Die „solawi Großhöchberg“ – solidarische Landwirtschaft

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©solawi Großhöchberg

Ein Konzept der Zukunft – um die bäuerliche, vielfältige Landwirtschaft zu erhalten, unabhängig von globalen Supermärkten! Die solawi steht für gesunde, frische, regionale Nahrungsmittel und die Pflege und den Erhalt der Natur- und Kulturlandschaft. Ebenso bietet es den Menschen einen neuen Erfahrungs- und Bildungsraum. Es entsteht so ein eigener Wirtschaftskreislauf, der von Verbraucher*innen mit organisiert und finanziert wird. Die solidarische Landwirtschaft ist eine innovative Strategie für eine lebendige, verantwortungsvolle Landwirtschaft, die gleichzeitig die Existenz der Menschen, die dort arbeiten, sicherstellt und einen essenziellen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung leistet.Dabei handelt es sich konkret, um einen Zusammenschluss von landwirtschaftlichen Betrieben oder Gärtnereien mit einer Gruppe privater Haushalte. Dadurch entsteht eine eigene Wirtschaftsgemeinschaft, welche die natürliche Mitwelt und die Bedürfnisse der Menschen berücksichtigt. Auf Grundlage der geschätzten Jahreskosten der landwirtschaftlichen Erzeugung verpflichtet sich diese Gruppe, jährlich ein im Voraus festgesetzten anteilig, monatlichen Betrag an den solawi-Betrieb zu zahlen. Hierdurch wird dem*der Erzeuger*in ermöglicht, sich unabhängig von Marktzwängen einer guten landwirtschaftlichen Praxis zu widmen, den Boden fruchtbar zu erhalten und bedürfnisorientiert zu wirtschaften. Die Abnehmenden erhalten im Gegenzug ein Anteil der Ernte sowie weiterverarbeitete Erzeugnisse wie Brot, Käse etc. – sofern der solawi-Betrieb diese herstellt. Die Verteilräume der solawi sind in Großhöchberg, Wackershofen, Murrhardt, Schorndorf, Engelberg, Winnenden, Ludwigsburg, Benningen, Oppenweiler.

Der Gärtnermeister und Betriebsleiter Florian Keimer berichtet im nachfolgenden Interview mit dem Naturpark über die Gründung und den Hintergrund von solawi:

Wie bist du zur solawi gekommen?

Ich beschreite den Beruf als Landwirt / Gemüsegärtner seit meinem Landwirtschaftspraktikum mit 16 Jahren. Wirklich entschieden habe ich mich zur Ausbildung nach dem einwöchigen Einführungskurs in die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise in Frankfurt, organisiert vom Demeter-Verband auf dem Dottenfelder Hof. Die Referenten, aus den unterschiedlichen Bereichen: Imker, Landwirte, Gärtner aus den jeweiligen Fachrichtungen, Förster, Politiker, Berater aus der Landwirtschaft, Verarbeiter von Lebensmitteln und Kleider und Ladner, Händler, Naturschützer, waren damals für mich so augenöffnend, dass zu meinem Bauchgefühl auch der Kopf sagte: „Ich will trotz des hohen Arbeitseinsatzes und der geringen Wertschätzung aus der Gesellschaft in den Beruf Gemüsebau gehen, weil ich hier unmittelbar Verantwortung für die Sache nehmen kann und dabei noch Menschen zeigen kann, was so wichtig an einer vernünftigen Landwirtschaft und Bodenpflege ist: Unsere Lebensgrundlage, unsere Heimat, unser Leben!“ So ging ich den Weg der Ausbildung über Meisterabschluss zurück in den damaligen Praktikumsbetrieb, die heutige Demeter-Gärtnerei Großhöchberg und habe diesen 2012 übernommen. Ende 2013 war finanziell schnell klar: wachsen oder weichen! Die Idee der solawi, kam kurz darauf und es war mir/uns sofort klar, dass das der dritte Weg und auch unser Weg sein soll. Denn wir lieben die kleinbäuerliche Landwirtschaft, in der ein wirklicher und echter Hofkreislauf möglich ist. Autark sein, mit dem was es vor Ort gibt, ebenso mit den Menschen die vor Ort leben, so kann eine echte Symbiose entstehen. Unsere Artenvielfalt kann so erhalten bleiben, sowohl im Insekten-, Tier- und Menschenleben. So haben wir mit 13 begeisterten Menschen aus der Umgebung im März 2014 die solawi Großhöchberg gegründet! Seit November 2020 haben wir aktuell 150 Mitglieder mit Ernteanteile.

Wie würdest du die letzten sechs Jahre beschreiben?

Ich möchte mal die letzten acht Jahre anschauen, denn seitdem haben wir den Betrieb übernommen: wir haben eine GbR gegründet und die Gärtnerei Großhöchberg übernommen. Den Betrieb haben wir zu einem stattlich anerkannten Ausbildungsbetrieb entwickelt. Anschließend haben wir die solawi mit den heutigen Mitgliedern gegründet. Die Äcker bestellt, gepflegt, bewässert, geerntet, eingelagert, an die solawi verteilt und an unsere Kunden verkauft. Es wurden Lehrlinge ausgebildet. Mit Meister und Gesellen haben wir uns fachlich und kompetent verbessert. Die GbR aufgelöst und ein EUN gegründet. Eine weitere Errungenschaft war die Übernahme des Wochenmarkts von Schwäbisch Hall. Für eine größere Reichweite und Bekanntheit gab es viele Infoveranstaltungen, z.B. auf den Naturparkmärkten, des Weiteren hatten wir viele Pressebesuche. Auch vom Radio wurden wir interviewt, ein indisches Filmteam war für Dreharbeiten drei Tage bei uns um die biologische Landwirtschaft in Deutschland der indischen Bevölkerung zu präsentieren.

Bei allem Idealismus, wie schaffst du das große Arbeitspensum?

Mit meinem Glauben, dass das was wir tun richtig ist! Das ich mit meinem vollen Herz und Verstand „Ja“ zu dem sagen kann, was wir tun! Es gibt keine Probleme – es gibt unterschiedliche Wege mit vielen Lösungen! Ich glaube an uns Menschen und ich fühle meine Berufung für die Landwirtschaft.

Was ist deine Vision?

Meine Vision ist, dass in vielen Gemeinden solawi’s entstehen, die unmittelbar ihre Mitmenschen mit Lebensmitteln versorgen. Dabei ist eine kreative Vielfalt möglich. Ein echter Hofkreislauf besteht am besten mit einer kompletten Landwirtschaft: Imkerei, Tieren, Stallmist, Getreide, Gemüse, Obst, Verarbeitung von Milchprodukten. Es sind zukünftig viele Entwicklungen denkbar. Es könnte hier zudem ein enormer Wissensschatz entstehen mit vielen pädagogischen Möglichkeiten und spannenden Erfahrungsfeldern.

Herzlichen Dank an Florian Keimer für den Interessanten Einblick und die Geschichte von solawi.

Weitere Infos zu solawi Großhöchberg finden Sie unter: www.grosshoechberg.de

Ein Beitrag von Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald

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