TÜV für den Naturpark Barnim

Blick in die Heide: Gudrun Rau, Ingmar Preuße und Peter Gärter (v.l.) begutachten die Schönower Heide. Der Wald am Horizont wird nicht beweidet und verbuscht zunehmend. Er ist nicht älter als der freie Bereich mit Einzelbäumen im Vordergrund, in dem Wildtiere die verjüngte Heidelandschaft "pflegen". Hier kann die Heide ihr Farbenspiel entfalten und auch als Futter für Insekten des Barnim dienen. (Foto: Ofaf Schröder/MOZ)

Blick in die Heide: Gudrun Rau, Ingmar Preuße und Peter Gärter (v.l.) begutachten die Schönower Heide. Der Wald am Horizont wird nicht beweidet und verbuscht zunehmend. Er ist nicht älter als der freie Bereich mit Einzelbäumen im Vordergrund, in dem Wildtiere die verjüngte Heidelandschaft „pflegen“. Hier kann die Heide ihr Farbenspiel entfalten und auch als Futter für Insekten des Barnim dienen. (Foto: Ofaf Schröder/MOZ)

Der Fragebogen zum Naturpark Barnim umfasst knappt 90 Seiten zu 98 Handlungsfeldern. Es geht um so unterschiedliche Themen wie die Renaturierung von Lebensräumen, Umweltbildung in Schulen und Kitas oder um Erholung und nachhaltigen Tourismus. Allein zum Radwegenetz sind Auskünfte zu 25 Unterpunkten gefragt – vom Grad der einheitlichen Beschilderung bis hin zu radfahrerfreundlichen Unterkünften. Der Verband Deutscher Naturparke untersucht zum dritten Mal die Qualität der 104 Naturparks in Deutschland. Der Barnimer hat das Zertifikat nach 2009 und 2014 zum dritten Mal erhalten. Das Entscheidende: Bei jedem Qualitäts-TÜV steigen die Anforderungen.

Nachdem an einem Tag die „theoretische“ Prüfung des Kriterienkatalogs durchgearbeitet worden war, folgte der praktische Teil aus Gesprächen mit Besuchern und Partnern des Naturparks. So traf sich Gudrun Rau, Qualitätsscout des Naturparkverbands, mit Naturparkleiter Peter Gärtner und Revierförster Ingmar Preuße von den Berliner Forsten in der Schönower Heide.

Abstimmung mit Landwirten

„Wir sind im Naturpark nur dreieinhalb Kollegen“, flachst Peter Gärtner und spielt auf einen ernsthafen Hintergrund an: „Ohne Partner geht gar nichts. Mit ihnen können aber neue Themenfelder aufgetan werden.“ Dank der Berliner Forsten sei der Naturpark der erste in Brandenburg gewesen, der das „Plaggen“ praktiziert habe. Um die Schönower Heide zu erhalten, wurde die obere Bodenschicht abgetragen und in Abstimmung mit Landwirten auf Feldern und Äckern aufgebracht. Die Heide war 30, 40 Jahre alt geworden und musste naturgemäß verjüngt werden, erläuterte Ingmar Preuße. Um eine Verbuschung zu verhindern, wurde die Wildtierbeweidung eingeführt. Die Ergebnisse sind von der barrierefreien Aussichtsplattform zu sehen: Nach den Entbuschungen vor rund acht Jahren ist der Wald außerhalb der Einzäunung wieder nachgewachsen, innerhalb der Einfriedung verhinderten dies die Weidetiere. Von der 140 Hektar großen Heidelandschaft bei Schönow sind 40 Hektar Wald. Auch wenn in den zurückliegenden zehn Jahren das Land Berlin für die Munitionsberäumung etwa eine Million Euro ausgegeben habe, dürfen die Wege aber noch immer nicht verlassen werden. „Auch diese Aufgabe bleibt noch bestehen“, so Ingmar Preuße. Der Schönower Heideverein ist ein weiterer Partner, der mit seinen Veranstaltungen dafür sorgt, dass die Heide erlebt wird und zugleich das Verständnis für sie wächst.

Ehrenamt stößt an Grenzen

„Jeder Naturpark ist anders“, sagt Gudrun Rau. Landschafts- und Naturpflege auf der einen, die Freizeit, Erholung und Tourismus auf der anderen Seite werden nicht als Gegensätze verstanden. So seien neue Sportarten ebenso zu integrieren wie der wachsende Flächendruck beispielsweise durch Photovoltaikanlagen, eine zunehmende Besiedlung oder der Verlust landwirtschaftlicher Anbauflächen. Das Netzwerk der Barnimer Naturparkverwaltung mit Kommunen, Verbänden, Vereinen oder Institutionen wie der Forst bezeichnet Gudrun Rau als „super und ein Riesenpfand“. Die zunehmende Aufgabenfülle könne ehrenamtlich so nicht weiter getragen werden, beispielsweise wenn es um den immer größeren Aufwand bei der Beantragung von Fördermitteln geht. Ähnlich sieht es auch Peter Gärtner, wenn es für den Förderverein des Naturparks um Fragen der Vorfinanzierung zur Entwicklung des Hobrechtsfelder Speichers geht.

Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit ist für den Naturpark ein wichtiger Arbeitsbereich. Das Projekt „SpielRäume“ startete 2018 und läuft noch bis Mai 2021. Daran beteiligt ist das Leibniz-Institut für Länderkunde. Angelehnt an den Unterricht werden Schüler angesprochen, um auch Jugendliche an den Naturpark in ihrer Umgebung heranzuführen. Darüber hinaus ist eine Erlebnis-App für Hobrechtsfelde entstanden. Und inzwischen, freut sich Peter Gärtner, gibt es auch eine halbe Stelle, die sich mit „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ befasst.

Ein Katalog von Fragen

Auf Stärken und Schwächen kommt es bei der Zertifizierung der Naturparke dem Dachverband an. Dass dazu Bereiche wie die der Naturschutz und die Landschaftspflege gehören, liegt nahe. Darüber hinaus wird ein umfassender Kriterienkatalog abgefragt. Land- und Forstwirtschaft sind vertreten, nachhaltiger Tourismus, Management und Organisationsfragen, Ausführungen zum Budget, die Kooperation mit anderen auch ehrenamtlichen Einrichtungen bis hin zur Einsparung von Energie in den Besuchereinrichtungen. Die Besucherlenkung beispielsweise durch Ausweisung von Parkplätzen und durch Führungen, aber auch durch Sportangebote interessiert ebenso wie Angaben zu Besucherzahlen. Wie regionale Produkte unterstützt werden, spielt eine Rolle, aber auch die Förderung einer umweltverträglichen Mobilität in der Region.

(Artikel Märkische Oderzeitung/Bernau vom 21.7.2020)

Ein Beitrag von Naturpark Barnim

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