Kulturdenkmal des Jahres 2019

Naturlehrgarten Ranis, Stauden und Kräuter/Archiv Naturlehrgarten Ranis

Naturlehrgarten Ranis, Stauden und Kräuter/Archiv Naturlehrgarten Ranis

Historische Nutzgärten – Kulturdenkmal des Jahres 2019

In bunten Küchen- und Kräuterbeeten summt es, Radieschen und Karotten gedeihen in Reih und Glied. An Sträuchern und Bäumen hängen saftige Früchte und reifen im Sonnenlicht. – Eine Idylle, die jedoch immer seltener zu finden ist. Ganz bewusst hat sich der Bund Heimat und Umwelt in Deutschland (BHU) dafür entschieden, „Historische Nutzgärten“ als Kulturdenkmal des Jahres 2019 auszuwählen. Nutzgärten sind bedeutsame Elemente der Kulturlandschaft, sie stellen die Urform der Gärten dar und haben eine lange Tradition.

Historische Nutzgärten sind unglaublich vielfältig in ihrem Erscheinungsbild: Mal treten sie als Bauerngarten auf, mal als Pfarr- und Klostergarten, oder als herrschaftlicher Schloss- und Amtsgarten. Es gedeihen Gemüsepflanzen, Heil- und Küchenkräuter, aber auch Färbe- und Faserpflanzen. Leider sind diese Gärten immer seltener zu finden. An ihre Stelle treten zunehmend pflegeleichte Rasenanlagen und versiegelte Flächen. Der Verlust der Nutzgärten bedeutet im Umkehrschluss auch eine zunehmende Armut an Arten- und Sortenvielfalt sowie des gärtnerischen Wissens, wie die BHU-Präsidentin Dr. Herlind Gundelach, Senatorin a. D. betonte. Ein Rückgang der historischen Nutzgärten ist daher nicht nur aus denkmalpflegerischer Sicht dramatisch, sondern auch aus Naturschutzsicht.

Naturlehrgarten Ranis, Bauerngarten/Archiv Naturlehrgarten Ranis

Naturlehrgarten Ranis, Bauerngarten/Archiv Naturlehrgarten Ranis

Im Naturpark Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale trägt unter anderem der Naturlehrgarten vom BUND Kreisverband Saale-Orla in Ranis dazu bei, dass das gärtnerische Wissen weitergegeben und die Artenvielfalt erhalten bleibt. Beispielhaft zeigt dieser 2000 Quadratmeter große Naturlehrgarten, wie es anders gehen kann: Die Anlage umfasst etwa 65 heimische Wildsträucher-Arten. Hinzu kommen 20 Wildrosen- und 12 Weiden-Arten. Aufgeteilt ist das Gelände in verschiedene Themenbereiche: Steingarten, Kräutergarten, Schulgarten, wilde Beete, Sommer- und Staudenblumen, Spontanvegetation und ein Teich-Biotop. Verbunden sind die Bereiche durch Wege aus unterschiedlichen Naturmaterialien. Man kann sich leicht vorstellen, wie sich unzählige Insekten und Kleintiere tummeln und hier ein Zuhause gefunden haben. Schwerpunkt der Arbeit des Naturlehrgartens in Ranis ist es, das Grundwissen für die Gestaltung von naturnahen Gärten zu vermitteln. Die Philosophie des Naturgärtnerns heißt, es darf alles wachsen. Es geht schließlich nicht um eine konstruierte Parkanlage, sondern um natürliches Wachstum, um Vielfalt, Mischkultur und Wechselbeziehungen. Wer sich nicht sicher ist, welche Wildsträucher die richtigen für den eigenen Garten sind, kann diese hier direkt vor Ort in Augenschein nehmen. Besichtigungen mit Führungen für Gruppen werden ebenso angeboten.

Autor: Susen Reuter

 

BUND Naturlehrgarten Ranis

Schulstr. 2
07389 Ranis

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