Rückkehr der Biber im Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald

Der Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald bietet nicht nur für Menschen eine Heimat, sondern auch für vielerlei Pflanzen- und Tierarten, manche davon sind sehr selten und schützenswert. Auch der Biber hat Gefallen an der schönen Landschaft und den naturnahen Flüssen hier im Naturpark gefunden. Über 10 Jahren ist der Biber schon in der Region wieder aktiv und seit 2016 hat sich der Biber im Naturparkgebiet angesiedelt.Biberspuren am Baum

Biber sind weltweit eins der größten Nagetiere und können bis zu 35 Kilogramm schwer und 15 Jahre alt werden. Da diese Tiere hauptsächlich nachtaktiv sind, kann man sie nur in der Dämmerung oder bei Nacht erblicken. Sie halten keinen Winterschlaf und sind im Winter genau so aktiv wie im Sommer. Der Biber ernährt sich rein pflanzlich und unterschiedlich je nach Jahreszeit. In den Sommermonaten fressen sie gerne Wasserpflanzen und Kräuter, aber sie sagen auch zu Obst und Gemüse nicht nein. Im Winter, wenn das Grün verschwunden ist, ernähren sich die Biber von dünnen Ästen und Baumrinde von Weichholzarten wie Weide oder Pappel. Und hier kommen die Markenzeichen der Biber zum Einsatz, denn um an die Äste und Rinde des Baumes zu kommen, fällen sie die Bäume mit ihren großen Nagezähnen. Nachdem Rinde und Äste gefuttert sind, bleibt das Totholz meist liegen und kann anderen Tieren als Nistplatz oder Nahrungsquelle dienen.

Das bekannteste Zeichen der Biber, der Biberdamm, ist eigentlich nur eine Notlösung des Bibers, wenn die Bedingungen für seinen Bau nicht optimal sind. Tatsächlich baut der Biber seine Biberburg im Uferbereich Flusses ein, der Eingang des Baues ist dabei immer unter der Wasseroberfläche. Ist das Ufer ausreichend hoch, sieht man von oben kein Anzeichen des Baus. Ist das Ufer zu flach oder kommt es zu Hochwasser, muss er nahe an der Erdoberfläche graben. Damit diese nicht einstürzt, muss der Biber die „Decke“ seines Baus mit Ästen verstärken. Einen Damm baut der Biber also nur, wenn der Wasserpegel des Flusses zu niedrig ist. Mit einem Damm sorgt er dafür, dass das Wasser nicht zu weit absinkt und der Eingang zu seinem Bau freilegt.

Biber leben in einer Art Ehe, d.h. sie suchen sich nicht jedes Jahr einen neuen Partner, sondern bleiben ihr Leben lang mit demselben Partner zusammen. Sie bekommen jedes Jahr zwischen zwei und vier Jungtiere und ziehen den Nachwuchs zwei lang Jahre auf. Danach müssen die Jungtiere sich ein neues Zuhause suchen und wandern ca. 10 Kilometer und mehr, um ein geeignetes Revier zu finden. Dabei verlassen sie auch das Wasser und gehen über Land, wo sie immer wieder auf Straßen treffen. Hierin besteht die größte Gefahr für die Biber, denn viele Jungtiere werden bei ihrer Wanderung überfahren.

Baden-Württemberg war ursprünglich dicht mit Bibern besiedelt und das Tier spiegelt sich in vielen Orts- und Gewässernamen wider. Auch im Naturpark findet man solche Hinweise,  wie beispielsweise beim Ortsnamen „Bibersfeld“ oder dem Fluss „Bibers“. Doch der Biber wurde für sein Fell und sein Fleisch intensiv gejagt und galt ab Mitte des neunzehnten Jahrhunderts in Baden-Württemberg als ausgerottet. Erst seit den 1980-er Jahren fand der Biber seinen Weg über Flüsse aus Bayern, der Schweiz und Frankreich nach Baden-Württemberg zurück. Seitdem breitet er sich immer weiter an den Flüssen entlang aus, um neue Reviere zu gründen.

Ins Naturparkgebiet ist der Biber über den Kocher und die Jagst in die kleineren Nebenflüsse eingewandert. Mittlerweile hat er weitere Reviere entlang der Brettach, Ohrn, Kupfer, Kocher, Bibers, Murr, Fichtenberger Rot und Lein sowie an verschiedenen Seen besiedelt. Wie viele Tiere schon im Naturparkgebiet leben, lässt sich schwer nachvollziehen. Die Anzahl wird aber tendenziell steigen, denn Biber sind nach internationalem und nationalem Recht streng geschützte Tiere. Man darf ihn weder stören noch vertreiben und schon gar nicht töten. Auch seine Biberbauten und Staudämme darf man nicht stören oder entfernen. Nur im Einzelfall, und mit Ausnahmegenehmigung des Landratsamtes, darf ein Biberdamm entfernt werden. In den Naturschutzgebieten im Naturpark finden die Biber eine gute Lebensgrundlage mit nur wenigen menschlichen Störungen.

Manchmal kommt es zu Nutzungskonflikten zwischen Menschen und Bibern, etwa wenn etwa Wiesen wegen Biberdämmen überflutet werden oder wenn ein Biber sich in den Staudamm eines Sees eingräbt und diesen undicht macht. Auch Waldbesitzer fürchten manchmal um ihre Bäume. Aber für die meisten Konflikte gibt es wirksame Maßnahmen, um die Schäden zu minimieren. Die wirksamste Maßnahme um Nutzungskonflikte ist die Ausweisung einen naturbelassenen Gewässerrandstreifen mit 10 bis 20 m Breite. Denn Biber entfernen sich nicht weit vom Ufer. Ist dies nicht möglich, eignet sich extensive Grünlandnutzung statt Felder für die Gebiete um die Gewässer.

Auch wenn es vereinzelt zu Konflikten kommen kann, verdankt der Mensch dem Biber einen großen Beitrag zum Ökosystem und zur Biodiversität. Durch sein Fällen von Bäumen sorgt er immer wieder für Lichtungen im Auwald, wodurch andere Pflanzen eine Chance zur Ansiedelung bekommen und trägt somit zu einer diversen Waldstruktur und einer natürlichen Verjüngung des Waldes bei. Durch seine Bauten schafft der Biber Lebensräume für Fische, Insekten, Amphibien und Vögel. Der Biberdamm hält bei Hochwasser Wasser zurück und schützt so den Unterlauf. Durch das Stauen des Wassers wird ebenfalls der Grundwasserspiegel erhöht und die Selbstreinigungskraft des Wassers gefördert. Daher kommt der Biber direkt und indirekt dem Lebensumfeld des Menschen zu Gute.

Um der Rückkehr der Biber zu begleiten und mögliche auftretende Konflikte individuell zu lösen, gibt es in Baden-Württemberg ein dichtes Netz an Personen, die für das Biber-Management des Landes zuständig sind. Die Biberbeauftragten des Landes sind hauptamtlich in den Landratsämtern für die Tiere im Einsatz, während sich zahlreiche ehrenamtliche BiberberaterInnen um die flächendeckende Betreuung der Biber kümmern. Sie sind die erste Anlaufstelle bei Fragen und Problemen und stehen in engem Kontakt zu den Biberbeauftragten.

Auch im Naturpark gibt es Biberberater, unter anderem ist dies unsere Naturparkführerin Petra Kuch. Sie bietet Biber-Touren und Vorträge an und schreibt außerdem einen Biber-Blog. Schauen Sie doch mal vorbei unter: www.biber-schule.de

Noch mehr Infos über den Biber finden Sie auf der Seite des Landesnaturschutzverbands: https://lnv-bw.de/biber-in-baden-wuerttemberg/

Ein Beitrag von Naturpark Schwäbisch-Fränkischer Wald

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