Nachweis der bedrohten Bechsteinfledermäuse rund um Witzenhausen ist gelungen

Zwergfledermaus - vorsichtige Befreiung aus dem Netz (c) Susanne Pfingst

Zwergfledermaus – vorsichtige Befreiung aus dem Netz (c) Susanne Pfingst

Großes Mausohr-Durchleuchten der Flügel zur Altersbestimmung (c) Susanne Pfingst

Großes Mausohr-Durchleuchten der Flügel zur Altersbestimmung (c) Susanne Pfingst

 

Um grundlegende Daten über die Verbreitung, die Raumnutzung und dem Vorhandensein von Wochenstubenquartieren der Bechsteinfledermaus und weiterer Fledermausarten zu gewinnen, hat der Geo-Naturpark in diesem Sommer mit Unterstützung der Fledermausspezialistinnen Elena Krannich, Britta Horchler und Anja Fritsche vom Tierökologischen Institut Gonterskirchen im Laufe von insgesamt 14 Fangnächten Fledermäuse gefangen und besendert.

Die entscheidende Voraussetzung für die Durchführung der diesjährigen Netzfänge war die überaus erfolgreich verlaufene erste Untersuchung im vergangenen Jahr. In ihrem Verlauf ist es gelungen, in diversen,  hochwertvollen Streuobstwiesen rund um Witzenhausen mittels der dort aufgehängten Batcorder 15 verschiedene Fledermausarten akustisch nachzuweisen. An den Standorten mit den höchsten Rufaktivitäten wurden nun im Sommer 2022 die bis zu acht Meter hohen Fangnetze aus feinstem Puppenhaar aufgebaut, die selbst mittels der Ultraschalllaute der Fledermäuse kaum zu orten sind.

Sobald sich eine Fledermaus im Netz verfangen hat, gilt es seitens der Spezialistinnen diese mit größter Achtsamkeit, Maske und Handschuhe tragend, schnellstmöglich aus dem Netz zu befreien. Es folgt die Bestimmung der Art und die Erhebung weiterer, vielfältiger Daten wie z.B. Bestimmung von Gewicht, Alter, Unterarmlänge, Geschlecht, Milbenbefall, etc.

Einigen der ausgewachsenen, derzeit säugenden Fledermausweibchen wird ein nur 1,5 Gramm leichter Sender mit Hautkleber auf dem Rücken befestigt, der die Tiere nicht behindert und nach kurzer Zeit von selbst abfällt. Mit einem Empfänger kann dann am nächsten Tag der Baum, in dem sich zum Beispiel in einer kleinen Baumhöhle die Wochenstube mit dem Fledermausnachwuchs befindet, gefunden werden (Telemetrie).

Ziel der aufwendigen Untersuchungen ist es, grundlegende Daten über die Verbreitung und die Raumnutzung von Fledermäusen zu gewinnen. Über die Gewinnung von Daten zu diesen „Schirmarten“ lassen sich Erkenntnisse über den Zustand der Lebensräume und die Vernetzung der Biotope ableiten, die Basis für weitere Maßnahmen zum Schutz der Fledermäuse selbst und zugleich  -in ihrem Schirm- vieler weiterer Bewohner des Waldes und der Streuobstwiesen sind.

Da u.a. die Bechsteinfledermaus zu den sogenannten „Klimaverlierer-Arten“ gerechnet wird, wurden die Mittel für die beiden Untersuchungen der Fledermäuse in den Jahren 2021 und 2022 durch das Land Hessen über den Integrierten Klimaschutzplan bereitgestellt. Weitere Untersuchungen sind angedacht.

Die Bechsteinfledermaus (Myotis bechsteinii) hat ihren Verbreitungsschwerpunkt in Mitteleuropa und insbesondere in Deutschland. Das FFH-Gebiet Werra- und Wehretal im Geo-Naturpark Frau-Holle-Land stellt mit seiner Fläche von rund 25.000 Hektar innerhalb Hessens einen der bedeutendsten Lebensräume dieser gefährdeten Fledermausart dar. Die Flügelspannweite der Bechsteinfledermaus kann bis zu 30 cm betragen. Sie verfügt über auffallend große Ohren, rötlich-braunes Rücken- und hellgraues Bauchfell. Als typische Waldfledermaus bewohnt sie zum Beispiel Baumhöhlen in strukturreichen und naturnah bewirtschafteten Laubwäldern. Zur Zeit der Jungenaufzucht nutzt sie nicht nur das Nahrungsangebot innerhalb des Waldes sondern dehnt ihr Jagdrevier auch gern auf angrenzende Streuobstwiesen aus.

Aufgrund des zunehmenden Verlusts ihres Lebensraumes ist die Bechsteinfledermaus sowohl in der Roten Liste Deutschland als auch in der Roten Liste Hessen als stark gefährdet eingestuft. Sie gilt als klimasensible Art, da sie offenbar besonders empfindlich auf Veränderungen ihrer Lebensbedingungen infolge des Klimawandels reagiert.

Ein Beitrag von Geo-Naturpark Frau-Holle-Land

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