erfolgt außerhalb der Höhlen an Gewässern. Hier leben die Larven im schlammigen Bereich und ernähren sich räuberisch von Kleinstlebewesen. Wo sich die Tiere den Rest des Jahres über aufhalten, ist bisher nicht eindeutig geklärt.

Gemeine Höhlenstelzmücke // Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher e. V. // Klaus Bogon

Gemeine Höhlenstelzmücke // Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher e. V. // Klaus Bogon

Gemeine Höhlenstelzmücken sind im Sommerhalbjahr ein wichtiger Baustein in der Nahrungskette unterirdischer Lebensräume. Sie dienen beispielsweise Spinnenarten wie der Kleinen und der Großen Höhlenspinne als Nahrung. Seit einigen Jahren ist zu beobachten, dass Höhlenstelzmücken von einem Pilz befallen sind, der die Tiere abtötet. Im Winter wurden bereits große Mengen abgestorbene, und mit einem weißlichen Pilzmyzel überzogene Tiere an Höhlenwänden gefunden. Das sich immer weiter nach Norden hin ausbreitende Phänomen ist aktuell Bestandteil eines wissenschaftlichen Forschungsprojektes.

Der Verband der deutschen Höhlen- und Karstforscher e. V. kürte die Gemeine Höhlenstelzmücke zum „Höhlentier 2019“, um darauf aufmerksam zu machen, dass gerade bei der Erforschung der unterirdischen Ökosysteme und darin vorkommender Arten noch enormer Handlungsbedarf besteht. Die Gemeine Höhlenstelzmücke steht für eine Vielzahl von Tierarten, die auf geschützte unterirdische Rückzugsorte angewiesen sind.

Autor: Susen Reuter

 

Ein Beitrag von Naturpark Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale

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