Libelle des Jahres 2021

Die Wanderlibelle
(Pantala flavescens)

Wanderlibelle // Wikipedia // Rison Thumboor

Wanderlibelle // Wikipedia // Rison Thumboor

Noch vor wenigen Jahren undenkbar – doch die Wanderlibelle hat es tatsächlich geschafft bis nach Deutschland. 2019 wurde erstmals ein Nachweis der Libellenart in Brandenburg (Niederlausitz) geliefert. Galt die Sahara bisher als unüberbrückbare Barriere, scheint die in der südlichen Hemisphäre und insbesondere in den Tropen weit verbreitete Libelle einen Weg in den Norden gefunden zu haben. Experten sehen die fortschreitende Klimaveränderung als Grund. „Kritisch zu sehen ist dabei die hohe Geschwindigkeit des Wandels und die große Unsicherheit, ob die Mehrzahl der Arten unter diesen neuen Bedingungen bei uns dauerhaft weiterexistieren können. Das gilt es aufmerksam zu verfolgen“, meint Klaus-Jürgen Conze von der Gesellschaft der deutschsprachigen Odonatologen (GdO).

Wanderlibelle, Männchen // GdO // Michael Post

Wanderlibelle, Männchen // GdO // Michael Post

Mit guter Beobachtungsgabe lässt sich die Wanderlibelle eventuell auch im Naturpark Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale in der Zeit von Juni bis September entdecken. Als Lebensräume bevorzugt sie warme stehende Gewässer wie Teiche und Tümpel. Auch temporär existierende Kleingewässer und langsam fließende Gewässer werden besiedelt. Die Wanderlibelle ist eine mittelgroße Segellibelle, deren Flügelpaare eine Spannweite von bis zu 8,5 Zentimeter aufweisen. Der leicht behaarte Rumpf ist gelb- bis goldfarben, mit einer dunklen Längszeichnung. Achtung: Es besteht Verwechslungsgefahr mit Heidelibellen. Die Wanderlibelle ist insgesamt kräftiger und größer, die Flügel erscheinen im Verhältnis zum Rest des Körpers lang und breit. Damit geben sie gute “Tragflächen” ab – perfekt für lange Strecken, die sie auf ihren Wanderungen zurücklegen müssen.

Wanderlibelle, Weibchen // GdO // Michael Post

Wanderlibelle, Weibchen // GdO // Michael Post

Die Wanderlibelle trägt ihren Namen zurecht: Über viele Stunden kann sie ununterbrochen in der Luft bleiben und schafft es dadurch, enorme Distanzen zurücklegen. Entfernungen von bis zu 8.000 km sind kein Problem für Wanderlibellen. Dabei sind sie gern in Schwärmen von bis zu 100 Tieren unterwegs. So pendeln sie zwischen Afrika und Asien hin und her, um Monsunregen und Thermik zu nutzen und letztlich passende Gewässer zur Fortpflanzung zu finden. Dass die reisefreudige Libelle nun auch in Europa und Deutschland vorkommt, ist ein eindeutiger Indikator für die akuten Klimaveränderungen. Auch andere wärmeliebende Arten wie die Feuerlibelle und die Schabracken-Königslibelle haben es bereits aus dem tropischen Afrika in den Mittelmeerraum und über die Alpen nach Deutschland geschafft, während es kälteliebende Arten zunehmend schwerer haben. Um die Vielfalt der am und im Wasser lebenden Insekten zu fördern, braucht es einen stärkeren Biotopverbund „durch konsequente nationale Umsetzung der neuen Renaturierungsziele der EU und der Wasserrahmenrichtlinie. Mehr Wasser muss in der Landschaft verbleiben, um gute Lebensräume für Libellen und viele weitere Arten zu gewährleisten“, so Klaus-Jürgen Conze.

Autor: Susen Reuter

 

Ein Beitrag von Naturpark Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale

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