Im Naturpark läuten die Alarmglocken

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In Ahrensfelde zeigt sich die Entwicklung nach der Wende deutlich. Eng bebaute Siedlungen mit Parkplätzen davor bestimmen das Bild. Foto: MOZ/Sergej Scheibe

Panketal (MOZ) Das Kuratorium des Naturparks Barnim schlägt Alarm und warnt vor einer zu dichten Bebauung in den Kommunen am Berliner Rand. Die zunehmende Bodenversiegelung durch Bauvorhaben in Ahrensfelde, Panketal, Bernau und Wandlitz wird als „dramatisch“, teilweise als „extrem“ bezeichnet.

Wo gebaut wird, wird freier Boden verschlossen, durch Wohnhäuser, Straßen, Einzelhandel, Parkplätze, Gewerbe. Ein besonders großes Manko dabei ist, dass niemand genau sagen kann, wie groß diese Versiegelung ist, hielt Naturparkleiter Peter Gärtner in der Kuratoriumssitzung am Freitag in Panketal fest. Zwar gebe es viele Zahlen zur Einwohnerentwicklung, zu Bauanträgen oder Bebauungsplänen. Doch die Sammlung von Daten zur Versiegelung im Barnim habe erst begonnen. Erfreulich sei jedoch, dass die Hochschule für nachhaltige Entwicklung in Eberswalde sich dieses Themas angenommen habe.

Bis 2006 können Aussagen zum Naturpark Barnim – zu ihm gehören unter anderem Bernau, Biesenthal, Wandlitz, Panketal, Ahrensfelde, Oranienburg – bereits getroffen werden, so Gärtner. Wurden 1990 auf der Grundlage von Satellitendaten 3992 Hektar registriert, so waren es 16 Jahre später 4351 Hektar, mithin fast neun Prozent mehr. Dies sei eine sehr „konservative“ Berechnung. Denn unberücksichtigt blieben die Versiegelungen durch Einzelbauvorhaben auf Flächen unter 900 Quadratmeter, durch Energietrassen, den Verkehrswegebau, touristische Wege sowie durch Flächen zur Gewinnung erneuerbarer Energien. Tatsächlich dürfte der Grad der Versiegelung deutlich über zehn Prozent liegen.

Problematisch sei diese Entwicklung, weil der Boden zu den wertvollsten Naturgütern zählt. Für das Wasser sei er „unser wichtigstes Speicher- und Reinigungsmedium“, so Peter Gärtner. Ein Kubikmeter Erde enthalte mehr Organismen, als Menschen auf der Erde leben. Dennoch werde der Boden permanent unterschätzt. „Die Natur unter unseren Füßen sieht uns nicht mit treuen Kulleraugen an, hat kein flauschiges Fell, trägt kein buntes Gefieder und verströmt auch keinen Blumenduft“, hat er eine Erklärung parat.

Um so dramatischer stelle sich die Zukunft dar: Deutschlandweit gehört der Bereich des Naturparks Barnim zu den Bereichen, denen bis 2025 der stärkste Einwohnerzuwachs prognostiziert wird – mit Raten, die sonst fast nur einzelnen Regionen in Bayern und Baden-Württemberg vorausgesagt werden. Pankow – als dem am stärksten wachsenden Berliner Bezirk – wird von 2011 bis 2030 allein ein Einwohnerwachstum von mehr als 16 Prozent prognostiziert. Für Panketal, Wandlitz, Bernau und Oranienburg lägen die Prognosen zwischen 0,2 bis 3,1 Prozent deutlich niedriger. Doch nach dem Anstieg seit der Wende starte dieser Zuwachs auf einem bereits sehr hohen Niveau. So stiegen die Einwohnerzahlen von 1989 bis 2014 in Bernau um rund 45 Prozent, in Wandlitz und Panketal um rund 48 beziehungsweise 88 Prozent.

Auch für die Beliebtheit des Barnims gebe es gute Gründe. Wie umfangreiche Befragungen ergeben haben, ziehen vor allem Natur und Landschaft Menschen in den Barnim. „Natur zieht Siedlung nach sich“, sagt Gärtner.

Ein „extremes Beispiel“ ist in den Augen von Andreas Krone Panketal. Mehrfach wurde in der jüngsten Vergangenheit von Eigentümern größerer Flächen und Investoren der Wunsch nach einer Wohnbebauung an die Gemeinde herangetragen, die ihrerseits eine gebremste Entwicklung anstrebt. „Es gibt ein riesiges Bauinteresse“, bestätigt Bürgermeister Rainer Fornell erneut. „Wenn aber gebaut wird, dann sollte es Geschosswohnungsbau sein, und zwar innerorts und nicht am Rande der Gemeinde.“ Dabei geht es nicht nur um die Begrenzung der Versiegelung. Nur so könne eine ausgewogene soziale Mischung erreicht werden.

Ähnlich sieht es Steffen Materne vom Oranienburger Stadtplanungsamt. Bauherren würden zwar Flächen am Rande einer Kommune bevorzugen. Im Rahmen eines „Flächenrecyclings“ beispielsweise von Altlastenflächen gebe es noch genug Potenzial innerhalb der Gemeinden.

Als negatives Beispiel für die Flächenversiegelung nannte Andreas Krone auch den Ausbau des Autobahndreiecks Barnim. Dieser Eingriff sei besonders gravierend, da es für die umgewandelten Ackerflächen keine Ausgleichsmaßnahmen wie sonst gebe.

Gärtners Fazit: Der Freiflächenschutz sei einer der wesentlichen Beiträge der Kommunen zum Klimaschutz. Unter den Wachstumsaspekten, durch die die Kommunen politisch in die Pflicht genommen würden, sei ein Freiflächenmanagement dringend geboten. Das Naturpark-Kuratorium könnte in dieser Hinsicht als „Plattform des interkommunalen Austauschs“ genutzt werden. Text: MOZ/Olaf Schröder

Ein Beitrag von Naturpark Barnim

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