Flechte des Jahres 2020
Die Finger-Scharlachflechte
(Cladonia digitata)
Die Finger-Scharlachflechte fällt beim genauen Durchstreifen ihrer Lebensräume schnell ins Auge: Knallrote Fruchtkörper sitzen wie kleine Kügelchen auf den aufrechten Stämmchen. Die Stämmchen selbst sind am oberen Ende wie kleine Becher oder Trichter geformt und haben – daher der Name – fingerartige Fortsetze.
Am wohlsten fühlt sich die Flechtenart dort, wo es nährstoffarm ist. Hier besiedelt sie morsches Holz oder den Stammbereich von Bäumen, insbesondere von Kiefern, Fichten und Birken. Ansonsten gedeiht sie auch auf Rohhumus, Moosen und Torf. Obwohl die Finger-Scharlachflechte viel Feuchtigkeit aus der Luft benötigt, kann sie mit trockenen Perioden gut umgehen und diese unbeschadet überstehen.
Ihre Lebensräume ziehen sich über weite Teile Europas, Nordamerikas und Asiens, wobei grundsätzlich kühlere Regionen bevorzugt werden. So kommt sie Europa von den höheren Gebirgen Siziliens bis in den nördlichsten Zipfel Spitzbergens vor. Mit dem massenhaften Anlegen von Nadelholz-Monokulturen hat sich die Finger-Scharlachflechte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gut in den Wäldern Deutschlands ausbreiten können. Allerdings bleibt abzuwarten, wie sie mit der Klimaerwärmung einerseits, und einem steigenden Nährstoffeintrag andererseits zurechtkommt. Experten gehen davon aus, dass es vor allem in trocken-warmen Regionen zu einem Rückgang der Art kommen kann.
Autor: Susen Reuter
Ein Beitrag von Naturpark Thüringer Schiefergebirge/Obere Saale
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