Reptil des Jahres 2021
Die Zauneidechse
(Lacerta agilis)
Wie der Name schon vermuten lässt, ist die Zauneidechse ein Grenzgänger: Sie mag naturnahe und trockene Waldränder, Feldraine, Wegränder und Bahndämme. Man findet sie aber auch in Parkanlagen und Wildgärten. Im Frühling ist die Zeit gekommen, in der Zauneidechsen aktiv werden: Ab März kehren sie langsam aus ihren Winterverstecken an die Oberfläche zurück. Dann wird sich erstmal kräftig der Bauch vollgeschlagen. Auf den Tisch kommt, was erbeutet wird: Heuschrecken, Käfer und deren Larven, Schmetterlinge, Ameisen, Spinnen bis hin zu Regenwürmer und Schnecken. Lieblingstrank sind frische Tau- und Regentropfen.
Zauneidechsen sind echte Sonnenanbeter – mit den ersten Strahlen am Morgen wärmen sie ihren Körper auf, um auf entsprechende Betriebstemperatur zu kommen. Zu favorisierten Sonnenplätzen gehören Totholz, Lücken in einer nicht zu hohen Grasschicht, Kies- und Holzhaufen oder größere Steine. Wer im Naturpark Thüringer
Schiefergebirge/Obere Saale unterwegs ist, sollte an solchen Orten genauer hinschauen, mitunter ergibt sich eine wunderbare Gelegenheit für ein Foto vom scheuen Reptil. Wichtig ist der Zauneidechse, dass bei Bedrohung sofortiges Untertauchen möglich ist. Bei akuter Gefahr kann sie einen Teil des Schwanzes abwerfen – der Feind ist vom zuckenden Anhängsel hoffentlich genügend abgelenkt. Die Schwanzspitze bildet sich später erneut aus, allerdings bleibt er dann kürzer. Wird die Mittagssonne doch zu heiß, sucht das Reptil Schattenplätze im Gebüsch auf oder verschwindet zurück im gemütlichen Zauneidechsenhaus: in Erdlöchern, in Steinhaufen und Felsspalten, unter Rinden oder Reisighaufen.
Sind die Fett- und Energiereserven ausreichend gefüllt und hat die erste Häutung den Männchen ein smaragdgrünes Hochzeits-Outfit beschert, beginnt im April die kräftezehrende Paarungszeit. Und die hat es in sich! Zauneidechsendamen dürfen jedenfalls nicht zimperlich sein, denn es kommt zum sogenannten Paarungsbiss: Das
Männchen ergreift mit seinen Kiefern die Schwanzmitte des Weibchens, krümmt dabei seinen Körper, so dass eine Paarung stattfinden kann. Zur Eiablage sucht die Zauneidechse sandige und besonnte Plätze auf. Das Weibchen gräbt kleine Löcher und setzt darin weichschalige Eier ab. Je nach Umgebungstemperatur schlüpfen die Jungtiere nach spätestens zwei Monaten. Ab Anfang August beginnt in Mitteleuropa bereits der Rückzug in die Winterquartiere.
Obwohl Zauneidechsen nach Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt sind, verschwindet die Art zunehmend mit unseren ausgeräumten Landschaften. In der „Rote Liste“ wird sie als Vorwarnart geführt. Eine Vermeidung von Eingriffen in ihre Lebensräume kann helfen, dass sich die Populationen der Zauneidechse wieder erholen.
Autor: Susen Reuter
Ein Beitrag von Naturpark Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale
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