Die Akte Kranich: weite Reisen und bunte Ringe am Bein

Wer derzeit im Naturpark, insbesondere rund um den Galenbecker See, unterwegs ist, wird nicht selten ein lautes Trompeten vernehmen. Tausende Kraniche sind bei uns zu Gast und stärken sich für ihre weite Reise zu ihren Winterquartieren. Häufig sind die bis zu 7 Kilogramm schweren Vögel in großen Trupps auf abgeernteten Maisäckern zu beobachten. Zwischen den Stoppeln finden sie noch ausreichende Mengen der energiereichen Nahrung, um sich auf den langen Flug vorzubereiten.

 

Das Beobachten der großen Vögel erfordert neben einer Portion Glück auch das richtige Equipment. Kraniche sind äußerst scheu und ergreifen schnell die Flucht. Jedes Hochschrecken kostet wertvolle Energie. Umso wichtiger ist es, die Kraniche nicht zu stören. Durch ein Spektiv ist das Beobachten aus sicherer Entfernung möglich. Das Abschätzen der Anzahl an Individuen erlaubt Rückschlüsse auf die Bestandsentwicklung der Art. Kraniche gelten als ungefährdet und erfreuen sich einer deutlichen Bestandszunahme (Rote-Liste-Zentrum.de).

 

Mit etwas Geduld lassen sich Kraniche, die bunte Farbringe an den Beinen tragen, erblicken. Die Beringung, die aus dem Landescode am linken und dem Idividualcode am rechten Bein besteht, ermöglicht eine zweifelsfreie Zuordnung. Sichtungen solcher Kraniche werden unter Angabe des Ortes, Datum und Uhrzeit, der Familien- bzw. Truppgröße sowie Habitatangaben in Datenbanken eingepflegt. Für Kranichsichtungen in Deutschland stellt die Kranichschutz Deutschland gGmbH aus Groß Mohrdorf die Plattform iCora bereit. Aus den gewonnenen Daten entsteht im Laufe eines Kranichlebens eine dicke Akte, die dazu beiträgt, das Zugverhalten der Art weiter zu erforschen.

 

Kranich mit Farbring, Foto: G. Zieger

So fällt auf, dass Kraniche unterschiedliche Zugwege wählen. Die Vögel, die hier im Naturpark rasten, befinden sich auf dem Weg aus Skandinavien und dem westlichen Baltikum über Deutschland und Frankreich bis nach Südspanien. Diese Route wird als Westeuropäischer Zugweg bezeichnet. Insbesondere in den letzten Jahren lässt sich eine Veränderung auf dieser Zugroute feststellen: Ein zunehmender Teil der Kraniche verzichtet auf die weite Reise und verbleibt stattdessen ganzjährig in der Nähe der Brutgebiete, während andere Kraniche nach wie vor ihre Überwinterungsgebiete in Südeuropa aufsuchen. Es ist davon auszugehen, dass auch in diesem Jahr einige Kraniche den Winter im Naturpark am Stettiner Haff verbringen werden. Neben dem Westeuropäischen gibt es noch den Baltisch-Ungarischen sowie den Osteuropäischen Zugweg. (Kranichschutz Deutschland)

Nähere Informationen zu den Zugwegen der Kraniche finden Sie unter folgender Webadresse: https://www.kraniche.de/de/zugwege.html

Beringer und Ornithologen leisten mit ihrer Arbeit die Grundlage zur weiteren Erforschung der Zugwege von Kranichen und anderen Zugvogelarten – nicht zuletzt auch bei uns im Naturpark am Stettiner Haff.

 

Mark Arndt

 

Quellen:

Kranichschutz Deutschland – Zugwege, abgerufen am 07.11.2023 unter https://www.kraniche.de/de/zugwege.html

Rote Liste Zentrum – Kranich, abgerufen am 07.11.2023 unter https://www.rote-liste-zentrum.de/de/Detailseite.html?species_uuid=9bcacb81-7858-4842-8b83-c24ab116c608&species_organismGroup=V%C3%B6gel&q=Kranich

Ein Beitrag von Naturpark Am Stettiner Haff

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